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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

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Dünung und deren Rücklauf so heftig ist, dass dadurch vielfach der Verlust von 
Schiffen sowohl, als auch deren Besatzung herbeigeführt wird. Man hat an der 
yeeignetsten Stelle der Bucht sieben starke Tonnen verankert, damit sich die in 
der Bucht bleibenden Schiffe sicherer verteien können. 
Der Hafen von San Scbastian. Südlich vom Berge Urgull und un- 
mittelbar am Fusse desselben liegt der eigentliche Hafen, der aus zwei Molen 
und zwei Gegendämmen besteht, mit einer engen Einfahrt an der Westscite. Es 
können nur Fahrzeuge bis zu 3 Met. Tiefgang in derselben, und zwar nur bei 
Hochwasser, einlaufen und sich sofort längsseit der Kais oder an Fahrzeugen 
festmachen, damit sie nicht bei Niedrigwasser auf die Seite fallen, weil der 
grösste Theil des Hafens trocken fällt. 
Schiffe, welche beabsichtigen in den Hafen einzulaufen, ankern vorläufig 
in der Bucht, entweder dem Eingange zwischen den Molen gegenüber, wenn das 
Wetter gut ist, oder, wenn Scegang vorhanden, im Schutz der Insel Santa Clara, 
am die Zeit des Hochwassers und günstige Umstände zum Hineingehen abzuwar- 
en. Kauffahrteischiffe bedürfen bei dem Einlaufen der Hülfe von Booten und 
Leuten vom Lande, da die Beschaffenheit und die Lage der Hafeneinfahrt dies 
zelbst bei dem besten Wetter erfordern. In einem auf der Mole erbauten Schup- 
pen ist ein guter Vorrath von Ankern, Trossen, Tauwerk, Segeln und andern 
nothwendigen Gegenständen für jede Art des Schiffsbedarfs vorhanden, um nöthi- 
genfalls Schiffe mit fehlenden Gegenständen versehen zu können. 
Einsegelung. Für Fahrzeuge, die nicht in den Hafen einlaufen können, 
ist es nicht rathsam, sich während des Winters in der Bucht von San Sebastian 
aufzuhalten, und diejenigen, welche dahin bestimmt sind, müssen, wem Sturm 
aus dem vierten Quadranten herrscht, offene See halten. Die geringe Sicherheit, 
welche bei den erwähnten Umständen die Bucht bietet, die Unmöglichkeit, 
bei solchen in den Hafen einzulaufen, und die Schwierigkeit, sich durch gutes 
Verteien zu sichern, sind wichtige Gründe, dieselben zu meiden. Ein Schiff, 
welches Bestimmung hat, im Winter nach San Sebastian zu gehen, bleibt daher 
Vorsicht halber, wenn Westwind und schlechtes Wetter herrschen, in der Bucht 
von Gwuetaria oder in einem andern luvwärts gelegenen sichern Hafen, um dort 
Witterungsveränderungen abzuwarten. 
Dampfschiffe können bei Tage immer in den um einige Seemeilen vor 
San Sebastian gelegenen Hafen von Pasages einlaufen, falls sie die Bucht von 
San Sebastian unzugänglich finden. Für Segelschiffe ist aber die Einfahrt von 
Pasages gefährlich wegen ihrer Enge; auch hat in diesem Hafen nur eine ge- 
ringe Anzahl von Schiffen Platz. Es ist jedoch der einzige Hafen, der von 
Schiffen über 2.4 Met. Tiefgang als Zufluchtsort benutzt werden kann, wenn sie 
von auflandigem Sturme im östlichen Theile der Bat von Biscaya überrascht 
werden. Ebenso können Dampfschiffe nur zeitweise, wenn ruhiges Wasser oder 
nicht zu starke Dünung vorhanden ist, in die Bucht von San Sebastian einlaufen. 
Segelschiffe bedürfen ausserdem noch günstigen Wind, der das Einsegeln in die- 
selbe gestattet. Kleine Fahrzeuge, die in den Hafen einlaufen wollen, ankern 
vor dessen Einfahrt und holen sich dann mit Trossen hinein. Schiffe, die sich 
in der Bucht aufhalten müssen, lassen Anker fallen und machen hinten sofort 
mit Trossen an den dazu gelegten Tonnen fest, und zwar derartig, dass sie mit 
dem Bug gegen NW zu liegen kommen und das Heck dem Lande zugekehrt ist. 
Die Trossen werden von den grossen Ruderbooten, mit denen die Lootsen hin- 
ausfahren, sogleich festgemacht. Selbst bei gutem Wetter und ablandigem Winde 
hat man fast immer nordwestliche Dünung an dieser Küste, die in die Bucht 
von San Sebastian eindringt und zuweilen in kurzer Zeit bei eintretendem Sturme 
aus dem 4. und 1. Quadranten eine ungeheure. Stärke erreicht. Platz zum Her- 
ımschwaien der Schiffe bei Ebbe und Fluth, oder bei dem mit heftigen Böen 
auftretenden Südwind, ist nicht genügend vorhanden, so dass hierdurch allein 
schon. das Verteien des Schiffes unbedingt geboten ist; ersterer Umstand erfor- 
dert aber, dass dasselbe so sicher wie möglich geschieht. Die in die Bucht von 
San Sebastian eindringende Dünung und deren Rücklauf sind zuweilen derartig, 
dass der ganze Grund in derselben aufgewühlt wird und die schwersten Anker 
losgeworfen werden. Brechen dann die Achtertrossen, so legt sich das Schiff 
sofort quer zur See und wird alsdann sehr bald auf den Strand geworfen wer- 
len, wo sich die Sce derartig bricht, dass eine Rettung der Mannschaft kaum
	        
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