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Der einzige Umstand, der diesen Beobachtungen leider Einiges von ihrem
Werthe nimmt, ist die ungünstige Aufstellung der Thermometer bis zum 6. April
1875 inel. Dieselben befanden sich in einem hölzernen Jalousiekasten vor einem
Fenster der Südseite des Seemannshauses, 6,5 Met. über dem Boden, im Sommer
von hohen Bäumen beschattet. Eine solche Lage der Thermometer kann ge-
wiss, namentlich im Frühjahr und Herbst, nicht blos alle Angaben derselben im
Mittel erhöhen, sondern auch das Verhältniss der Extreme zum Temperaturmittel
beeinflussen, namentlich indem auch an kühlen und theilweise bewölkten Tagen,
in Intervallen mit Sonnenschein, bedeutende Maximaltemperaturen bewirkt wer-
den können, während andererseits die Terminablesungen eine recht niedrige mitt-
lere Lufttemperatur an demselben Tage ergeben. Da indessen in der Jahreszeit der
stärksten Sonnenstrahlung die Wand, wie gesagt, grösstentheils durch Bäume
beschattet war, auch die freie Lage des Seemannshauses am hohen Elbufer eine
kräftige Ventilation stets sicherte, so kann dieser Fehler nicht so sehr in Be-
tracht kommen, dass er uns nicht bei dem fast völligen Mangel an guten ver-
gleichenden Beobachtungen (wenigstens an bearbeiteten und publicirten) über
das Verhältniss der Angaben des Thermographen zu den Terminablesungen diese
sorgfältige Beobachtungsreihe für die Wissenschaft zu verwerthen gestattete.
In folgendem Täfelchen ist, nach den Beobachtungen vom Juni 1871 bis August
1875, zunächst die mittlere Correction angegeben, welche an das Mittel der
Extreme anzubringen ist, um jenes der Stunden 6%, 2%, 10% zu erhalten; ferner
die äussersten Werthe dieser Correctionsgrössen nach den einzelnen Jahrgängen,
um einen Maassstab für den wahrscheinlichen Fehler jener mittleren Correction
zu geben; endlich zum Vergleich die äussersten Werthe, welche sich für dieselbe
Correcetion aus den Jahrgängen 1868—71 (Mai) ergeben (alles in C°.). *)
Jan. Febr., März April Mai Juni Juli Aug. Sptbr, Octbr. Nvbr. Dezbr.
e Mittel + 0.19 -- 0.03 — 0.14 — 0.30 — 0.10 + 0.08 — 0.19 — 0.22 — 0,34 -+ 0,06 + 0.05 + 0.17
A & +02 40.12 — 0.08 — 0.17 — 0.01. +0,22 — 0.65 — 0.1 — 0.19 + 0.10 + 0.28 +0,24
5 | Arenzen) 1 Q09 — 0.04 — 0,283 — 0.42 — 0.20 — 0.14 — 0.34 — 0.44 — 0.45 + 0.04 — 0.10 + 0.14
ES 0.76 + 0.50 — 0.23 — 0,88 — 0.80 — 0.0 — 0.16 — 0.283 — 0.80 -| 0.35 + 0.54 + 0.47
Grenzen? 0.0 — 0.14 — 0.38 — 0.55 — 0.76 — 0,58 — 0,75 — 1.04 — 0,39 — 0.32 — 0,09 -+ 0,10
Die Instrumente, welche zu diesen Beobachtungen benutzt wurden, blieben
während des ganzen Zeitraums dieselben. Kin Vergleich derselben unterein-
ander hat ergeben, dass zur Reduction der Angaben der beiden andern Ther-
mometer auf jene des trockenen Thermometers vom Psychrometer folgende
Grössen an dieselben anzubringen sind:
—10° 0° 4+10° 420° +} 30° Celsius
Maximumthermometer — 01 —01 —01 — 01 000
Minimumthermometer — 02 0.0 00 — 01 00
Es ist sonach das Mittel der Extreme noch um — 0.1° C. zu verbessern,
um es mit jenem der Terminbeobachtungen vergleichen zu können,
Wir erhalten hiernach für Hamburg, und wohl auch für die ganze nord-
deutsche Küstengegend, folgende Grössen als wahrscheinlichste Werthe der Re-
ductionen, welche zur Rückführung mit Hülfe der Extreme abgeleiteter Tem-
peraturmittel auf Mittel aus 6%, 2%, 10% und auf wahre Mittel anzuwenden sind:
Jan, Febr, März April Mai Juni Juli Aug. Sptb. Octbr. Nvbr. Dezbr.
Y +03 A012 00-—02 00 +02 -—01—01 —0.2 +02 +02 +03
2) +02+01 00 00 +02 +04 01 +02 —01 +01 00 +02
3) +03 +08 103 0.2 402 402 +01 L 02 +08 +03 +02 +0,25
X Red. des Mittels der Extreme auf das Mittel Vs (6% + 2% + 10%).
2) Red. des Mittels der Extreme auf das wahre Mittel.
3) Red. des Mittels !/4 (Max. + Min. + 8% + 8%) auf das wahre Mittel.
*) Im August 1873
weil der Beobachter diese
offenbar in anderer Weise
höher, als die Temperatur
sind die Tage vom 4. bis zum 17. bei der Berechnung fortgelassen,
Zeit über beurlaubt war,‘ und dessen Stellvertreter die Ablesungen
zemacht haben; an vier von diesen Tagen ist das notirte Minimum
um 6h Morgens desselben Tages,