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gehörigen Hölzer beschäftigen sich diese mit der Gewinnung des Kokosöls, mit
Perlenfischerei und Schildkrötenfang. Ackerbau wird fast gar nicht getrieben
und beschränkt sich nur auf einige wenige Maisfelder. Die Eingeborenen leben
meist von Kokosnüssen und von Erzeugnissen des Meeres und von Zuckerrohr
von sehr schlechter Beschaffenheit; von den fremden Kaufleuten erhalten sie
Sago und Reis, ausserdem zum Austausch ihrer eigenen Produkte baumwollene
und leinene Zeuge und Kleider, eiserne Geräthe und Waffen, Tabak und Arac.
Die. Waffen ruhen aber bestaubt in den Hütten; nirgends sahen Lovera und
Cerruti einen bewaffneten Eingeborenen,
Die Bewohner der Insel stehen unter der Botmässigkeit des holländischen
Residenten zu Banda; die Herrschaft über sie führt ein von diesen eingesetzter
Häuptling der Insel mit dem Titel Orang-Kaya, welcher aber wiederum dem
Marajah von Hamar tributpflichtig ist und in Dulan wohnt. Die MHäuptlinge
der anderen Ortschaften heissen OÖrang-Fua, so in Tuallah an der Westküste,
zu-Difut und zwei anderen Dörforn an der Ostküste und zu Taandam im Norden.
Ausser diesen sechs Dörfern sah die Besatzung des „Vettor Pisani“ an mehre-
ven Stellen der Küste von Kei Keceil kleine Niederlassungen von 2 bis 3 Hüt-
ten und diese bezeichneten diejenigen Küstenpunkte, wo man eine Wassercisterne
anlegen konnte, Dieses Wasser ist zwar etwas salzig, aber doch noch zu
geniessen. Wie auf allen Koralleninseln, giebt es daselbst nur während
der Regenzeit Wasserläufe, aber nirgends ist ein Brunnen vorhanden. Für
die Weissen geniessbare Nahrungsmittel, ausser den Kokosnüssen und dem
so dürftigen Mais und Zuckerrohr sind auf diesen Inseln nicht zu haben, so
dass sie auch kein Aufenthalt für Weisse sein können; selbst das wenige Gras
ist So schlecht, dass es kaum-die Ziegen an Bord geniessen wollten. Auch
der Fischfang ist nicht ergiebig, denn das Meerwasser ist entgegengesetzt allen
anderen Erfahrungen bei Koralleninseln schr arm an Bewohnern; die Eingebo-
renen haben deshalb auch keine Art von Netz. Die einzigen Hausthiere da-
selbst sind Schweine und Hühner, waren aber zur Zeit des Aufenthalts des
„Veitor Pisani“ (December 1872) in sehr geringer Menge vorhanden.
So ungünstig diese Inseln auch von der Natur ausgestattet sind, so be-
sitzen sie zum Ersatze dafür den besten Hafen in den Banda- und Arafura-See.
Dies ist der schon oben erwähnte Hafen „Prinzessin Margaretha“ (s. Karte).
Ein Schiff, welches zwischen drei uud zehn Kblg. westlich von dem Dorfe
Tuallah vor Anker liegt, befindet sich im Mittelpunkte eines Hafens, welcher
cine ganze Flotte aufnehmen kann und nach jedem Compassstriche hin geschützt
ist, so dass keiner der beiden Monsune dem Schiffe gefährlich werden kann.
Der Zugang zu diesem Hafen ist ebenfalls sehr leicht, sobald man nur
die Einfahrt zu der grossen Rhede zwischen Kei Keccil und Rumadan und den
Untiefen an den Enden derselben gut erkannt hat (s. Karte).
Bei der Ansegelung muss man die Nordspitze der grossen Kei-Insel
(nach Raper in 5° 15‘ Süd-Br. und 133° 8‘ Ost-Lg.) ansteuern und dieselbe in
N 75° O bringen; dann steuere man in der entgegengesetzten Richtung (S 75° W)
zwischen den beiden Kei-Inseln hindurch. Sobald man 10 Seem. von der Ein-
fahrt zu der Rhede der kleinen Kei-Insel ist, wird man den vorher erwähnten
Kei-Lanit-Hügel in Sicht bekommen, welcher beinahe in der Mitte der Letman-
Insel liegt. Dann bringe man diesen Hügel in 833° W, um die Untiefe bei
den Inseln Kei Keccil, Rumadan und Dulan Laut zu vermeiden und steuere
auf den Hügel in der gegebenen Peilung bis zu dem gewöhnlichen Ankerplatze
zwischen der kleinen Insel Dranam und der NW-Spitze der Kei Keceil hin-
durch, verfolge die Küste bis zu der Rhede von Tuallah, woselbst man 13 bis
20 Met. Wasser und gut haltbaren Ankergrund findet,
Da die KEingeborenen friedlich gesinnt sind und das Klima gut ist, so
kann man auf diesem Ankerplatze kleine Reparaturen ausführen und sich mit
Brennholz versehen; aber Lebensmittel findet man nicht, wie oben erwähnt,
nur eine geringe Quantität Wasser ist hierselbst zu erhalten.