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selben: zu zweifeln begann, da 1 bis 2 Kblg. vom Innern der Foundery-Branch
entfernt noch keine Abzweigung derselben wahrzunehmen war; auch ein ausge-
sandtes Boot konnte den Eingang zu diesem schönen Hafen nicht eher finden,
als bis es sich schon dicht vor ihm befand. Herr v. Schleinitz nannte dieses
Bassin Gazelle-Bassin und den Hafen selbst Schönwetter-Hafen (s. S. 364).
Am 18. November kehrte „Gazelle“ wieder nach Betsy-Cove zurück; von
dort unternahm Frhr. v. Scheinitz mit Dr. Boergen zu astronomischen Zwecken
eine Fahrt nach dem Royal Sound zu den astronomischen Stationen der Engländer
und Amerikaner, konnte aber wegen des fast fortwährend herrschenden Sturmes
mit Regen und häufigen Nebels nur wenige Vermessungen ausführen.
Am 28. November verliess „Gazelle“ abermals Betsy Cove, um in dem
Weihnachtshafen Kohlen zu holen und auf der Fahrt dahin soviel als möglich
Vermessungen auszuführen. Herr v. Schleinitz schreibt hierüber u. A.: „In
der Nähe vom Palliser Hafen und noch bevor ich das dortige Land genauer
recognosciren konnte, wurde es trübe, und als ich mich zwischen den weit
hinaus sich erstreckenden Riffen und Klippen befand, trat wieder Regen und
Nebel ein. Ich konnte aber genug sehen, um diese und die Tangbänke zu ver-
meiden und ankerte unter einer in Sicht gekommenen Insel. Als es am Nach-
mittage aufklarte und gleichzeitig ein starker NW-Wind einsetzte, lief ich in
die tiefere Bucht der Halbinsel ein, die ich vom Ankerplatze aus wahrgenommen
hatte. In der oben erwähnten brit. Admiralitätskarte No. 2398 ist diese Bucht
nicht angegeben, oder doch nur an einer ganz falschen Stelle und in falscher
Richtung angedeutet. In der alten Karte des Walfischfängers, Capt. Rhodes,
vom Jahre 1799 ist dagegen die Bucht schon richtig angedeutet und Successful
Harbour (Erfolgshafen) genannt worden (s. S. 360). Das stürmische Wetter
hielt die „Gazelle‘‘ vom 29. November bis zum 2. Dezember in diesem Hafen fest.
Um diese Zeit stieg das Barometer und „Gazelle“ ging wieder in See, um durch
den Aldrich-Kanal nach dem Weihnachtshafen zu dampfen. Von der nördlichen
Spitze der Bismarck-Halbinsel (s. S. 360) erstrecken sich Felseninselchen und
Riffe nach den nördlich davon gelegenen Inseln. Ich fand zwischen ihnen eine
Passage, in welcher 56 bis 57 Met. und gleich darauf 32 bis 23 Met, Wasser
waren. Der wieder stärker werdende Wind veranlasste mich nach der übrigens
noch gar nicht vermessenen Rhodes Bai (s. S. 359) abzuhalten, in welcher
durch die Prinz-Adalbert Insel (s. S. 358) einiger Schutz vor dem heftigen Winde
zu hoffen war. Ich gedachte, wenn hier kein Hafen wäre, entweder in Lee
dieser Insel zu ankern, oder, wenn kein geeigneter Ankerplatz vorhanden sei,
nach See zurückzulaufen.
In. der Segel-Direetion der englischen Admiralität findet sich über die
Rhodes-Bai nur die folgende Notiz: „The entrance to this bay lies about
ö miles to the southward of Howe’s Foreland and is obstructed by rocks and
extensive banks of kelp or rockweed. The bay has two branches that run in
a WSW and WNW direction at a distance of 15 or 16 miles. Little is known
of Rhodes bay, but it is stated, that there are several good harbours in it.“
Von dieser Notiz fand ich nur den Schluss bestätigt. Als ich längs der Küste
der Prinz-Adalbert-Insel abwärts dampfte, bemerkte ich zunächst eine geringe
Einbuchtung mit zwei Inselchen, hinter welchen ein Ankern möglich schien,
etwas weiter südwestlich aber eine schmale Bucht, vor deren Eingang zwei
kleine Felseninseln lagen. Der Tang liess nur einen schmalen, etwas gewun-
denen Kanal frei, der aber eine hinreichend tiefe, in einen sehr guten Hafen
(den Marien-Hafen s. S. 359) führende Passage bot. Ich ankerte hier, da der
Sturm an Stärke noch fortwährend zunahm, und liess die nächsten Partien der
Küste durch Boote vermessen. Es wehte hier drei Tage lang (vom 2. bis 5. De-
zember) ein schwerer Sturm aus NW und WNW.“
Ein Versuch der „Gazelle“, am 5. Dezember diesen Hafen zu verlassen,
am durch den Aldrich-Kanal nach dem Weihnachtshafen zu dampfen, misslang.
Gazelle musste deshalb in den Marienhafen zurückkehren; am Abend erreichte
der Sturm die Stärke 11. Am 6. Dezember nahm der Wind. bei fallendem
Barometer ab — durchschnittlich war auf den Kerguelen das Wetter bei
niedrigem Barometerstande günstiger, als bei hohem, so dass Herr v. Schleinitz
beschloss, das voraussichtlich eintreffende günstige Wetter zu benutzen, um durch
die noch nicht vermessene Tucker-Strasse (s. S. 359) nach dem Weinachtshafen zu