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möglich ist, da Boote aus dem Hafen Schiffen in solcher Lage nicht zur Hülfe
kommen können. Schiffe, welche mit Ankern und Trossen schlecht ausgerüstet
sind, können dieselben aus dem erwähnten Depot des Hafens entlehnen, welches
eigens zu diesem Zwecke errichtet ist.
Mit Ausnahme der Winde aus dem 2. Quadranten kann man mit allen in
die Bucht einsegeln, wird aber meistens bei Winden von SSW bis West Schwie-
rigkeiten haben, da der Monte Frio den Wind auffängt, so dass die Schiffe dicht
vor der Einfahrt in Windstille gerathen. Bei NW-Wind kann man nach Belieben
auf der einen oder der anderen Seite der Bancha passiren, dagegen muss man
mit Wind aus dem 1. Quadranten den Monte Urgull ansteuern und zwischen ihm
und der Bank durchgehen. Bei glattem Wasser kann ein Fahrzeug von geringem
Tiefgange über die Bank hinweggehen; jedoch muss dieselbe stets vermieden wer-
den, wenn Seegang vorhanden ist. Bei hohem Seegang und stärkerem Wind ist
es überhaupt gerathen, stets durch das Fahrwasser zwischen der Bank und dem
Monte Urgull zu gehen. Bei 1'/2 Kblg. Entfernung von letzterem steuert man in
der Mitte der Einfahrt zwischen Urgull und Santa Clara. Bei NW und Nord-
wind lässt die Brandung auf der Bank sich gut erkennen und zeigt dadurch die
Lage derselben an. Man thut dann gut, östlich von der Bank einzusegeln, ebenso
bei West- und NW-Winden, weil Schwierigkeiten, die Bank zu erkennen, dann
nicht vorhanden sind. Wird der Seegang so hoch, dass die sich auf der Bank
brechenden Wellen eine zusammenhängende Brandung zwischen den Bergen Frio
und Urgull bilden, so muss man, wenn noch eine Möglichkeit vorhanden ist, einen
anderen Hafen zu erreichen, sich der Bucht. von San Sebastian nicht nähern. Im
Winter, besonders in den Monaten Januar und Februar, wenn das Wetter feucht
und kalt ist, herrschen an der Küste zwar Winde aus dem 3. Quadraten vor,
jedoch tritt auch zuweilen starker Sturm aus NW ein und es ist ziemlich sicher,
dass ein Schiff; welches bei einem solchen in die Bucht einzulaufen versucht, dicht
vor der Einfahrt Windstille, oder Wind von innen her erhalten wird. Dies ist
dann einer der unglücklichsten Fälle, in die ein Schiff gerathen kann, da es sehr
bald an Land geworfen und in kurzer Zeit an den Felsen zerschellt sein würde.
Die Aussicht auf Rettung durch die Boote des Hafens ist gering, da dieselben
meistens nicht herauskommen können, obwohl dieselben hinausgehen, um den Fahr-
zeugen Hülfe zu leisten, wenn es irgend angängig ist.
Lootsenwesen. In dem Hafen von San Sebastian sind feste Lootsen
angestellt, welche. mit grossen Ruderbooten hinausfahren, um Schiffe hinein zu
lootsen, und zwar kommen dieselben bei gutem Wetter schon bis auf eine grosse
Entfernung den Schiffen entgegen. Wenn der Seegang den Lootsenbooten nicht
erlaubt, aus der Bucht herauszugehen, legen sie sich in den Schutz der östlichen
Spitze der Insel Santa Clara und dirigiren von dort mit Flaggensignalen die
Schiffe auf den Ankerplatz. In diesem Falle hat dann das Schiff auf die ihm
gegebenen Signale zu achten: es muss auf seinem Kurse bleiben, wenn die
Flagge senkrecht gehalten wird, oder nach der Seite steuern, nach welcher
sich die Flagge neigt. Die Lootsenboote sind lange schwere, aber offene
Ruderboote, die gut See halten. Mit Ausnahme ganz kleiner Fahrzeuge sind
die Schiffe verpflichtet, einen Lootsen zu nehmen, der tarifmässig nach der Trag-
fähigkeit des Schiffes bezahlt wird, Ebenso wird für etwa entlehnte Anker,
Kabel, Trossen u. s. w. nach einem Tarife bezahlt. Die Lootsengebühren sind
verhältnissmässig sehr gering.
Ansegelungsmarken. Von Westen kommend, macht sich schon von
weitem der auf dem Monte Frio befindliche Thurm bemerkbar. Dieser ist die
beste Seemarke und kann mit andern Gegenständen nicht verwechselt werden;
er ist 25—26 Seem. sichtbar. Gleichzeitig wird das Castell ia Mota auf dem
Berge Urgull zu sehen sein; dann der Thurm des alten Feuers auf dem nörd-
lichen Abhange dieses Berges, der durch seine weisse Farbe vollkommen von
dem dunkeln Grunde des Erdreiches absticht; ferner das neue Feuer auf dem
nördlichen Abhange des Monte Frio, welches 15 Seem. weit sichtbar ist.
Befindet man sich in einer grösseren Entfernung vom Lande, so können
die Berge Hernio und Itzarrie, sowie der Urdaburu, als Landmarken dienen.
Letzterer befindet sich im S. 38° O0, 6 Seem. von der Einfahrt der Bucht ent-
fernt. Er ist an zwei nach Osten abfallenden Spitzen auf seinem Gipfel er-
kennbar.