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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

A401 
NW-Monsun im Kampf, der sich durch heftige Gewitter über dem Continente 
und abwechselndem SE- und NW-Winde äusserte. Beide Winde schienen sich 
dann zu einem stürmischen SW- Winde zu vereinen, der eine ungemein hohe 
See längs der Küste erregte, „Gazelle“ aber rasch nordwärts brachte. Da die 
„Gazelle“ Shark-Bai ganz nahe passiren musste, so liess ich sie am 23. April 
in den Naturalisten-Kanal einlaufen, um den Gelehrten Gelegenheit zu wissen- 
schaftlichen Untersuchungen auf der kleinen Dirk Hartog Insel zu geben. — 
„Gazelle“ ankerte am 23. April des Mittags in der Turtle-Bai an der Nordspitze 
der Insel Dirk Hartog und ging, nach Explorirung dieser kleinen Insel und 
nach ergiebigem Schleppen, des Abends 8‘ Uhr wieder in See. Demnächst 
suchte „Gazelle“ am 25, April ein als sehr gefährlich bezeichnetes, unter Wasser 
gelegenes Riff, Squaw-Rock, auf, um seine Position so genau wie möglich zu 
bestimmen, Obgleich ich versuchte, über den für ihn angegebenen Platz hinüber 
zu laufen, fand ich das Riff nicht, sondern lothete vielmehr an der betreffenden 
Stelle 460 Faden oder 841 Met. (s. S. 404). 
Von hier aus steuerte ich am 26. April Ritchie - Rif an und fand die 
neuerdings dafür angegebene Länge nicht in Uebereinstimmung mit unserem 
Chronometer (s. S. 403). Nach dem Passiren des KRitchie-Riffes herrschten fast 
ununterbrochen sehr starke nordöstliche Winde mit hoher See. Ich beschloss 
daher, in die Mermaid-Strasse einzulaufen, von wo aus die Verbindung mit der 
Nicols-Bai (welche den starken NE-Winden ausgesetzt ist) leicht zu Boot und 
auch zu Lande herzustellen war. Am 27. April ankerte „Gazelle“ in dem sehr 
guten Hafen der Mermaid-Strasse (& Carton 3). Um zu erfahren, ob in der 
Nicols-Bai eine Niederlassung vorhanden wäre, sandte ich die Dampfpinasse 
zwischen den die Mermaid-Strasse westlich begrenzenden Inseln hindurch und 
liess gleichzeitig diese Strasse auslothen. Es stellte sich nun heraus, dass in 
der Nicols-Bai selbst keine Niederlassung besteht und dass die von hier nächste 
Niederlassung (/ossac an der Tientsin-Rhede ist (der Ort Roeburn liegt 25 Seem, 
weiter westlich von der Nicols-Bai in der Nähe der völlig offenen Tientsin- 
Rhede), woselbst in der Regel Provisionen, aber keine Kohlen und nur schlech- 
tes Wasser zu haben sind.“ 
Nachdem die Bai und ihre Umgebung in naturhistorischer Hinsicht durch- 
forscht worden war, dampfte „Gazelle“ am 30. April des Morgens nach Gidley- 
[sland in der nördlichen Einfahrt der Mermaid-Strasse und ankerte daselbst am 
Abend. Am 1. Mai ging sie wieder in See und setzte die Reise nach den 
Sunda-Inseln fort. Auf dieser Reise traf die „Gazelle“ den Passat zwischen 
ENE und ESE, häufig von flauen Winden und Stillen unterbrochen. Mit Rück- 
sicht auf den gleichzeitig westlich setzenden Strom würde für ein Segelschiff die 
Reise von der Westküste Australiens bis Koepang in dieser Jahreszeit kaum 
ausführbar sein, da ein Aufkreuzen gegen den Strom bei dem flauen Passat 
nicht möglich ist.. Am 8. Mai versuchte Capitain v. Schleinitz die Existenz 
der Corona - Bank, ‚auf welcher nur 10 Faden (18.3 Met.) Wasser sein soll, zu 
constatiren, fand aber an dieser Stelle eine Tiefe von über 5200 Met. (8. S. 405.) 
Die zwischen Australien und den Sunda-Inseln erhaltenen Tiefen, bis über 5500 
Met., sind überhaupt die grössten, welche die „Gazelle“ bisher gefunden hatte 
(s. Karte.) Am 11: Mai ankerte „Gazelle“ für einige Stunden bei der unbe- 
wohnten Dana-Insel, welche in naturwissenschaftlicher Hinsicht als der gsüd- 
lichste Vorposten des Indischen Archipels von hohem Interesse für die Natur- 
forschung ist. Am 14. Mai ankerte „Gazelle“ zu Koepang auf Timor und blieb 
dort bis zum 26. Mai. Während ihres Aufenthaltes daselbst wurden viele wich- 
tige wissenschaftliche Forschungen und reiche Sammlungen gemacht, unter- 
stützt von den Behörden und den dort wohnenden Europäern. Am 26. Mai 
verliess „Gazelle“ Koepang und dampfte durch die Ombay-Strasse in die Flores- 
Sce bei den Lucipara-Korallen-Inseln vorbei, wo ein Ankern sich als unmöglich 
erwies, nach Amboina auf Ceram, wo sie am 2. Juni eintraf. Die letzten durch 
den Telegraphen aus Sydney hierher gelangten Nachrichten über die „Gazelle“ 
besagen, dass sie am 4, October in Sydney eingetroffen ist, von wo sie nach 
Auckland auf Neu-Seeland sich begeben wollte.
	        
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