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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

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Während also bei einer gewissen Constanz der dynamischen und biologi- 
schen Faetoren neuer Ablagerungen auch die Natur des Meeresgrundes geringe- 
ven Schwankungen unterworfen ist und die Veränderlichkeit auch zu dem Wechsel 
der dynamisch - biologischen Einflüsse in eine gewisse Beziehung wird gebracht 
werden müssen, so werden auch gleichbleibende Einflüsse dieser Art bei der 
Zerstörung alter geologischer Ablagerungen je nach der Natur und dem Wechsel 
derselben die Veranlassung eines im Bestande wechselnden Meeresgrundes wer- 
den können. Man wird dieses aus der Natur der geologischen Ablagerungen 
und den bisherigen leider noch sehr lückenhaften Ergebnissen der wissenschaft- 
lichen Meereskunde schliessen müssen, und es wird die Aufgabe der directen 
Beobachtung sein, diese Schlussfolgerungen zu bestätigen oder zu modificiren. 
Bei der grossen Schwierigkeit der auf diesem Gebiete zu bewältigenden Fragen 
ist es aber von grosser Bedeutung, die Weite der Gesichtspunkte stets im Auge 
zu haben, welche hierbei zu berücksichtigen sind und welche in der Regel auf 
die einzuschlagenden wissenschaftlichen Methoden, worauf hier in erster Linie 
Werth zu legen ist, nicht. ohne Einfluss zu sein pflegen. Es ist hier wie bei 
allen wissenschaftlichen Untersuchungen: Nur wer die Aufgaben richtig zu 
stellen und .für' die Lösung derselben die richtige Methode in der 
nöthigen Begrenzung auszuwählen weiss, wird hier den entsprechen- 
den Erfolg haben können. Man wird hier immer die älteren geologischen 
Erscheinungen und die Thatsachen der gegenwärtigen Meereskunde in ihrer 
gegenseitigen Beziehung berücksichtigen müssen. Nur dadurch wird auf die 
entsprechende gegenseitige Unterstützung beider betr. der Erforschung und 
auf die nöthige wissenschaftliche Ausbeute für beide zu rechnen sein und natur- 
gemäss werden so auch die practischen Interessen der Marine am besten gefördert 
werden. 
Was nun zunächst die wissenschaftliche Untersuchung des Meeresgrundes 
in der Nähe .gefährlicher Küsten mit Bozug auf die Kartographie betrifft, so 
wird hier praktisch in folgender Weise verfahren werdon müssen: 
1) Man hat: von der Feststellung der geognostischen Verhältnisse der 
Küsten, deren Bestandtheile vielfach zerstört und mechanisch oder chemisch 
mehr oder weniger verändert in den benachbarten Meeresdistricten abgelagert 
werden, auszugehen. Es bezicht sich dies auf die Petrographie des Küsten- 
gebietes nach Gestein, Lagerungsfolge, Verwitterung und dergl. Indem man 
die Geognosie der Küstenbildungen in den Vordergrund der Beobachtung stellt, 
werden auch die Beziehungen der daraus durch Zerstörung hervorgegangenen 
oder durch Bruchstücke davon bezeichneten Meeresabsätze klarer hervortreten 
müssen. 
2) Man wird, von den Küsten ausgehend und die Untersuchungen in 
senkrechter Richtung, radial oder concentrisch fortsetzend, die Beziehungen 
des Meeresgrundes zu den benachbarten Küstengebieten nach dem petrographi- 
schen Bestande beider, nach Abstand, Tiefe, Strömungsverhältnissen u, sS. W. 
möglichst genau und wiederholt festzustellen und auf diese Weise zu versuchen 
haben, sichere Schlussfolgerungen aus der Natur des Meeresgrundes für die 
geographische Orientirung, event. für die Entfernung der bezüglichen Stellen 
von den benachbarten Küsten zu gewinnen. Um diese Beziehungen möglichst 
klar zu stellen, ist es nothwendig, die Küstengesteine und Meeresgrundproben 
wissenschaftlich genau zu untersuchen, und es gehört deshalb zu den wichtig- 
sten Voraussetzungen hierfür, dass regelmässig grössere Proben der Küsten- 
gesteine resp. -ablagerungen stets in frischem Zustande und in den verschiede- 
nen Verwitterungsstadien und ebenso von allen untersuchten Stellen des Meeres- 
grundes entnommen werden, hinreichend gross, um einmal die nöthigen analyti- 
schen Untersuchungen ausführen zu können, und zweitens, um zu einer grossen 
Sammlung für die Kenntniss des Meeresgrundes und seiner Küsten zusammen- 
gestellt zu werden, unter bestimmter Angabe der bezüglichen und hierzu zweck- 
mässig begrenzten Meeresdistricte und der geographischen Breite und Länge, 
der Tiefe der Strömungsverhältnisse etc.” im Einzelnen. Letzteres ist “um so 
nothwendiger, als nur dadurch die Constanz resp. Veränderlichkeit des Meeres- 
bodens bestimmt festgestellt und damit die eigentliche Basis für die Kartogra- 
phie des Meeresgrundes mit Bezug auf die Natur desselben gewonnen wird,
	        
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