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Die beiden ersten Beobachtungsreihen am 10. und 11. Juni sind auf der
Linie des grössten Kreises zwischen Yokohama und Cap Flattery an der West-
küste von Nordamerika ausgeführt, als die „Tuscarora“ diese Linie für die
projectirte Kabellegung zwischen Japan und Nordamerika untersuchte und dabei
fand, dass wegen der grossen und plötzlich sich senkenden Tiefen des Meeres-
grundes diese Linie für den fraglichen Zweck aufgegeben werden müsse (s. Hydr.
Mitth.“ 1874 pag. 286). Am 11. Juni 1874 befand sich die „Twscarora“ ganz
nahe an der Stelle, wo die „Arcona“ am 10. April 1875 den ersten grösseren
Sprung in der Temperatur des Oberflächenwassers des Kuro-siwo wahrnahm und
aus dem warmen in den kalten Strom gelangte (s. S. 273 und Tab. S. 275).
Von einem kalten Strom in dieser selben Gegend findet sich aber in den Beob-
achtungen der „Tuscarora“ keine Spur, vielmehr ist die Oberflächentemperatur
am 11. Juni noch eine sehr hohe. (20.1°. C.) und die Temperaturen in den Tie-
fen von 183 und 366 Met. (100 und 200 Fad.) beträchtlich höher, als in grösse-
rer Nähe an der Japanischen Küste am.10. Juni, erst in grösserer Tiefe bei
914.4 Met. (500 Fad.) findet sich eine derselben entsprechende niedrigere Tem-
peratur. Hätte die „7wscarora“ ihren Kurs auf dem grössten Kreise zwischen
Yokohama und Cap Flattery forigesetzt, so würden wir noch mehrere Beob-
achtungen erhalten haben, welche wir mit den Temperaturmessungen der „Ar-
cona“ am 11. April und den folgenden Tagen vergleichen könnten, Aus dem
Vergleich der Beobachtungen vom 10. April 1875 und 11. Juni 1874 und
aus den Beobachtungen am Bord der „Tuscarora“ am 15. Juni 1874 scheint
aber hervorzugehen, dass in den Sommermonaten die Grenze zwischen dem
warmen: und kalten Oberflächenstrom weiter nach Norden und Westen zu
setzen sein dürfte.
Bei den Lothungen nämlich, welche Capitain Belknap am Rande des
Kuro-siwo vom 13. bis 19. Juni 1874 ausführte, abermals auf einer Linie des
grössten Kreises zwischen Point Komoto und San Francisco und wobei er eben-
falls auf zu grosse Tiefen für die Ausführung einer Kabellegung stiess und
überhaupt zu der grössten bis jetzt mit genauen Loth- Apparaten gemessenen
Tiefe von 8513 Met. (4655 Fad.) gelangte (s. „Hydr. Mitth.“ 1874 pag. 286),
wurden noch Reihentemperaturmessungen vorgenommen. Diese ergaben schon
vom 11. zum 14. Juni eine bedeutende Temperatur-Abnahme (von 5.7°) an der
Oberfläche: des Wassers, aber eine noch grössere (von 11°) in einer Tiefe von
nur 91.4 Met. Am 15. Juni zeigte sich auf einer noch geringeren Entfernung
hier (zwischen 41° 25’ und 46° Nord-Br. und 144° 47‘ und 145° 40’ Ost-Lg.)
eine Temperaturerniedrigung von 15.7° bis 8.6° an der Oberfläche und von 10.s
bis 1.s in einer Tiefe von 91.4 Met. (50 Fad.); am 16. Juni betrug die Tem-
peratur an der Oberfläche 11.1°, in einer Tiefe von 55 Met. (30 Fad.) dagegen
nur 2.6° und am 18. Juni in derselben geringen Tiefe gar nur 0°, dieselbe
Temperatur, welche am 16. Juni in 6560 Met, Tiefe gefunden worden ist; die
Oberflächentemperatur sank bis zum 20. Juni in 46° Nord-Br. und 151 Ost-Lg.
bis zu 2.8°, stieg aber wieder bis zum 23. Juni, nahe bei der Insel Jesso in
41% Nord-Br. und 144° Ost-Lg. bis zu 15.3°.
Diese kalte Wasserschicht, welche schon in den Abtheilungen II und II
der Tabelle (s. S. 343), an der Oberfläche und bis zu Tiefen von 91.4 Met. deut-
licher erkennbar ist, tritt noch entschiedener in der Abtheilung IV der Tabelle,
welche die Reihentemperaturmessungen zwischen den Kurilen und Aleuten ent-
hält, vor unsere Augen. Zwischen 43° bis 52° Nord-Br. und 147° bis 176°
Ost-Lg., also zwischen den südwestlichsten Kurilen und den westlichsten Aleuten
wurde von der „Tuscarora“ diese kalte Wasserschicht angetroffen; ihre Tiefe
wechselte von 37 bis 274 Met. (20—150 Faden), und zwar ist diese Mächtig-
keit des kalten Wassers im Westen grösser als im Osten, wie aus einer Ver-
gleichung der Angaben für den 4. bis 10. Juli mit denen für den 11, bis 16. Juli
hervorgeht. Dies kann durch die aus dem Ochotskischen Meere kommende
kalte Strömung erklärt werden (s. Hydr. Mitth. 1874 pag. 235 ff.), so wie
durch den aus dem offenen Wasser des Behringmeeres zwischen Kamtschatka
und den Aleuten in den Stillen Ocean fliessenden kalten arktischen Unterstrom
(ähnlich wie dem in dem Atlantischen Ocean mehrfach nachgewiesenen). Am
auffallendsten und intensivsten zeigte sich diese kalte Wasserschicht am 7. Juli
in 50.4° Nord-Br. und 159.7° Ost-Lg. in den Tiefen von 55 bis 366 Met.