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2, Beobachtungen im Kuro-siwo. :
Während der Reise S. M. S. „Arcona“ von Yokohama nach Honolulu
durchsegelte sie vom 8. bis 13. April denjenigen Theil des Kuro-siwo, welcher
an der Ostküste Japans nach Nordosten setzt, und‘ in welchem weniger Tempe-
raturmessungen gemacht sind als in demjenigen Theile des Stromes, der zwi-
schen Japan und China nach Norden setzt (s. „Hydr. Mitth.“ 1873 No. 17
pag. 204 und No. 21 pag. 248). Der Commandant der „Arcona“, Freiherr
v. Reibnitz, theilt nachstehende interessante Temperatur- und Strom-Beobach-
tungen in.jenem Theil des Kuro-siwo mit, denen wir noch einige ergänzende
Bemerkungen hinzufügen.
Bei Yokohama selbst wurde die Temperatur am 7. April, vor dom Aus-
laufen der „Arcona“, 13° C. gefunden. Bald nachdem „Arcona“ Yokohama
verlassen hatte, wurde die Temperatur des Oberflächenwassers bis zum Mittage
des 13, April halbstündlich gemessen.
Die unten folgende Tabelle I. (S. 274) enthält diese Messungen sowie die An-
gaben der Lufttemperatur für jede Stunde. Die TabelleII. (S. 275) giebt eine Ueber-
sicht der plötzlichen Sprünge der Temperaturen des Oberflächenwassers in dem
von der „Arcona“ durchsegelten Theil des Kuro-siwo mit Angabe der Strom-
versetzung und des Mittagsbestecke#:für die Tage vom 7. bis 14. April.
Aus diesen Beobachtungen ergab sich, dass vom 8. bis 10. April ein
warmer Strom mit einer Oberflächen-Temperatur von 15°—19° C. nach N20°0
89 Seem. in 48 Stunden, also ungefähr 1.9 Seem. die Stunde setzend, von der
„Arcona“ angetroffen wurde. Vom 10. bis 11. April wurde das Schiff, jedoch
gegen die Vermuthung, dass der Strom auch fernerhin nordöstlich setzen würde,
durch einen Strom nach S66°0 49 Seem. in 24 Stunden versetzt.
Die stark und plötzlich abnehmende Temperatur (s. Tab. II) kennzeich-
net diesen Strom als einen Streifen eines von Norden kommenden kalten Stro-
mes; Dieser kalte Streifen hatte in 38° Nord-Br. und 147° Ost-Lg. eine unge-
führe Breite von 150 Seem., wie sich aus den raschen Temperaturänderungen
des Wassers am 10. und 11. April zwischen 145° und 149° Ost-Lg. ergiebt.
Nach den in den beiden Tabellen mitgetheilten Angaben fiel die Temporatur
am 10. April von Abends 8 bis 8! Uhr (also innerhalb einer halben Sn)
von 13.6° bis 9.8 C., blieb bis 11 Uhr Abends zwischen 9° und 10° und fie
bis Mitternacht bis zu 8° C. Von da ab stieg die Temperatur des Wassers
wieder allmälig um einige Grade, bis am 11. April des Nachmittags in der
halben Stunde von 4 bis 4! A Uhr die Temperatur des Wassers von 13.1 bis
16.3° stieg. Diese hohe Temperatur von 15°—16° hielt sich bis zu 8 Uhr
Morgens am 12 April, zu welcher Zeit die Temperatur bis 9 Uhr Morgens um
3° sank (vom 15.8° bis 12.8s° C.); die Temperatur blieb zwischen 12° und 13.5°
bis zu dem frühen Morgen des 13. April, wo abermals ein plötzlicher Sprung
der Temperatur innerhalb !'/ Stunde stattfand, indem die Temperatur von 4 bis
44 Uhr Morgens von 13.1°.bis 8.2° O sank. Von dieser Zeit an wurden keine
plötzlichen Temperaturänderungen mehr beobachtet: die Temperatur blicb niedrig
und deshalb wurden auch die halbstündlichen Beobachtungen aufgegeben und
zunächst durch stündliche ersetzt.
Vom Mittag des 11. April bis zum Mittag des 12. April hatte der am
Nachmittag des 11. April einsetzende warme Strom das Schiff N56°0 14.5 Seem,
versetzt. Am Morgen des 13. April in 40° Nord-Br. und 151.5° Ost-Lg. setzte
plötzlich der kalte Strom wieder ein: vom 12. bis zum‘ 13. April war die
Stromversetzung N51°O0 30.7 Seem. in 24 Stunden.
Hiernach scheint es fast, als ob der warme Strom zur Zeit der Beob-
achtung am Bord der „Arcona“ im April 1875 sich mehr nach Norden hin ge-
zogen habe oder unter den kalten Strom untergetaucht sei, während der kalte
Strom nach Südosten setzend, vollständig an die Oberfläche getreten ist, wie
sich aus der niedrigen Temperatur des Seewassers und aus der Versetzung des
Schiffes vom 13. bis 14. April S66°0 15 Seem. ergiebt.
Die Annahme, dass der warme Strom durch den kalten überfluthet werde,
erhält durch die Beobachtungen der Tiefseetemperaturen an Bord S..M. S.
„Arcona“ noch grössere Wahrscheinlichkeit. Freilich konnten leider nur wenige
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