Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

414 
auszuüben vermag, wenngleich der Umstand, dass zwischen den Meridianen von 
70° und 80° Ost-Lg. fast nie Eisberge gesehen sind (abgesehen von einzelnen 
bei den Kerguelen und Heard-Inseln, welche ihren Ursprung wohl den Gletschern 
dieser Inseln verdanken), auf diese Strömung, vielleicht aber auch auf einen 
wenig Eis erzeugenden Meerestheil im SW, welchen man, wie oben angedeutet, 
aus der Richtung der Strömung resp. aus dem Fehlen gleicher südlicher Strö- 
mungen in westlicher Länge folgern könnte, zurückzuführen sein wird. 
Aus dem Vorentwickelten könnte man die eigenthümliche Folgerung 
ziehen, dass, wenn man offene, d. h. land- und inselfreie polare Meere mit ge- 
ringerer Eisbildung aufsuchen will, man nicht einer warmen Oberflächen - Strö- 
mung folgen darf. 
13) Bei Temperatur-Curve No. 48 zeigten zwei Thermometer in 100 Faden 
(183 Met.) wiederum eine höhere Temperatur an, als in 50 Faden (91 Met.) 
und an der Oberfläche, und zwar eine Temperatur von über 12° C., welche in 
dem Diagramm nicht berücksicht worden ist. 
Es ist jedenfalls auffallend, dass gerade bei oder in der Nähe äquato- 
De, A solche Unregelmässigkeiten mehrfach beobachtet wor- 
en sind. 
Es sind bisher noch keine bedeutenden nach dem antarktischen Meere 
setzenden Oberflächen-Strömungen bekannt geworden, und der neutrale Gürtel, 
welcher Gewässer von sehr verschiedener Temperatur und doch von gleichem 
absoluten specifischen Gewichte in sich vereinigt, zeigt, dass die Herstellung 
des Gleichgewichtes zwischen warmen und kalten Gewässern vermöge des neu- 
tralisirenden Unterschiedes im Salzgehalt sich ohne erhebliche Strömung voll- 
ziehen kann. 
Andererseits jedoch ist es eine Thatsache, dass sich in der Tiefe der 
warmen Meere kalte Gewässer ansammeln, die nur aus den Polar-Meeren kom- 
men können. Wenn man auch mit völliger Gewissheit annehmen kann, dass 
dieser kalte Wasserzufluss ein unmessbar langsamer ist, so ist das andringende 
Wasserquantum doch ein so immenses, dass es kaum durch die überwiegenden 
Niederschläge in der Region der kalten Gewässer und die überwiegende Ver- 
dunstung in der Region der Tropen, sowie durch die, wie es scheint, sehr ge- 
ringen nach den Polar-Meeren fliessenden Oberflächen-Strömungen ausgeglichen 
werden kann. 
Diese Betrachtung, in Verbindung mit den mehrfach gefundenen Tempe- 
ratur-Unregelmässigkeiten in der Tiefe lässt es wenigstens denkbar erscheinen, 
dass nach den Polar-Meeren setzende Unterströme vorkommen, die nach physi- 
schen Gesetzen dadurch ermöglicht würden, dass der grosse Salzgehalt des 
Tropenwassers dieses trotz seiner höheren Temperatur specifisch schwerer 
macht, als das kalte aber weniger salzhaltige Polarwasser. Solche Strömungen, 
die also auf den, den Temperatur-Unterschied in den Hintergrund stellenden 
Unterschied im Salzgehalt zurückzuführen wären, würden ihre Richtung nach 
Gegenden nehmen, wo sehr starke Niederschläge resp. geringe Eisbildungen 
stattfinden. Sie könnten nur dann von Erheblichkeit sein, wenn sie sich in der 
Temperatur wenig von den salzärmeren Gewässern unterscheiden, nach denen 
sie fliessen, Dies, sowie der Umstand, dass es nur Unterströme sein können, 
macht es wahrscheinlich, dass ihnen jede klimatische Bedeutung abgeht. Für 
die Erwärmung der Polar-Meere werden sie als wirkungslos anzusehen sein. 
Aufschluss über solche Strömungen können nur Temperaturmessungen 
mit anderen als den bisher gebrauchten Thermometern und Bestimmungen des 
specifischen Gewichtes in den verschiedensten Tiefen, sowie Bestimmungen der 
Menge der Niederschläge und der Verdunstung in allen Meeren geben. 
14) Da eine Wasserbewegung nach den Polen, wenn sie nicht besonderen 
Einflüssen unterliegt, gleich den äquatorialen Luftströmungen in der südlichen 
Hemisphäre eine südöstliche Tendenz haben wird, schien es zur Erklärung des 
auf der Länge von Kerguelen in der Regel eisbergfreien Wassers möglich, dass 
ein warmer Strom gegen die südwestliche Küste Kerguelens und an derselben 
entlang setze. Bei einer aus diesem Grunde am 26. Januar 1875 auf 50° 50° 
Süd-Br. und 70° 31‘ Ost-Lg. genommenen Reihentemperatur wurde indess nur 
kaltes Wasser unter 2.5° gefunden und ebenso ergab eine auf 51°, 49‘ Süd-Br.,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.