Skip to main content

Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

353 
selben: zu zweifeln begann, da 1 bis 2 Kblg. vom Innern der Foundery-Branch 
entfernt noch keine Abzweigung derselben wahrzunehmen war; auch ein ausge- 
sandtes Boot konnte den Eingang zu diesem schönen Hafen nicht eher finden, 
als bis es sich schon dicht vor ihm befand. Herr v. Schleinitz nannte dieses 
Bassin Gazelle-Bassin und den Hafen selbst Schönwetter-Hafen (s. S. 364). 
Am 18. November kehrte „Gazelle“ wieder nach Betsy-Cove zurück; von 
dort unternahm Frhr. v. Scheinitz mit Dr. Boergen zu astronomischen Zwecken 
eine Fahrt nach dem Royal Sound zu den astronomischen Stationen der Engländer 
und Amerikaner, konnte aber wegen des fast fortwährend herrschenden Sturmes 
mit Regen und häufigen Nebels nur wenige Vermessungen ausführen. 
Am 28. November verliess „Gazelle“ abermals Betsy Cove, um in dem 
Weihnachtshafen Kohlen zu holen und auf der Fahrt dahin soviel als möglich 
Vermessungen auszuführen. Herr v. Schleinitz schreibt hierüber u. A.: „In 
der Nähe vom Palliser Hafen und noch bevor ich das dortige Land genauer 
recognosciren konnte, wurde es trübe, und als ich mich zwischen den weit 
hinaus sich erstreckenden Riffen und Klippen befand, trat wieder Regen und 
Nebel ein. Ich konnte aber genug sehen, um diese und die Tangbänke zu ver- 
meiden und ankerte unter einer in Sicht gekommenen Insel. Als es am Nach- 
mittage aufklarte und gleichzeitig ein starker NW-Wind einsetzte, lief ich in 
die tiefere Bucht der Halbinsel ein, die ich vom Ankerplatze aus wahrgenommen 
hatte. In der oben erwähnten brit. Admiralitätskarte No. 2398 ist diese Bucht 
nicht angegeben, oder doch nur an einer ganz falschen Stelle und in falscher 
Richtung angedeutet. In der alten Karte des Walfischfängers, Capt. Rhodes, 
vom Jahre 1799 ist dagegen die Bucht schon richtig angedeutet und Successful 
Harbour (Erfolgshafen) genannt worden (s. S. 360). Das stürmische Wetter 
hielt die „Gazelle‘‘ vom 29. November bis zum 2. Dezember in diesem Hafen fest. 
Um diese Zeit stieg das Barometer und „Gazelle“ ging wieder in See, um durch 
den Aldrich-Kanal nach dem Weihnachtshafen zu dampfen. Von der nördlichen 
Spitze der Bismarck-Halbinsel (s. S. 360) erstrecken sich Felseninselchen und 
Riffe nach den nördlich davon gelegenen Inseln. Ich fand zwischen ihnen eine 
Passage, in welcher 56 bis 57 Met. und gleich darauf 32 bis 23 Met, Wasser 
waren. Der wieder stärker werdende Wind veranlasste mich nach der übrigens 
noch gar nicht vermessenen Rhodes Bai (s. S. 359) abzuhalten, in welcher 
durch die Prinz-Adalbert Insel (s. S. 358) einiger Schutz vor dem heftigen Winde 
zu hoffen war. Ich gedachte, wenn hier kein Hafen wäre, entweder in Lee 
dieser Insel zu ankern, oder, wenn kein geeigneter Ankerplatz vorhanden sei, 
nach See zurückzulaufen. 
In. der Segel-Direetion der englischen Admiralität findet sich über die 
Rhodes-Bai nur die folgende Notiz: „The entrance to this bay lies about 
ö miles to the southward of Howe’s Foreland and is obstructed by rocks and 
extensive banks of kelp or rockweed. The bay has two branches that run in 
a WSW and WNW direction at a distance of 15 or 16 miles. Little is known 
of Rhodes bay, but it is stated, that there are several good harbours in it.“ 
Von dieser Notiz fand ich nur den Schluss bestätigt. Als ich längs der Küste 
der Prinz-Adalbert-Insel abwärts dampfte, bemerkte ich zunächst eine geringe 
Einbuchtung mit zwei Inselchen, hinter welchen ein Ankern möglich schien, 
etwas weiter südwestlich aber eine schmale Bucht, vor deren Eingang zwei 
kleine Felseninseln lagen. Der Tang liess nur einen schmalen, etwas gewun- 
denen Kanal frei, der aber eine hinreichend tiefe, in einen sehr guten Hafen 
(den Marien-Hafen s. S. 359) führende Passage bot. Ich ankerte hier, da der 
Sturm an Stärke noch fortwährend zunahm, und liess die nächsten Partien der 
Küste durch Boote vermessen. Es wehte hier drei Tage lang (vom 2. bis 5. De- 
zember) ein schwerer Sturm aus NW und WNW.“ 
Ein Versuch der „Gazelle“, am 5. Dezember diesen Hafen zu verlassen, 
am durch den Aldrich-Kanal nach dem Weihnachtshafen zu dampfen, misslang. 
Gazelle musste deshalb in den Marienhafen zurückkehren; am Abend erreichte 
der Sturm die Stärke 11. Am 6. Dezember nahm der Wind. bei fallendem 
Barometer ab — durchschnittlich war auf den Kerguelen das Wetter bei 
niedrigem Barometerstande günstiger, als bei hohem, so dass Herr v. Schleinitz 
beschloss, das voraussichtlich eintreffende günstige Wetter zu benutzen, um durch 
die noch nicht vermessene Tucker-Strasse (s. S. 359) nach dem Weinachtshafen zu
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.