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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

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lichen Marine sind; endlich sind von Fabrikanten zum eventuellen Ankauf noch 
41 eingesandt, so dass sich die Zahl der untersuchten Chronometer, abgesehen 
von den der Sternwarte selbst gehörenden, auf 91 beläuft. 
Die vollständige Untersuchung eines Chronometers hat sich über folgende 
Punkte zu erstrecken: 
1) Es ist zu untersuchen, ob und in wie weit der Gang sich bei ver- 
schiedenen Temperaturen ändert, und zwar ist es nicht ausreichend, nur extreme 
Temperaturen zu berücksichtigen, sondern es ist durch neben einander ge- 
zeichnete Curven der Temperatur und des täglichen Ganges zu ermitteln, in 
welcher Weise auch bei geringeren Temperatur-Differenzen, und zwar bei ver- 
schiedener Höhe der Temperatur ein Zusammenhang zwischen beiden hervortritt. 
2) Wenn möglich, ist die Untersuchung der Wärmecompensation nach 
längeren Zeiträumen zu wiederholen, um zu constatiren, ob eine Veränder- 
lichkeit des Compensationsapparates in der Unruhe stattfindet. 
3) Es ist zu ermitteln, ob und in wie weit der Barometerstand mit 
den Chronometergängen im Zusammenhange steht, entweder ebenfalls durch 
neben einander gestellte Curven, oder durch directe Bestimmung mit Hülfe einer 
Luftpumpe. 
4) Die bei neuen Chronometern bisweilen merklich hervortretende Nei- 
gung zum Acceleriren ist zu ermitteln, und zu untersuchen, wie lange dieselbe 
anhält, und ob sie sich durch eine einfache analytische Formel ausdrücken lässt. 
5) Wo es angeht, ist die Veränderung des Chronometerganges, welche 
durch die auf See stattindende Bewegung des Schiffes entsteht, zu ermitteln. 
Der Vollständigkeit wegen möchte noch der Fehler des Isochronismus 
der Spirale für grosse und kleine Schwingungen erwähnt werden, der durch 
Abspannen der Feder gefunden wird, doch darf diese Operation wohl nur durch 
Uhrmacher von Fach ausgeführt werden. Sie kann ersetzt werden durch An- 
bringung einer kleinen Frietionsrolle an eines der Räder des Werkes, wobei in- 
dessen bei nicht hinreichend grosser Uebung das Werk leicht zum Stehen ge- 
bracht werden kann. 
In einer werthvollen Abhandlung in den „Annales de l’Observatoire Im- 
perial de Paris.“ Memoires. Tome VII*) behandelt Villarceau die Wirkung 
oben erwähnter Fehler eines Chronometers auf den Gang desselben. Die von 
der Zeit und Temperatur abhängigen Grössen werden durch die Taylor’sche 
Reihe folgendermassen dargestellt: 
d d d2y (t‘—t)? d2y (t'——t) (0’—0 
YSt E-I00 + TE Has I 
d?y (0'—0)? 
+ Je 12 ER a a ra 
worin t‘ die Zeit, @‘ die Temperatur, ferner y‘ eine Function der veränderlichen 
t‘ und &, endlich y einen den bestimmten Werthen t und © von % und ©‘ ent- 
sprechenden Werth von y‘ bedeutet. 
Betrachtet man die einzelnen Glieder obiger Reihe, so findet sich, dass 
darin Rücksicht genommen ist: 
1) auf den Fehler der Compensation 
Ay in a2y {&-0f 1. 
(310-4 +2 15 +) 
2) auf die Veränderung des Ganges mit der Zeit 
dy ı, a2y {t—t} ) 
(da aa fm 
3) auf die Veränderung der Compensation mit der Zeit 
( IH le 
atdo 1 1 
*) Eine kurze Inhaltsangabe und Besprechung dieser Abhandlung findet sich in den Hydr. 
Mitth, 1873, pag. 298—301, in dem Aufsatze von Dr. C. Börgen: Längenbestimmungen auf See 
und die wissenschaftliche Behandlung der Chronometer-Beobachtungen, und in seinem zweiten Auf- 
satze über denselben Gegenstand in den Hydr. Mitth, 1874, pag. 174 und 183—187 ist die Villar- 
ceau’sche Methode an einigen Beispielen erläutert, welche die Anwendung und auch bis zu einem 
gewissen Grade den Nutzen der Villarceau’schen Gangformel zeigen. . A. d. R.
	        
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