81°
2) Der Hafen von Sandäkan*) liegt an der in die NO-Küste Borneo’s
einschneidenden gleichnamigen Bucht, welche einige Aehnlichkeit mit der von
Rio de Janeiro hat. Sandäkan enthält eine unter englischem Schutz stehende
Niederlassung, welche an die Eingeborenen leichte Baumwollenstoffe und Waffen
verhandelt; die letzteren werden durch Vermittelung von Kaufhäusern in Singa-
pore eingeführt. Das Land selbst gehört dem Sultan von Sulu. S. M. SS.
„Hertha“ war von Labuan aus durch die Baläbac- Strasse in die Sulu-See zwi-
schen Borneo und den Philippinen gesegelt, ankerte in der Bucht von Sandäkan
am 11. April und blieb daselbst bis zum 14. April. Ueber die Fahrt von
Labuan bis Sanddkan und über die Ansegelung von Sanddkan sind in dem
unten folgenden Berichte des Capitain Knorr einige neue Angaben enthalten
(s. S. 317 u. 318).
3) Der Hafen Isabela liegt auf der Insel Basilan, etwa 50 Seem. von der
Nordküste der Insel Sulu entfernt, und ist einerseits von Zamboanga auf Mindanao
nur durch ein sehr enges Fahrwasser getrennt, andererseits durch die nur 200
Met. breite, flussähnlich sich windende Meeresenge von der Insel Malamavi.
S. M. S. „Hertha“ verweilte in diesem Hafen vom 22, bis 28. April, um
dort Kohlen einzunehmen, nachdem sie vorher vom 14. April ab eine der Insel-
gruppen zwischen Sanddkan auf Borneo und Isabela auf Basilan, nämlich die
Pangutarang-Gruppe, besucht hatte (s. S. 319). Die Insel Sulu selbst, die Haupt-
insel des ganzen Archipels und der Sitz des denselben beherrschenden Sultans,
konnte wegen der Blokade der Insel durch das spanische Kriegsgeschwader nicht
besucht werden.
Der Ort /sabela liegt an dem südlichen Ausgange ‘der oben erwähnten
Meeresenge zwischen Basilan und Malamavi auf der Basilanseite, ist der Sitz
des spanischen Gouverneurs von Basilan und seit dem Kriege gegen Sulu der
güdlichste Stationsort der spanischen Flotte bei den Philippinen. Seine Lage
an dem welligen Westabhange der mässig hohen (bis 180 Met.), aber dicht be-
waldeten Hügel, deren dunkles Grün nur in der Nähe des Ortes hier und da
von helleren Lichtungen und gelblichen Kokospalmen unterbrochen wird, zu
beiden Seiten eines ziemlich steil abfallenden tiefen Thaleinschnittes, gewährt
ein recht anmuthiges Bild. Das Flüsschen Pasanhan ergiesst sich mit bucht-
artig erweiterter Mündung aus dem Thale in die Meerenge, deren .seichte Barre
aber die Einfahrt verbietet.
Die ungefähr 5—6000 Seelen betragende malayische und chinesische Be-
völkerung lebt zwar nur in Bambushütten, welche, soweit sie den ersteren ge-
hören, der malayischen Sitte gemäss, möglichst nahe dem Wasser oder auch im
Wasser stehen, so dass sie von der Fluth bespült und gereinigt werden; doch
verräth die bei den meisten derselben bemerkbare grössere Sorgfalt des Baues
einen gewissen Grad von Wohlstand **)
Die spanischen Kanonenboote der Marinestation liegen unmittelbar am
Lande auf der rechten Seite der oben erwähnten Meeresenge, während die
grösseren Schiffe, so auch „Hertha“, in dem schmalen Strome mit zwei Ankern
gegen Fluth- und Ebbeströmung verteien müssen. Die eingeschlossene Lage
des Hafens schützt ihn zwar gegen jeden Seegang; da aber auch der Wind ab-
gehalten wird, so war für die „Hertha“ der Aufenthalt in demselben, bei
nur 30° C. im Schatten ein durch die Schwüle sehr erschlaffender. Ueber die
Einsegelung in den Hafen von /sabela, sowie über die Rhede von Zamboanga,
wo „Hertha“ vom 28. April bis 1. Mai blieb, sind weiter unten S. 320 nähere
Anweisungen und Mittheilungen gegeben.
*) S. „India Directory“ von James Horsburgb, Vol, 2, Ausg, 8, London 1864, pag. 514.
Geogr. Lage nach Raper 1874:
5° 49 Nord-Br.
118° 12‘ Ost-Lg.
**) Wir verweisen hierbei auf das Buch von F, Jagor „Reisen in den Philippinen“, Berlin
1873, in welchem der bekannte Reisende und Forscher in anziehender Form der Darstellung eine
Reihenfolge von Reiseskizzen, Schilderungen interessanter Punkte aus dem Leben der Bewohner
und Bilder aus der reichen Thier- und Pflanzenwelt der Philippinen bringt und u. A. auf diese
Pfahlbauten der Malayen auf den Philippinen hinweist, A. d. R.