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von fast 13 Breitengraden; die eigentliche Macht des Sultans erstreckt sich
an der Küste in. der That nur auf einige feste Plätze und Zollstätten; das
offene Land, weiter nach dem Innern hinein, ist gänzlich unabhängig, und auch
die Städte an der Küste nördlich vom Aequator, wie z. B. Brawa, Marka und
Mogadoxa, erkennen den Sultan von Zanzibar nur in beschränktem Maasse als
Oberherrn an. Unbeschränkter herrscht er auf den Inseln Zanzibar, Pemba im
Norden und Mafia im Süden von den ersteren. . .
Die Küste des Festlandes überhaupt nennen die Araber „Z! Sowahil“
(Mehrheit: von Sahel) und die Bewohner ohne Unterschied der Stämme „Sowahili“
oder „Suaheli“, d. h. Bewohner der Küste. Zanzibar gegenüber und nördlich
bis Mombas heisst die Küste „Marima“, ein afrikanisches Wort, welches die
Küste bedeutet. Von Brawa bis Mogadoxa heisst sie „Zi Benadir“, d, h. die
Häfen und südlich von Zanzibar bis Kiloa „Mungao.“ ;
Die Insel Zanzibar (d. h. Land der Schwarzen) selbst, von den Afrikanern
Unguja genannt, ist die wichtigste Besitzung des Sultans und der Sitz der Regierung,
sowie der Hauptort des Handels zwischen der Küste von Ostafrika und den arabischen
und indischen Häfen zur See und weiter nach Central - Afrika zu Lande. Sie liegt
zwischen 5° 43‘ und 6° 28‘ Süd-Br. und zwischen 39° 14‘ und 39° 38‘ Ost-Lg.
v. Greenw. in einer langen schmalen Ausbuchtung, welche das Festland vom
Ras Puna bis nach der Osilandspitze hin bildet, und ist durch einen nur
20 Seem. im Durchschnitt breiten Kanal vom Festlande getrennt, der von Pan-
gani Bai bis Rs Ndege 95 Seem, lang, an seiner schmalsten Stelle zwischen
R£s Fumba auf Zanzibar bis zur afrikanischen Küste nahe bei R£s Luale nur 16'/2
Seem. breit ist. Die Insel selbst ist 47 Seem, lang in der Richtung Nord—Süd
und ihre grösste Breite beträgt 21 Seem. zwischen der Stadt. Zanzibar an der
Westseite und Chuakaspitze an der Ostseite.
Die östliche Küste von Zanzibar ist ohne alle Einbuchtung ausser der von
Chuaka, welche aber zu seicht ist, um der Schifffahrt Nutzen- leisten zu
können. Die Ostufer von Zanzibar und der nördlich gelegenen Insel Pemba
bilden gewissermassen die Fortsetzung der durch die oben erwähnte schmale
Ausbuchtung des Festlandes unterbrochenen Küstenlinie, welche sich in einem
nach Innen gekrümmten Bogen vom Cap Delgado bis nach dem Somalilande
hinzieht; es gewinnt dadurch den Anschein, als ob beide Inseln ursprünglich
mit dem Festlande zusammengehangen hätten, und der Meeresarm, welcher
sie von demselben trennt, erst durch Strömungen und sonstige Umstände ent-
standen wäre.
Zanzibar ist eine Koralleninsel und gehört zu der langen Reihe von
Korallengebilden, welche Afrika an seiner Ostküste von dem Rothen Meere an
bis nach Natal mit nur geringer Unterbrechung umsäumen, theils als Korallen-
felsen, welche sich noch. weithin unter dem Wasser als gefährliche Riffe hin-
ziehen, theils als kleine langgestreckte Inseln, welche in geringer Entfernung
davon und in gleicher Richtung mit ihr laufen. Die Grundmasse, auf welcher
Zanzibar ruht, ist eine seit der grossen Hebung von Ostafrika auf dem Boden
des: Meeres ruhende lockere Trümmermasse von kalkigem Schlamm und abge-
brochenem Korallengestein, welche später durch Aussonderung von im Meere
aufgelösten Kalk innig zusammengekittet worden ist; nach der erfolgten Hebung
bewirkten Wellen, Seegang und Regen Auswaschungen und Verwitterungen an
den ursprünglich steil abfallenden, wenn auch niedrigen Abhängen und bildeten
so .die Höhlen und Grotten an der Küste und im Innern. |
Der Kanal von Zanzibar ist an jeder seiner beiden Seiten mit Korallen-
riffen dicht angefüllt, welche an zwei Stellen das sonst meist reine Fahrwasser
bis auf 4 Seem. Breite verengen; in allen anderen Fällen sind die Untiefen an
beiden Seiten. des Kanals durch einen Zwischenraum von.12 Seem. von ein-
ander getrennt. An der Insel-Seite ist das Fahrwasser im Allgemeinen rein
und die Riffe sind deutlich zu sehen; aber an der Festland-Seite ist das Wasser
von dem Schlamm, welchen die Festlandflüsse in das Meer führen, schr getrübt.
Alle die kleinen Riffe im Kanal und an seinen beiden Küsten sind stark
abschüssig und fallen bei Niedrigwasser 0.s bis 0.6 Met. hoch trocken; ihre
äussere Kante ist höher, als der übrige Theil, welcher sehr flach und eben ist.
Innerhalb einiger dieser Riffe sind noch Inseln anzutreffen, aber es ist ohne