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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

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Diese Untersuchungen und Sammlungen werden sich naturgemäss auf 
fortlaufend zu erweiternde oder neu in Angriff zu nohmende Mecresdistriecte 
zu erstrecken haben und es ergicbt sich auch hieraus, wie wichtig und noth- 
wendig ein Centralmuseum für wissenschaftliche Moereskunde ist, um das be- 
zügliche reiche Material aufnehmen zu können und zur ontsprechenden Dar- 
stellung und Verwerthung zu bringen, um auch stets zur Vergleichung benutzt 
werden zu können. 
Was die Benutzung der genannten Aufnahmen und Sammlungen für die 
Zwecke der Marine und Schifffahrt betrifft, so ist hier von vorn herein darauf 
aufmerksam zu machen, dass hierbei die praktischen Gesichtspunkte dieselben 
möglichst nutzbringend werden zu lassen, nie aus dem Auge verloren werden 
dürfen. 
Es würdo deshalb verkehrt sein, in der Bezeichnung und Classification 
der Meeresgrundproben mit Bezug auf das bis jetzt vorliegende geringfügige 
wissenschaftliche Material sofort revolutioniren und ganz andere Eintheilungen 
vorschreiben zu wollen, ohne bestimmt zu wissen, dass sie den Bedürfnissen 
der Schifffahrt und des Lebens entsprechen. Die jetzige Bezeichnung des 
Meeresgrundes auf den Soekarton ist aus gewissen allgemeinen, im Seeleben 
gewonnenen Anschauungen hervorgegangen und stimmt in dieser Hinsicht mit 
den Begriffsbestimmungen, welche auf dem Lando üblich sind, nicht vollständig 
überein; sie ist auch zunächst mit der Auffassung des Seefahrers so eng ver- 
knüpft und soweit in das praktische Leben übergegangen, dass dies wesentlich 
berücksichtigt werden muss. Es scheint vielmehr der bessere und sicheren 
Erfolg versprechende Weg zu sein, zunächst genau und analytisch die Natur 
derjenigen Meeresgrundproben festzustellen, welche zu besonderen Begriffs- 
bestimmungen für die Kartographie des Meeresbodens Veranlassung gegeben 
haben, zugleich nachzuweisen, ob hier mit bestimmten Ausdrücken etwas Con- 
atantos bezeichnet wird und welche Grenzen hier vorhanden sind. Neue Ein- 
theilungen und Classificationen müssen als die Frucht ausgedchnter Meeresgrund- 
Untersuchungen, welche überhaupt erst gemacht werden müssen, bezeichnet 
werden, sie ergeben sich dann mit Berücksichtigung der praktischen Schifffahrts- 
bedürfnisse von selbst. Dadurch wird die Sicherheit gewonnen, welche in sol- 
chen wichtigen Fragen des praktischen Lebens nie ausser Acht gelassen werden 
darf; es ergiebt sich zugleich für die Wissenschaft eine reiche und nicht zu 
ersetzende Ausbeute aus einem grossen weiten Forschungsgebiete, welches den 
Secefahrern gehört, welches sie selbst aber noch wenig kennen, Es ist auch 
nöthig, dass die Bezeichnungen des Seegrundes international von den grossen 
Seoestaaten der Erde in gemoinschaftlicher Vereinbarung festgestellt werden 
und giebt es kaum ein Gebiet, auf welchem völlige Uebereinstimmung bezüglich 
der Kartographie des Weltmecres über die ganze Erde wünschenswerther wäre. 
Es ist auch möglich, hier eine übereinstimmende Zeichensprache ınit sparsamer 
Benutzung der in verschiedenen Sprachen abweichend lautenden Worte resp. 
Abkürzungen zu adoptiren, welche überall genau gleich in Anwendung kommen 
müsste. Wenn diese mit Bozug auf ausgedehnte wissenschaftliche Untersuchun- 
gen und unter Berücksichtigung der praktischen Bedürfnisse vereinbart werden 
kann, wenn zugleich ihre Benutzung durch genau bestimmte Instruktionen ge- 
sichert wird, so muss dadurch für die Sicherheit der Schifffahrt schr viel ge- 
wonnen werden. Dazu sind für die wissenschaftlichen Forschungen, welche 
für die Praxis nutzbar gemacht werden sollen, besondere Untersuchungsstationen 
mit der entsprechenden analytischen Ausstattung nicht zu entbehren und werden 
die grossen Seestaaten im eigenen Interesse Veranlassung haben, die Errichtung 
derselben in bestimmter Weise ins Auge zu fassen. Um praktisch brauchbare 
Resultate zu erhalten, ist es dazu nothwendig, nach genau übereinstimmenden 
Methoden zu arbeiten und würde deshalb eine bestimmte internationale Com- 
mission zur Vereinbarung der Methoden und Ueberwachung der Untersuchungen 
nicht zu entbehren sein, wie es auf anderen Gebieten bereits mehrfach in Aus- 
führung gebracht ist. 
Für das hydrographische Büreau der Kaiser]. Admiralität würde dadurch 
die Aufgabe entstehen, neben den übrigen bedeutsamen Einrichtungen, welche 
von demselben bereits veranlasst worden sind (s. „Annal. d. Hydrographie“ 
1870 No. 9 u. 10), auch eine Untersuchungsstation zur Begründung der Kennt-
	        
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