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Dünung und deren Rücklauf so heftig ist, dass dadurch vielfach der Verlust von
Schiffen sowohl, als auch deren Besatzung herbeigeführt wird. Man hat an der
yeeignetsten Stelle der Bucht sieben starke Tonnen verankert, damit sich die in
der Bucht bleibenden Schiffe sicherer verteien können.
Der Hafen von San Scbastian. Südlich vom Berge Urgull und un-
mittelbar am Fusse desselben liegt der eigentliche Hafen, der aus zwei Molen
und zwei Gegendämmen besteht, mit einer engen Einfahrt an der Westscite. Es
können nur Fahrzeuge bis zu 3 Met. Tiefgang in derselben, und zwar nur bei
Hochwasser, einlaufen und sich sofort längsseit der Kais oder an Fahrzeugen
festmachen, damit sie nicht bei Niedrigwasser auf die Seite fallen, weil der
grösste Theil des Hafens trocken fällt.
Schiffe, welche beabsichtigen in den Hafen einzulaufen, ankern vorläufig
in der Bucht, entweder dem Eingange zwischen den Molen gegenüber, wenn das
Wetter gut ist, oder, wenn Scegang vorhanden, im Schutz der Insel Santa Clara,
am die Zeit des Hochwassers und günstige Umstände zum Hineingehen abzuwar-
en. Kauffahrteischiffe bedürfen bei dem Einlaufen der Hülfe von Booten und
Leuten vom Lande, da die Beschaffenheit und die Lage der Hafeneinfahrt dies
zelbst bei dem besten Wetter erfordern. In einem auf der Mole erbauten Schup-
pen ist ein guter Vorrath von Ankern, Trossen, Tauwerk, Segeln und andern
nothwendigen Gegenständen für jede Art des Schiffsbedarfs vorhanden, um nöthi-
genfalls Schiffe mit fehlenden Gegenständen versehen zu können.
Einsegelung. Für Fahrzeuge, die nicht in den Hafen einlaufen können,
ist es nicht rathsam, sich während des Winters in der Bucht von San Sebastian
aufzuhalten, und diejenigen, welche dahin bestimmt sind, müssen, wem Sturm
aus dem vierten Quadranten herrscht, offene See halten. Die geringe Sicherheit,
welche bei den erwähnten Umständen die Bucht bietet, die Unmöglichkeit,
bei solchen in den Hafen einzulaufen, und die Schwierigkeit, sich durch gutes
Verteien zu sichern, sind wichtige Gründe, dieselben zu meiden. Ein Schiff,
welches Bestimmung hat, im Winter nach San Sebastian zu gehen, bleibt daher
Vorsicht halber, wenn Westwind und schlechtes Wetter herrschen, in der Bucht
von Gwuetaria oder in einem andern luvwärts gelegenen sichern Hafen, um dort
Witterungsveränderungen abzuwarten.
Dampfschiffe können bei Tage immer in den um einige Seemeilen vor
San Sebastian gelegenen Hafen von Pasages einlaufen, falls sie die Bucht von
San Sebastian unzugänglich finden. Für Segelschiffe ist aber die Einfahrt von
Pasages gefährlich wegen ihrer Enge; auch hat in diesem Hafen nur eine ge-
ringe Anzahl von Schiffen Platz. Es ist jedoch der einzige Hafen, der von
Schiffen über 2.4 Met. Tiefgang als Zufluchtsort benutzt werden kann, wenn sie
von auflandigem Sturme im östlichen Theile der Bat von Biscaya überrascht
werden. Ebenso können Dampfschiffe nur zeitweise, wenn ruhiges Wasser oder
nicht zu starke Dünung vorhanden ist, in die Bucht von San Sebastian einlaufen.
Segelschiffe bedürfen ausserdem noch günstigen Wind, der das Einsegeln in die-
selbe gestattet. Kleine Fahrzeuge, die in den Hafen einlaufen wollen, ankern
vor dessen Einfahrt und holen sich dann mit Trossen hinein. Schiffe, die sich
in der Bucht aufhalten müssen, lassen Anker fallen und machen hinten sofort
mit Trossen an den dazu gelegten Tonnen fest, und zwar derartig, dass sie mit
dem Bug gegen NW zu liegen kommen und das Heck dem Lande zugekehrt ist.
Die Trossen werden von den grossen Ruderbooten, mit denen die Lootsen hin-
ausfahren, sogleich festgemacht. Selbst bei gutem Wetter und ablandigem Winde
hat man fast immer nordwestliche Dünung an dieser Küste, die in die Bucht
von San Sebastian eindringt und zuweilen in kurzer Zeit bei eintretendem Sturme
aus dem 4. und 1. Quadranten eine ungeheure. Stärke erreicht. Platz zum Her-
ımschwaien der Schiffe bei Ebbe und Fluth, oder bei dem mit heftigen Böen
auftretenden Südwind, ist nicht genügend vorhanden, so dass hierdurch allein
schon. das Verteien des Schiffes unbedingt geboten ist; ersterer Umstand erfor-
dert aber, dass dasselbe so sicher wie möglich geschieht. Die in die Bucht von
San Sebastian eindringende Dünung und deren Rücklauf sind zuweilen derartig,
dass der ganze Grund in derselben aufgewühlt wird und die schwersten Anker
losgeworfen werden. Brechen dann die Achtertrossen, so legt sich das Schiff
sofort quer zur See und wird alsdann sehr bald auf den Strand geworfen wer-
len, wo sich die Sce derartig bricht, dass eine Rettung der Mannschaft kaum