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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

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(mützenförmige) Felsen-Insel, sowie die ziemlich hohen Roland-Inseln eine gute 
Marke abgeben. 
Lothungsbank. Es sind hier keine Untiefen vorhanden, dagegen kann 
man bereits in Entfernung von 70 Seecm. von Bligh’s Cap mit 377 Met. Leine 
Grund lothen. Diese Lothungsbank, welche die Kerguelen-Gruppe an der 
Nord-, Ost- und Süd-Seite umgiebt (an der West-Seite ist noch nicht gelothet 
worden), hat nach der Inselgruppe zu allmälig, wenn auch nicht ganz regel- 
mässig, abnehmende "Liefen, so dass sie bei dem so häufig hier vorkommenden 
dicken Wetter einen sehr guten Anhalt für die Navigirung gewährt. Es ist 
dabei zu bemerken, dass zuweilen ganz in der Nähe der Felsenabhänge der 
Inseln und zwischen den einzelnen Inseln der Gruppe, sowie in den Baien und 
Sunden die Wassertiefen grösser sind als auf der Bank. Bei dickem Wetter 
würde es nicht gerathen scin, sich auf weniger Wasser als 130 bis 150 Met. 
zu begeben, und !/2 Seem. von den Riffen entfernt ist in der Regel noch eine 
Wassertiefe von 38 bis 56 Met. gefunden worden. 
Der Strom pflegt bei der Insel mit dem Winde ca. !/a bis !/2 Knoten zu 
laufen. An der Ostseite der Insel erfuhren wir in der Regxel eine westliche, 
zuweilen auch eine südliche Versetzung. 
Ein gutes Schiff ist im Stande in Lee der Insel, selbst gegen den ge- 
wöhnlich herrschenden Nordwest-Sturm, aufzukreuzen, wenn es nicht zu wenig 
Segel führt. Der Nordwest resp. West-Wind pflegt an der Südseite der Insel 
etwas südlicher, an der Nordseite etwas nördlicher zu stehen, als die Wind- 
richtung auf hoher See ist. 
Untiefen und Tangbänke. Ausser den in der Karte eingezeichneten 
Untiefen resp. Tangbänken kommen an der Nord-, Ost- und Südseite der Insel- 
Gruppe sehr wahrscheinlich keine Untiefen vor. Die ausserhalb der Inseln 
vorkommenden Untiefen kennzeichnen sich, soweit die bisherige Erfahrung 
reicht, durchweg durch den darauf wachsenden Seetang (Macrocystis pyrifera 
Agardt). Dieser Tang haftet nur an Felsen und Steintrümmern fest, weshalb 
er flache sandige Stellen in einzelnen Baien nicht anzeigt. In der Tucker- 
Strasse wurde ein Fels gefunden, auf welchem der Tang ebenfalls nicht wuchs. 
Wahrscheinlich ist es ein einzeln stehender spitzer Felsblock, der dem Tang 
nicht genügende Fläche zum Anheften gewährt. 
nebst den gelotheten Tiefen, wie auch, die der britischen Admiralitätskarte No, 2398 entnomme- 
nen Tiefenlothungen des „Challenger“ angegeben. 
Um auf dieser hier beigegebenen Karte die zerrissenen Contouren der Küste deutlicher 
zeigen zu können, sowie die Namen und zahlreichen Tiefenlothungen klar und leserlich erschei- 
nen zu lassen, wurde ein etwas grösserer Maassstab, als der der Originalkarte gewählt, nämlich 
der Maassstab von 1: 150,000, und in dieser Karte zugleich auch die oben erwähnten Specialkarten 
verarbeitet, Die Küste der Observations-Halbinsel ist nicht genau vermessen und bedarf noch der 
Berichtigung. Die trigonometrisch bestimmten Punkte sind: der Plattenberg, der Tafelberg, der 
höchste Punkt des Strauch-Höhenzuges, der Dachberg, die nördlich davon liegende Kuppe, fer- 
ner der Castle-Berg, der Moseley-Berg, der Hooker-Berg und der Crozier-Berg. 
Folgende Berghöhen sind von Capt.-Lieut, Strauch barometrisch gemessen worden: der 
Plattenberg (in WzN 0.8 Seem, von Betsy Cove entfernt), 115.48 Met. oder 379 engl. Fuss hoch; 
der Tafelberg (in SzO01/20 2.5 Seem. vom Observationsberge bei Betsy Cove entfernt), 186.43 Met, 
oder 612 engl. Fuss hoch; der höchste Punkt des Strauchbergzuges (in SW3/4W von Betsy Cove), 
382,83 Met. oder 1256 engl. Fuss hoch; der Dachberg (3.7 Seem. westlich von Betsy Cove), 501,68 
Met, oder 1650 engl. Fuss hoch; endlich der Moseley-Berg (5.8 Seem. in WI/aN von Betsy Cove 
entfernt), 757.8 oder 2487 engl. Fuss hoch. Die anderen Höhenangaben sind der britischen 
Admiralitätskarte No. 2398 entnommen. 
Die geographische Länge basirt auf der beobachteten Länge vom Sonntagshafen in 69° 
34',9 Ost-Lg. und von Betsy Cove in 70° 12‘ Ost-Lg. von Greenwich, Letztere, als die der Be- 
obachtungsstation der Deutschen Venus-Expedition, ist in dem Artikel IV. über die Expedition 
S. M, S. „Gazelle“, pag. 116, zu 70° 10° Ost angegeben. Indessen hat sich als das wahrschein- 
lichste Ergebniss der bis jetzt noch nicht beendeten Reduction sämmtlicher Beobachtungen zur 
Bestimmung der Länge von Betsy Cove 70° 12‘ Ost herausgestellt. Diese Länge stimmt auch 
mit der auf den britischen Admiralitätskarten No. 2398 und 800 gegebenen überein (in den Hydr. 
Mitth, 1874, pag. 209, sind die Positionen von Elizabeth Head und Betsy Cove mit einander zu 
vertauschen), und ist hiernach bei dieser Karte angenommen worden. Die Breite des Observa- 
tionsberges zu Betsy Cove ist 49° 8‘ 54" Süd. 
In Betreff der Namengebung bezw. neuen Benennungen verweisen wir hier auf die An- 
merkung zu Seite 110 dieser Annalen. 
Die kleine Skizze am oberen Rande der Karte giebt eine Uebersichtskarte der Kerguelen- 
Insel; der schraffirte Theil zeigt das von S. M, S. „Gazelle“ vermessene Gebiet an. Schliesslich 
bemerken wir noch, dass bei der Aussprache von Kerguelen der Ton auf der ersten Silbe 
ruhen muss. A_d. R.
	        
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