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Greenwicher Sternwarte alljährlich veröffentlichten Gänge zeigen, auf einen so
hohen Grad gebracht werden, dass in der That zwischen den Temperaturen
0° und + 30° C. keine merkbare Abhängigkeit des Ganges von der Tempera-
tur hervortritt. Es ist zu hoffen, dass unsere deutschen Chronometer-Fabrikan-
ten den in England erzielten Fortschritten in der Construction der Unruhe eine
grössere Aufmerksamkeit zuwenden werden.
Die durch die Neigung zum Acceleriren bei neuen Chronometern hervor-
iretende Gangänderung hat sich, wenigstens bei den von bedeutenderen Fabri-
kanten eingelieferten Chronometern, meist als unerheblich und bald verschwin-
dend herausgestellt. Eine mit der Zeit fortschreitende Aenderung des Ganges
bei älteren Chronometern deutet meist auf Dickwerden des Oeles, wodurch die
Schwingungen der Unruhe verkleinert werden, oder auf eine Störung im Me-
chanismus. Namentlich ist ein stark retardirender Gang meist ein Zeichen von
Rost auf der Spirale und endigt gewöhnlich mit dem Zerspringen der letzteren.
Sobald eine starke Gangänderung ohne erkennbare Ursache eintritt, wird es
immer das Richtigste sein, das Chronometer nicht weiter aufzuziehen, da die
im Werk eingetretene Störung sonst leicht für das Chronometer verderblich
werden kann.
Eine Veränderung der Compensation ist bisweilen, nachdem die Chrono-
meter von einer Reise zurückgekehrt sind, hervorgetreten. Dieselbe ist indes-
sen sehr langsam und in geringerem Betrage vor sich gegangen, und wird,
wie schon oben erwähnt, bei der Darstellung des Ganges durch eine Gleichung
nur in seltenen Fällen zu berücksichtigen sein.
Behufs Ermittelung des KEinflusses des Luftdruckes auf den Gang der
Chronometer wurde eine Anzahl derselben mehrere Tage hindurch unter den
Reecipienten einer Luftpumpe gebracht und der Barometerstand darin um 1 De-
zimeter verringert. Falls überhaupt der Barometerstand mit dem Chronometer-
gang im Zusammenhang stände, müsste eine solche Aenderung des Luftdruckes
einen deutlichen Einfluss auf den Gang zeigen, — es ist indessen bei keinem
der untersuchten Chronometer ein derartiger irgend merkbarer Zusammenhang
hervorgetreten, übereinstimmend mit dem bezüglichen von Villarceau auf theo-
retischem Wege gefundenen Resultate.
Der Einfluss der Schiffsbewegung auf den Chronometergang ist in den
Fällen, wo die Observationsjournale, in denen die täglich bei den Chronometern
abgelesenen Temperaturen angegeben sind, auf der Sternwarte zur Einsicht
eingeliefert wurden, ermittelt. Derselbe ist bei manchen Chronometern nicht
unerheblich und steigt häufig auf eine Secunde und mehr. Die Beantwortung
der Frage, in wie weit der Einfluss bei einem und demselben Chronometer con-
stant bleibt, und ob er mit einiger Sicherheit bei der Ablieferung eines Chro-
nometers vom Lande an Bord eines Schiffes im Voraus bestimmt und bei der
Schiffsrechnung berücksichtigt werden kann, muss ausgedehnteren Untersuchun-
gen vorbehalten bleiben.
Kleine hydrographische Notizen.
1. Flaschenpost. a) Von S. M. S. „Elisabeth“ wurde am 10. April d. J.
1} Nachm. auf der Reise von Plymouth nach Kiel in 55° 37‘ Nord-Br. und 2°
41‘ 42“ Ost-Lg. eine mit Sand beschwerte Flasche über Bord geworfen; diese
Flasche ist am 25. Juni. d. J. um 4* 30" Nachm. am Strande bei Rödhus,
3 Seem. südlich von Blockhuus, in Jütland, in ungefähr 57° 15‘ Nord-Br. und
9° 33‘ Ost-Lg. von dem Strandvoigt Niels Pedersen aufgefunden.
Danach hat diese Flasche in 75's Tagen in rechtw. N67°O0 ciren 250 Seem,
zurückgelegt, mithin ist die Flasche ungefähr 3.s Seem. den Tag getrieben, wenn
solche sogleich beim Antreiben an den Strand gefunden worden ist.
b) Von S. M. S. „Augusta“ wurde am 16. Januar 1874 um 1*Nachm. in
9° 13‘ 830“ Nord-Br. und 52° 53‘ 0“ West-Lg. auf der Reise von Barbados nach
Bahia eine mit Sand beschwerte Flasche über Bord geworfen; diese Flasche ist