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beim klarsten Wetter ohne Böen, bald mit schnell aufeinanderfolgenden Schnee-
und Hagelböen wehten.
3. Das Barometer steht im Allgemeinen sehr hoch und fällt nur
äusserst selten — während der 3 Monate nur zweimal — unter 762 mm. Den
höchsten Stand erreicht dasselbe bei nordwestlichen Winden, und je schneller
dasselbe steigt, desto sicherer kann man auf einen NNW-Sturm rechnen. Bei
stark fallendem Barometer kann man sicher südlichen Wind erwarten, jedoch
giebt es auch einzelne Ausnahmen, wie auch am 13. Februar, wo das Barome-
ter fiel und der Wind aus NW (9 bis 10) wehte.
Wenn nach einem nördlichen oder nordwestlichen Sturme das Barometer
hoch stehen bleibt, so kann man auf Stille oder leichte nördliche Brise rech-
nen, so dass alsdann ein Aufdampfen nach Norden hin günstigen Erfolg ver-
spricht; fällt dagegen das Barometer, so kommt auf kurze Zeit südlicher
Wind durch,
4. Strömungen. Die von S. M. S. „Arcona“ ermittelten Stromver-
setzungen haben in den meisten Fällen einen schwachen südöstlichen Strom er-
geben, welcher jedoch bei dem vielfachen Aufkreuzen gegen nordwestliche
Stürme sehr leicht von einer nicht ganz genauen Anrechnung der Abtrift
herstammen kann. Im Uebrigen hat der Strom manchmal westlich und auch
nordöstlich gesetzt, aber stets nur in geringem Maasse, so dass derselbe die
Navigation des Gelben Meeres nur ganz unwesentlich beeinflusst und von den
localen Winden abhängig zu sein scheint.
Ueber die Strömungen, durch die verschiedenen Gezeiten hervorgerufen,
giebt die Segeldirection „The China Pilot“ 1864 pag. 283 genügende und zu-
verlässige Auskunft. Dicht unter Cap Shantung läuft der Strom mit grosser
Gewalt und ist beim Passiren dieses Caps darauf Rücksicht zu nehmen. In
ungefähr 15 Seem. Abstand ist der Strom nur noch schwach und kaum
merklich.
Die Fluth, welche von Süden kommend um Cap Shantung herum nach
Westen läuft, kennzeichnet sich durch die schmutziggelbe Farbe des Wassers
und sind wir einige Male beim Passiren des Caps aus dem grünlich bläulichen
Wasser der Ebbe in das gelbliche Wasser der Fluth, welche sich scharf von
sinander getrennt zeigten, gesegelt und haben nach den Landpeilungen auch
sofort den Hinfluss der neuen Strömung constatiren können.
5. Segelanweisung. Im Gelben Meere hat man, in der Mitte auf-
steigend, von Quelpart bis Shantung genügend freies Wasser, um lange Schläge
machen zu können. Die Strecke zwischen der 20-Fadenlinie (36.6 Met.) längs
der chinesischen Küste und den westlichen Inselgruppen von Korea ist ganz
rein und klar und empfiehlt es sich beim Aufkreuzen gegen nördliche Winde
während des Tages bis in Sicht der an der östlichen Seite gelegenen Inseln
Ross, Modeste und Hydrographer Gruppe zu laufen, die Position des Schiffes
genau zu bestimmen und während der Nacht nach Westen hin zu liegen,
Die in der Karte: „Korean Archipel“ Tit. XI. No. 111 angegebenen
Positionen dieser Insel stimmen mit unseren darüber gemachten Erfahrungen
sehr gut überein.
Die Insel Ross, die südlichste der genannten Inseln, welche bei klarem
Wetter 30—40 Seem. weit zu sehen ist, markirt sich sehr gut und unterschei-
det sich von der am nördlichsten gelegenen Insel Modeste namentlich durch
ihre Ausdehnung in der Nord- und Süd-Richtung, während die Insel Modeste
ihre grösste Ansdehnung von Osten nach Westen hat. Ferner ist der Pik auf
der Insel Ross bedeutend höher und fällt nach Norden hin ganz steil ab, wäh-
rend die Insel Modeste zwei weniger hohe Spitzen hat, die nach der Seite hin
allmälig verlaufen. Ausserdem unterscheidet sich die Insel Ross noch ganz be-
Ds durch die nördlich von ihr schroff aus dem Wasser ragenden kleinen
elsen.
Die Inselgruppe Hydrographer ist sehr niedrig und markirt sich am
schlechtesten von den drei genannten Inseln,
In den Wintermonaten, wo der Wind oft Tage lang genau aus der
Richtung Nord und NNW weht, ist ein Streckbug nicht vorhanden, und da die
Südwinde, wie vorher erwähnt, oft nur wenige Stunden wehen, so sind die
Reisen nach Norden für Seyelschiffe sehr langwierig. Für Dampfer, welche