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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

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von fast 13 Breitengraden; die eigentliche Macht des Sultans erstreckt sich 
an der Küste in. der That nur auf einige feste Plätze und Zollstätten; das 
offene Land, weiter nach dem Innern hinein, ist gänzlich unabhängig, und auch 
die Städte an der Küste nördlich vom Aequator, wie z. B. Brawa, Marka und 
Mogadoxa, erkennen den Sultan von Zanzibar nur in beschränktem Maasse als 
Oberherrn an. Unbeschränkter herrscht er auf den Inseln Zanzibar, Pemba im 
Norden und Mafia im Süden von den ersteren. . . 
Die Küste des Festlandes überhaupt nennen die Araber „Z! Sowahil“ 
(Mehrheit: von Sahel) und die Bewohner ohne Unterschied der Stämme „Sowahili“ 
oder „Suaheli“, d. h. Bewohner der Küste. Zanzibar gegenüber und nördlich 
bis Mombas heisst die Küste „Marima“, ein afrikanisches Wort, welches die 
Küste bedeutet. Von Brawa bis Mogadoxa heisst sie „Zi Benadir“, d, h. die 
Häfen und südlich von Zanzibar bis Kiloa „Mungao.“ ; 
Die Insel Zanzibar (d. h. Land der Schwarzen) selbst, von den Afrikanern 
Unguja genannt, ist die wichtigste Besitzung des Sultans und der Sitz der Regierung, 
sowie der Hauptort des Handels zwischen der Küste von Ostafrika und den arabischen 
und indischen Häfen zur See und weiter nach Central - Afrika zu Lande. Sie liegt 
zwischen 5° 43‘ und 6° 28‘ Süd-Br. und zwischen 39° 14‘ und 39° 38‘ Ost-Lg. 
v. Greenw. in einer langen schmalen Ausbuchtung, welche das Festland vom 
Ras Puna bis nach der Osilandspitze hin bildet, und ist durch einen nur 
20 Seem. im Durchschnitt breiten Kanal vom Festlande getrennt, der von Pan- 
gani Bai bis Rs Ndege 95 Seem, lang, an seiner schmalsten Stelle zwischen 
R£s Fumba auf Zanzibar bis zur afrikanischen Küste nahe bei R£s Luale nur 16'/2 
Seem. breit ist. Die Insel selbst ist 47 Seem, lang in der Richtung Nord—Süd 
und ihre grösste Breite beträgt 21 Seem. zwischen der Stadt. Zanzibar an der 
Westseite und Chuakaspitze an der Ostseite. 
Die östliche Küste von Zanzibar ist ohne alle Einbuchtung ausser der von 
Chuaka, welche aber zu seicht ist, um der Schifffahrt Nutzen- leisten zu 
können. Die Ostufer von Zanzibar und der nördlich gelegenen Insel Pemba 
bilden gewissermassen die Fortsetzung der durch die oben erwähnte schmale 
Ausbuchtung des Festlandes unterbrochenen Küstenlinie, welche sich in einem 
nach Innen gekrümmten Bogen vom Cap Delgado bis nach dem Somalilande 
hinzieht; es gewinnt dadurch den Anschein, als ob beide Inseln ursprünglich 
mit dem Festlande zusammengehangen hätten, und der Meeresarm, welcher 
sie von demselben trennt, erst durch Strömungen und sonstige Umstände ent- 
standen wäre. 
Zanzibar ist eine Koralleninsel und gehört zu der langen Reihe von 
Korallengebilden, welche Afrika an seiner Ostküste von dem Rothen Meere an 
bis nach Natal mit nur geringer Unterbrechung umsäumen, theils als Korallen- 
felsen, welche sich noch. weithin unter dem Wasser als gefährliche Riffe hin- 
ziehen, theils als kleine langgestreckte Inseln, welche in geringer Entfernung 
davon und in gleicher Richtung mit ihr laufen. Die Grundmasse, auf welcher 
Zanzibar ruht, ist eine seit der grossen Hebung von Ostafrika auf dem Boden 
des: Meeres ruhende lockere Trümmermasse von kalkigem Schlamm und abge- 
brochenem Korallengestein, welche später durch Aussonderung von im Meere 
aufgelösten Kalk innig zusammengekittet worden ist; nach der erfolgten Hebung 
bewirkten Wellen, Seegang und Regen Auswaschungen und Verwitterungen an 
den ursprünglich steil abfallenden, wenn auch niedrigen Abhängen und bildeten 
so .die Höhlen und Grotten an der Küste und im Innern. | 
Der Kanal von Zanzibar ist an jeder seiner beiden Seiten mit Korallen- 
riffen dicht angefüllt, welche an zwei Stellen das sonst meist reine Fahrwasser 
bis auf 4 Seem. Breite verengen; in allen anderen Fällen sind die Untiefen an 
beiden Seiten. des Kanals durch einen Zwischenraum von.12 Seem. von ein- 
ander getrennt. An der Insel-Seite ist das Fahrwasser im Allgemeinen rein 
und die Riffe sind deutlich zu sehen; aber an der Festland-Seite ist das Wasser 
von dem Schlamm, welchen die Festlandflüsse in das Meer führen, schr getrübt. 
Alle die kleinen Riffe im Kanal und an seinen beiden Küsten sind stark 
abschüssig und fallen bei Niedrigwasser 0.s bis 0.6 Met. hoch trocken; ihre 
äussere Kante ist höher, als der übrige Theil, welcher sehr flach und eben ist. 
Innerhalb einiger dieser Riffe sind noch Inseln anzutreffen, aber es ist ohne
	        
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