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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

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Berichte entnehmen wir folgende Notizen und verweisen hierbei auf den dritten 
Band der „China Sea Directory“ (1874). *) 
Die Gruppe der Pescadores - Inseln bietet in ihrer Gesammtheit bei dem 
Ansegeln einen eigenthümlichen Anblick dar, da sie aus einer Reihe von fast 
ganz gleich hohen und wie künstlich abgeflachten, tafelförmigen Inseln besteht, 
welche bei dem Mangel jeglicher Vegetation mit ihren steil abfallenden Abhän- 
gen einen ziemlich trostlosen Eindruck machen. Da nirgends eine Erhöhung 
über der tafelförmigen Fläche zu sehen ist, so markirt sich der kleine, 10 Met. 
hohe Leuchtthurm auf der SW-Spitze der „Fischer-Insel“ (in 23° 33‘ 0“ Nord- 
Br. und 119° 28‘ 0“ Ost-Lg.) sehr gut und giebt bei Tage schon auf sehr 
weite Entfernung hin eine vorzügliche Landmarke zum Ansegeln vom Hafen 
Makung, oder um das Fahrwasser zwischen den Pescadores-Inseln zu passiren, 
Bei Nacht indessen fehlt jegliches Kennzeichen, denn das Feucr ist ein sehr 
schwaches und da die Fenster des Leuchtthurmes aus Austernschalen gebildet 
sind, nur bis auf 1 Seem. Entfernung zu sehen; auch wird es nur gelegentlich 
angezündet. Bei den ausserordentlich starken und unregelmässigen Strömungen 
in der Nähe und zwischen diesen Inseln, welche sich bei Tage allerdings durch 
brandungsartige Stromkabbelungen bemerklich machen, ist diese Gruppe daher 
für die Schifffahrt gegenwärtig eine sehr gefährliche, besonders bei Nacht. Die 
Herstellung eines Feuers erster Ordnung an Stelle des bisherigen werthlosen 
Feuers ist daher dringend wünschenswerth; auch soll in der That gegenwärtig 
die Errichtung eines neuen Leuchtthurmes auf der äussersten Südspitze der 
„Fischer-Insel“, also etwas südöstlich von dem bisherigen in Angriff genommen 
werden (s. No. 444 der diesj. „Nachr. f. Seef.“). Für die Erhaltung und den 
Umbau von Leuchtthürmen an den chinesischen Küsten und Inseln ist die chine- 
sische Regierung vertragsmässig verpflichtet, aus den durch den fremden Handel 
erhobenen Geldbeträgen einen namhaften Betrag beizusteuern, aber die Ausfüh- 
rung ist oft grossen inneren und äusseren Schwierigkeiten ausgesetzt. 
Der Hafen von Makung, welcher durch eine tiefe Einbuchtung der gröss- 
ten Insel dieser Gruppe, der Ponghou-Insel, gebildet wird, bietet einen geräu- 
migen, gegen alle Winde geschützten Hafen, in welchem eine grosse Anzahl 
von Schiffen Schutz finden können. Ist daher erst das projectirte neue Feuer 
angezündet, so dass die Annäherung an die weit ausgedehnte Inselgruppe wäh- 
rend der Nacht weniger gefährlich wird, so dürfte dieser Hafen auch für die 
Handelsschifffahrt, namentlich für die von und nach /ormosa bestimmten, eine 
erhöhte Bedeutung erhalten. Dieser Hafen (ein Punkt auf seiner Nordseite liegt 
nach Collinson’s Bestimmungen im Jahre 1845 in 23° 32‘ 54“ Nord -Br. und 
119° 30‘ 12“ Ost-Lg.) befindet sich genau vor der Mitte der Westküste der 
Insel Ponghow und von hier aus sind die entferntesten Punkte derselben in we- 
nigen Stunden zu erreichen; er eignet sich deshalb auch zur Anlegung von 
Depots u. s. w., und zwar auch deshalb um so mehr, als an der ganzen Küste 
von Formosa kein Hafen für grössere Schiffe zu finden ist. 
Die Pescadores - Inseln zeigen gar keine Spur von Vegetation: nicht ein 
einziger Baum ist auf ihnen zu sehen, doch sind selbst ihre sterilen, steinigen 
Abhänge mit chinesischem Fleisse und Geschicklichkeit cultivirt; die Haupt- 
producte sind süsse Kartoffeln, Hirse und Gemüse, welche hinreichen, die aus 
atwa 8000 Seelen bestehende Bevölkerung zu ernähren. (Die Inseln selbst sind 
also nicht so ganz unbewohnt, wie der „China Sea Directory“ sagt.) Die 
Hauptbeschäftigung der Einwohner besteht in dem Fang von Fischen und 
Schildkröten, welche hier in grösseren Mengen vorkommen sollen, An einigen 
Stellen der Insel Pongkouw sollen auch Kohlen zu finden sein. 
3. Die Häfen von Tai-wan-fu und Takow an der Westküste von 
Formosa. 
Die Insel Formosa, von den Chinesen Tai-wan und von den Eingebore- 
nen Pakkau genannt und zwischen dem 22, und 23. Parallel gelegen, ‚hat seit 
den letzten jetzt beigelegten Differenzen zwischen Japan und China ein allge- 
*) 8. The China Sea Directory Vol, 11, 1874, pag, 197 — 206, und ausserdem noch Zhe 
China Pilot, 4% edit, 1864, pag. 137— 144.
	        
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