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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

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naten September, October und November, Eine eigentliche regenlose Jahreszeit 
giebt es nicht, am wenigsten und seltensten regnet es in den Monaten Januar 
und Februar. Fast in jedem Monat fallen Regenschauer und ihre Verdunstung ist 
nachher sehr drückend. Im Ganzen soll nach Rigby die Regenmenge im Jahre 
1859 4242 mm. betragen haben, aber 1850 war sie nach Sykes nur 2483 mm. 
Die Angaben hierfür sind also noch ungenau und dürfen nur mit Vorsicht benutzt 
werden. So schwanken auch die Angaben über den Thaufall. Nach Rigby, 
welcher sich mehrere Jahre in Zanzibar aufhielt, ist der Thaufall sehr stark; 
dagegen ist nach Sykes (s. a. a. O.) die Abwesenheit des Thaufalles eine 
Specialität des Klimas von Zanzibar und er erklärt dies dadurch, dass trotz der 
hohen Luftfeuchtigkeit die nächtliche Temperaturverminderung zur Condensation 
derselben nicht hinreicht. 
Die Feuchtigkeit der Luft in Zanzibar ist ausnehmend gross und grösser 
als zu Bombay, Madras, Calcutta und Aden; nach den bisher angeführten aller- 
dings nur einjährigen Beobachtungen im Jahre 1850 gehört das Klima von Zan- 
zibar zu den dampfreichsten und zugleich am höchsten mit Dampf gesättigten 
Klimaten auf der Erde; es ist feuchter als selbst das von Surinam und Batavia. 
Weder durch den Unterschied in der Regen- und trockenen Jahreszeit 
wie in anderen tropischen Gegenden, noch durch die ungleiche Temperaturver- 
theilung im Laufe des Jahres wird das letztere in Zanzibar in bestimmte Abschnitte 
getheilt, wohl aber durch die jeweilig herrschenden Winde. Diese theilen näm- 
lich das Jahr in zwei ungleiche Hälften. Während neun Monaten wehen die 
Winde aus SW und ESE, während der drei übrigen aus NE. 
Der SW-Monsun setzt ungefähr im März oder auch im April ein und 
sein Eintritt ist begleitet von heftigen Stürmen und Regenschauern; diese Zeit 
heisst auch Masika - Zeit. Dieser Monsun weht stark zwei Monate und länger, 
wobei der Regen stets vorherrscht (s. oben). Bis Juli und August flaut der 
Wind ab bis zur frischen Brise und das Wetter hellt sich auf. Dies bleibt so 
bis October, zu welcher-Zeit der SW-Wind flattert und unsicher wird. Alsdann 
ist wieder Regen zu erwarten. Der SW-Monsun setzt in den südlichen Theilen 
der Insel früher ein, als in den nördlichen, wo er auch später aufhört. Am 
stärksten weht im Kanal von Zanzibar der SW-Wind um 10 Uhr Morgens, 
flaut dann ab bis 1 Uhr Nachmittags und wird alsdann SE-Wind. Tritt dies 
ein, so ist schönes Wetter zu erwarten; weht aber der Wind des Morgens 
nicht westlich und dreht er sich nicht nach Süden, so ist sicher Regen zu er- 
warten. 
Gegen Ende November und weiter südlich erst Mitte Dezember setzt der 
NE-Monsun ein, zuweilen schwach, zuweilen aber in heftigen Stössen und stür- 
misch. Nach Mitte oder Ende Februar wird er schwach und schwindet fast 
ganz bis zur Stille. Hat sich der NE-Monsun festgesetzt,“so weht der Wind des 
Morgens aus NNE und dreht sich um 2 Uhr Nachmittags nach ENE. (Siehe 
Hydr. Not. No. 16 pag. 4). 
Orkane und Gewitterstürme sind selten auf Zanzibar, häufiger hingegen 
am gegenüberliegenden Festlande. So sind auch am Cap die Gewitter selten, 
häufig und heftig hingegen an den Westküsten, im Norden der Tafelbai. 
Am 15. April 1872 verheerte aber, wie oben erwähnt, der erste bis 
dahin auf Zanzibar wahrgenommene Orkan die ganze Insel, mit Ausnahme des 
südlichen Endes derselben. 
Die hier unten folgenden beiden Tabellen geben eine Uebersicht über 
die metereologischen Verhältnisse für die Jahre 1850 und 1864. Wie von den 
meisten Orten innerhalb der Tropen besitzen wir auch von Zanzibar keine viele 
Jahre umfassende Beobachtungsreihe, aber die geringen Schwankungen des Luft- 
druckes und der Temperatur, sowie die Regelmässigkeit in dem Verlaufe der 
Reogenzeiten, der Vertheilung der Feuchtigkeitszustände und der Windrichtungen 
gestatten uns, schon aus diesen vereinzelten je ein Jahr umfassenden Beobach- 
tungen ein Bild des Klimas von Zanzibar entwerfen zu können. 
Die erste Tabelle giebt die Beobachtungen, welche im Jahre 1850 von 
einem jungen englischen Arzt Frost unter Leitung des damaligen Lieutenant 
Fergusson von der Indischen Marine (später Director des magnetischen und 
meteorologischen Observatoriums in Bombay) 11 Monate hindurch, Januar bis
	        
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