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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

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festgesteckt, ein Drehen des Schiffes verhinderten. Es wurden 94 Met. Kette 
gesteckt und da die Periode der südlichen Winde vorüber war, so konnte 
„Arcona“ vor einem Anker liegen bleiben. 
Der Hafen ist für den Verkehr. von Dampfern und Kauffahrteischiffen 
dadurch bedeutend verbessert worden, dass ein ziemlich grosser Kai hergestellt 
worden ist, an welchem die Schiffe direct anlegen können, um zu laden oder zu 
löschen. Das kleine, am Rande des Fahrwassers stehende Leuchtfeuer dient 
zur Erleichterung der Einfahrt bei Nacht; ausserdem werden die Tonnen durch 
Laternen erleuchtet, sobald der Postdampfer von San Francisco einkommt. Kin 
Lootse kommt in einem Ruderboot einige Seemeilen weit heraus, sobald ein 
Schiff von der Signalstation auf dem Punch-bowl-Hügel signalisirt wird. 
Der Verkehr von Dampfern und Segelschiffen in Honolulu nimmt jährlich 
zu, während der Verkehr von Walfischfängern, der an Anzahl in früheren Jah- 
ren 200 bis 300 Schiffe jährlich betrug, ganz bedeutend herabgesunken ist und 
jetzt nur von 20 bis 30 Schiffen unterhalten wird. Der Grund für diese Ab- 
nahme liegt in dem: zunehmenden Export von Zucker, Reis, Syrup, Kaffee, 
Schwamm, Rinder-, Ziegen- und Schaffellen, Talg, Wolle, Kokosnussöl und einer 
Baumfaser, „Paddy“ genannt, welche zum Polstern von Möbeln benutzt wird, 
und andererseits in der Abnahme der Walfische selbst in den nördlichen 
Gegenden. . 
Im Jahre 1874 kamen 58 Schiffe in Honolulu ein und ebenso viele liefen 
von dort aus, Von diesen Schiffen fuhren 32 unter amerikanischer Flagge, 16 
unter englischer, 8 unter hawalischer und 2 unter deutscher Flagge. Der deutsche 
Handel (Import und Export) wird in Honolulu durch drei grössere Firmen ver- 
treten, durch F. Hackfeldt & Co., Schäfer & Co. und Hoffschläger & Co. 
Die erstere Firma lässt ihre Schiffe (davon drei unter hawalischer Flagge) stets 
direct zwischen Bremen und Honolulu fahren. 
Es leben in Honolulu gegenwärtig ungefähr 150 Deutsche und gehören 
zum grössten Theile dem Handwerkerstande an, ausser den in den obenerwähn- 
ten Geschäften angestellten. Ausserhalb von Honolulu leben noch auf Oahu 
ungefähr 70—80 Deutsche, theils als Plantagenbesitzer, theils als Viehzüchter. 
Alle befinden sich in verhältnissmässig guter Lage. 
Proviant ist ohne Schwierigkeit und gut zu erhalten, da Rind- und 
Hammelfleisch zu einem äusserst billigen Preise von 6 Cent amer. == 25 Pf. das 
englische Pfund stets zu haben war, dagegen war zur Zeit des Aufenthalts der 
„Arcona“ Schweinefleisch nur in geringen Quantitäten und zu hohen Preisen, 
15 Cent das Pfund, vorhanden. Zucker, Kaffee und Reis werden auf den In- 
seln selbst gebaut und sind von vorzüglicher Qualität, wenn auch nicht ganz 
billig. Mehl und Hülsenfrüchte werden von Californien und Europa eingeführt, 
stehen aber ziemlich hoch im Preise, ebenso Rum. Der auf den Inseln bei der 
Zuckerbereitung selbst gewonnene Rum ist zwar viel billiger, aber ohne vor- 
herige Destillation zum Schiffsgebrauche nicht geeignet. 
Frische Gemüse werden bis jetzt hauptsächlich nur von den eingewan- 
derten Chinesen angebaut, sind von guter Beschaffenheit, für den Schiffspro- 
viant jedoch zu theuer, da z. B. ein Pfund Kartoffeln, Kohl etc. mit 25 Pf. 
berechnet wurde. Es ist jedoch anzunehmen, dass auch diese Artikel in kurzer 
Zeit billiger werden, da die Eingeborenen anfangen, sich mit dem Gemüsebau 
zu beschäftigen. Das Wasser Honolulu’s aus einer Wasserleitung, welche die ganze 
Stadt damit versorgt und die von der Regierung mit einem Kostenaufwande von 
12,500 Dollars jährlich unterhalten wird, ist gut und brauchbar, erzeugt jedoch 
anfänglieh in der Regel leichte Durchfälle; der Preis desselben, welches nicht 
in eigenen Böten herangeschafft werden kann, beträgt 1 Cent per Galloon von 
4.5 Liter. Die Beschaffung von Inventar und Material, mit Ausnahme von Nutzholz, 
welches gut und preiswürdig zu haben ist, kann man in Honolulu nur in Noth- 
fällen vornehmen, da hier die Preise erheblich theurer sind, als irgend anderswo. 
Die Nachfrage und der Umsatz von allen zur Schiffsausrüstung gehörenden 
Gegenständen und Utensilien ist durch den Wegfall der bisherigen Ausrüstungen 
einer bedeutenden Anzahl von Walfischfängereien jetzt so gering geworden, 
dass die Händler nur durch bedeutende Aufschläge in den Preisen existiren 
können. Eine ähnliche Bewandtniss hat es mit den Kohlen, die immer spär- 
lKcher und theurer werden.
	        
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