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meineres Interesse erweckt und namentlich in englischen Zeitschriften sind
mehr oder weniger ausführliche Beschreibungen und Schilderungen von For-
mosa, seinen Producten und Bewohnern erschienen; wir erwähnen hier u. A,
den von einer Karte begleiteten Artikel von G. Ravenstein in dem Geograph,
Magazine von Clement N. Markham October 1874 pag. 292.
Auf der Reise S. M. S. „Ariadne“ von Amoy nach Hongkong besuchte
Corv.-Capt. Kühne im April d. J. die beiden .an der Westküste von Formosa
gelegenen Häfen von Tai-wan-fu und Takow. Dem vom Corv.-Capt. Kühne
über diese Häfen und über die Insel Formosa eingesendeten Berichte entnehmen
wir nachstehende Notizen.*)
Die Insel führt mit Recht den ihr schon von den Portugiesen bei ihrer
Entdeckung gegebenen Namen Formosa, d. h. die schöne Insel. Die von den
Chinesen cultivirten Ebenen zeigen eine ungemein üppige Vegetation und
Fruchtbarkeit. Auch die im Norden der Insel erst seit wenigen Jahren betrie-
benen Theepflanzungen gewinnen eine stetig wachsende Bedeutung. Die Koh-
lenproduction in den von den Chinesen besetzten Bergen der Nordküste bei
Kelung nimmt immer grösseren Umfang an und sind bereits an vielen neuen
Stellen mächtige Kohlenlager entdeckt. Die Kohle wird aber hier bis jetzt
nur auf ganz primitive Art, ohne Anwendung von Maschinen, gefördert, doch
scheint man einen besseren Betrieb anbahnen zu wollen, Die Kohle von For-
mosa, deren Preis sich gegenwärtig in Kelung auf 4—5 Dollar die Tonne stellt,
soll, wie von verschiedenen Seiten versichert wird, bei einer Mischung von
zwei Dritteln mit einem Drittel Cardiffkohle ein ganz vorzügliches Heizmaterial
für Schiffsmaschinen geben. Dem fremden Handel sind bis jetzt vier Häfen
eröffnet worden und zwar Tamsui und Kelung an der Nordküste, Tat-wan-fu
fdie Hauptstadt von Formosa mit 70,000 Einwohnern) Ta-kau-kow (oder
Takow) an der Westküste. Diese beiden letzteren Plätze, die nur etwa 20 Seem,
von einander entfernt liegen, sind indessen in Bezug auf den auswärtigen Han-
del. fast als ein Platz zu betrachten, wenigstens sind die Vertreter der fremden
Handelshäuser Agenten für beide Plätze. Sio wohnen in der Stadt Takow und
machen nur häufige Reisen nach Tat-wan-fu.
Die’ Haupt-Ausfuhrartikel der nördlichen Häfen sind Kohlen und Thee.
Die Ausfuhr anderer Artikel wie Kampfer, Kampferholz, harte Hölzer (hard
wood) durch fremde Schiffe lässt nach, da die Chinesen diesen Handel immer
mehr an. sich ziehen. Dem Official Trade report pro 1873 sind nachfolgende,
nicht ganz uninteressante Zusammenstellungen der Ausfuhrartikel aus den bei-
den nördlichen Häfen in den Jahren 1869—1873 entnommen:
Benennung _
der
Güter
Kampfer. . . ..
Kohlen . . . < .
Reis . . . +. os
Zucker, brauner . .
These , . . v4 4
Kampferholz,Planken
Hartes Holz . . .
Hanf 2. 2 20 .0 4.“
Rech-
nungs-
Einheit.
1869
1870 | 1871
Piculs **), 13797] 14481{ 96911
desgl. 1247476|1269561313631
desgl. 16835| 88316| 77918:
desgl. 5564] 1112] 4202
desgl. 5469! 10540! 14868!
Stück 9432| 6860
desgl. 4252 7756|
Piculs 7801 1473
1872 | 1873
10281] 10755,
‚758861758974.
23925| 387
— 612
19518] 15609
12645| 2983:
14956| 7098
191) 835
Die deutsche Handelsschifffahrt war hierbei i. J. 1873 durch 65 Schiffe
mit 16754 Tonnen betheiligt.
Die Ausfuhr aus den westlichen Häfen Formosas beschränkt sich haupt-
sächlich auf Zucker, für.den namentlich in Australien ein grosser Markt er-
öffnet ist, auf Oelkuchen, die nach Amoy exportirt werden, und auf Reis, Aus
*) S. The China Sea Directory Vol, III 1874 pag. 222—256 und auch‘ China Sea Pilot
1864 pag. 395—410. .
**) Pical ist das Handelsgewicht in ganz Ost- Asien: nach englischen Verträgen und bei
dem Zoll ist 1 Picul = 60.479 Kilogramm.