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scheinlich diejenige, bis zu welcher das Wasser von dem Unterschiede der
Sonnen-Einstrahlung im Sommer und im Winter beeinflusst wird.
Da, wie oben erwähnt, die Temperaturen der Banda-, Celebes- und Sulu-
See nahezu constant zu sein scheinen, so wurden dieselben Ergebnisse in ihnen
erhalten, unabhängig von Jahreszeiten und Ort. In der China-See ist das nicht
der Fall; hier sind auch die an verschiedenen Orten erhaltenen Ergebnisse ver-
schieden. Die China-Sce unterscheidet sich überhaupt in mehreren Eigenthümlich-
keiten wesentlich von den drei anderen Meerestheilen, welche von dem Indischen
Archipel eingeschlossen sind. Keiner von diesen hat über eine grosse Aus-
dehnung hin flaches Wasser, während nahezu die Hälfte der China-See eine ge-
ringerere Tiefe als. 183 Met. hat. Ferner ist die mittlere Breite der Zugänge
zu dem Ocean in diesen drei Meeresbecken dieselbe, als die der letzteren selbst;
folglich ist das aus dem Ocean herkommende Wasser dieser Meere denselben
Einflüssen unterworfen, als in den Meeresbecken selbst. In der China-See ver-
hält sich die Sache anders; denn obgleich ihre mittlere Breite 11° Nord ist,
so ist die des Ausflusses ip den Stillen Ocean zwischen der Nordspitze von
Luzon und Formosa 20'/2 Nord und die mittlere Breite des flachen Wassers,
welches stets eine hohe Temperatur hat und welches sich über den ganzen süd-
westlichen Theil westlich vom Meridian von 109° Ost erstreckt, ist 5° Nord;
ferner hat die China-See im Winter einen Temperaturwechsel von 17.8° C. zu
Hongkong bis zu 28.9 C. bei Singapore, während die Oberflächen-Temperatur
der anderen drei Seebecken im Laufe des Jahres nur wenig schwanken.
Der Wechsel der Jahreszeiten wirkt also auf die Temperatur der China-
See bedeutend ein; während des NE-Monsuns und zwar besonders von Ende
des Jahres bis Ende April ist die Verdunstung bei weitem grösser, als der
Niederschlag; in den anderen Monaten aber ist die Regenmenge sehr bedeutend
und. übertrifft die verdunstete Wassermenge um 100—300 mm. Dies ergiebt
sich nicht nur aus den Beobachtungen zu Manila (s. diese Annalen etc. pag. 316)
im Osten der China-See, wo die mittlere jährliche Regenmenge 2123 mm. be-
trägt, wovon nur 136 mm. auf die Monate Dezember bis April (inel.) kommen
und auf die Monate Mai bis November die übrigen 1987 mm., sondern auch aus
denen zu Labuan im Süden und Hongkong im Westen der China-See. Zu
Labuan ist die durchschnittliche jährliche Regenmenge 2921 mm., von denen
nur 559 mm. auf die 4 ersten Monate des Jahres fallen; zu Honkong ist der
jährliche Regenfall 2035 mm. mit 197 mm. für die Monate Januar bis April.
‘Auch die Richtung der jeweilig vorherrschenden Winde bewirkt Unter-
schiede in der Temperatur der China-See je’ nach den Jahreszeiten; zur Zeit
der Herrschaft des NO-Monsuns treibt der Wind das Wasser aus nördlichen
und kälteren Theilen des Meeres in die China-See und zwar in dem Maasse,
dass der Ueberschuss durch die engen Strassen, die sie mit der Java-See und
den Indischen Ocean verbinden, abfliesst. In Folge hiervon und weil das
Oberflächenwasser zur Zeit des NE-Monsuns durch den Ueberschuss der Ver-
dunstung über den Regenfall schwerer wird und das Bestreben hat, unter-
zusinken und seine höhere Temperatur den tieferen Schichten des Meeres mit-
zutheilen, während zur Zeit des SW-Monsuns durch den Ueberschuss der Regen-
menge über die Verdunstung und durch den Wind selbst das Wasser aus der
China-See in den Stillen Ocean hineingedrängt wird und dafür das kältere
Wasser der Tiefe näher an die Oberfläche gelangt, — wird die Minimal-Tem-
peratur der China-See während der Zeit des SW-Monsuns in geringerer Tiefe
unter der Oberfläche angetroffen werden, als zur Zeit des NE-Monsuns.
Aus diesen Gründen ist es schwierig, ja unmöglich, die Tiefe der unter-
seeischen Erhebung, welche die tieferen Theile der China-See von dem Stillen
Ocean trennt, zu bestimmen. Die Minimal-Temperatur der China-See von 2,8° C.
findet sich im Stillen Ocean in einer Tiefe von 1646 Met. (900 Faden); die
wahrscheinliche Tiefe jener beide Meeresbecken trennenden Erhebung dürfte daher
wahrscheinlich innerhalb der Grenzen von 1280 und 1829 Met. (700—1000 Fad.)
anzutreffen sein.