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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

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scheinlich diejenige, bis zu welcher das Wasser von dem Unterschiede der 
Sonnen-Einstrahlung im Sommer und im Winter beeinflusst wird. 
Da, wie oben erwähnt, die Temperaturen der Banda-, Celebes- und Sulu- 
See nahezu constant zu sein scheinen, so wurden dieselben Ergebnisse in ihnen 
erhalten, unabhängig von Jahreszeiten und Ort. In der China-See ist das nicht 
der Fall; hier sind auch die an verschiedenen Orten erhaltenen Ergebnisse ver- 
schieden. Die China-Sce unterscheidet sich überhaupt in mehreren Eigenthümlich- 
keiten wesentlich von den drei anderen Meerestheilen, welche von dem Indischen 
Archipel eingeschlossen sind. Keiner von diesen hat über eine grosse Aus- 
dehnung hin flaches Wasser, während nahezu die Hälfte der China-See eine ge- 
ringerere Tiefe als. 183 Met. hat. Ferner ist die mittlere Breite der Zugänge 
zu dem Ocean in diesen drei Meeresbecken dieselbe, als die der letzteren selbst; 
folglich ist das aus dem Ocean herkommende Wasser dieser Meere denselben 
Einflüssen unterworfen, als in den Meeresbecken selbst. In der China-See ver- 
hält sich die Sache anders; denn obgleich ihre mittlere Breite 11° Nord ist, 
so ist die des Ausflusses ip den Stillen Ocean zwischen der Nordspitze von 
Luzon und Formosa 20'/2 Nord und die mittlere Breite des flachen Wassers, 
welches stets eine hohe Temperatur hat und welches sich über den ganzen süd- 
westlichen Theil westlich vom Meridian von 109° Ost erstreckt, ist 5° Nord; 
ferner hat die China-See im Winter einen Temperaturwechsel von 17.8° C. zu 
Hongkong bis zu 28.9 C. bei Singapore, während die Oberflächen-Temperatur 
der anderen drei Seebecken im Laufe des Jahres nur wenig schwanken. 
Der Wechsel der Jahreszeiten wirkt also auf die Temperatur der China- 
See bedeutend ein; während des NE-Monsuns und zwar besonders von Ende 
des Jahres bis Ende April ist die Verdunstung bei weitem grösser, als der 
Niederschlag; in den anderen Monaten aber ist die Regenmenge sehr bedeutend 
und. übertrifft die verdunstete Wassermenge um 100—300 mm. Dies ergiebt 
sich nicht nur aus den Beobachtungen zu Manila (s. diese Annalen etc. pag. 316) 
im Osten der China-See, wo die mittlere jährliche Regenmenge 2123 mm. be- 
trägt, wovon nur 136 mm. auf die Monate Dezember bis April (inel.) kommen 
und auf die Monate Mai bis November die übrigen 1987 mm., sondern auch aus 
denen zu Labuan im Süden und Hongkong im Westen der China-See. Zu 
Labuan ist die durchschnittliche jährliche Regenmenge 2921 mm., von denen 
nur 559 mm. auf die 4 ersten Monate des Jahres fallen; zu Honkong ist der 
jährliche Regenfall 2035 mm. mit 197 mm. für die Monate Januar bis April. 
‘Auch die Richtung der jeweilig vorherrschenden Winde bewirkt Unter- 
schiede in der Temperatur der China-See je’ nach den Jahreszeiten; zur Zeit 
der Herrschaft des NO-Monsuns treibt der Wind das Wasser aus nördlichen 
und kälteren Theilen des Meeres in die China-See und zwar in dem Maasse, 
dass der Ueberschuss durch die engen Strassen, die sie mit der Java-See und 
den Indischen Ocean verbinden, abfliesst. In Folge hiervon und weil das 
Oberflächenwasser zur Zeit des NE-Monsuns durch den Ueberschuss der Ver- 
dunstung über den Regenfall schwerer wird und das Bestreben hat, unter- 
zusinken und seine höhere Temperatur den tieferen Schichten des Meeres mit- 
zutheilen, während zur Zeit des SW-Monsuns durch den Ueberschuss der Regen- 
menge über die Verdunstung und durch den Wind selbst das Wasser aus der 
China-See in den Stillen Ocean hineingedrängt wird und dafür das kältere 
Wasser der Tiefe näher an die Oberfläche gelangt, — wird die Minimal-Tem- 
peratur der China-See während der Zeit des SW-Monsuns in geringerer Tiefe 
unter der Oberfläche angetroffen werden, als zur Zeit des NE-Monsuns. 
Aus diesen Gründen ist es schwierig, ja unmöglich, die Tiefe der unter- 
seeischen Erhebung, welche die tieferen Theile der China-See von dem Stillen 
Ocean trennt, zu bestimmen. Die Minimal-Temperatur der China-See von 2,8° C. 
findet sich im Stillen Ocean in einer Tiefe von 1646 Met. (900 Faden); die 
wahrscheinliche Tiefe jener beide Meeresbecken trennenden Erhebung dürfte daher 
wahrscheinlich innerhalb der Grenzen von 1280 und 1829 Met. (700—1000 Fad.) 
anzutreffen sein.
	        
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