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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

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und einzigen und noch dazu nicht tödtlichen Schuss gegen die Eingeborenen abzu- 
feuern, da sich dieselben feindlich zeigten und 70 bis 80 Mann stark mit ihren 
Speeren auf drei an das Land gegangene Officiere einen Angriff machten. Diese 
Wilden hatten wohl noch niemals eine Schusswaffe abschiessen gehört, denn 
die Wirkung des Schusses war eine ausserordentliche: der ganze Trupp floh 
bestürzt in die Canoes zurück. 
Nachdem das Cap Ward Hunt passirt war, gelangte der „Basılisk“ an 
die Stelle, die in den Karten mit Richie Island bezeichnet ist. Diese Stelle ist 
nach dem Naturforscher, welcher die Expedition von d’Entrecasteaux beglei- 
tete, benannt. Es konnte jedoch keine Insel entdeckt werden, und es ist mög- 
lich, dass d’Entrocasteaux in grosser Entfernung das hohe Land beim Cap 
Ward Hunt geschen, für eine Insel gehalten und in die Karte eingetragen hat. 
Zwischen dem Cap Ward Hunt und dem Cap Cretin liegt der Huon Golf, 
die letzte grosse Bucht, welche die NO - Küste von Neu-Gwinea deutlich kenn- 
zeichnen. Ihre Ufer sind dicht bewohnt und die Eingeborenen erwiesen sich 
als freundlich. Zum ersten Male in Neu-Guinea fand man, dass die Eingeborenen 
Tappa-Zeug trugen, und zwar rund um ihren Oberkörper gewickelt, und dann 
hohe kegelförmige Mützen, wodurch dieselben Achnlichkeit mit den Indischen 
Parsen bekamen. Die Küsten sind mit reicher Vegetation bedeckt, und ganz 
besonders schön sind die Schluchten des Rawlinson-Gebirges, in denen Palmen 
und Farrenbäumc wachsen, und dabei alle gut bewohnt waren. Von dem Cap 
Cretin bis zu der Astrolabe Bucht (in 5° 30‘ Süd-Br. und 145° 46‘ Ost-Lg.), eine 
Entfernung von 120 Scem., erstreckt sich die Küste nahezu direct Ost—West, ohne 
jede Unterbrechung; im Hintergrunde der Küste liegen die grossen Finisterre- 
Berge, deren beide höchste Spitzen sich deckten und die Mount Gladstone und 
Mount Disraeli benannt wurden. Bei der Astrolabe Bucht war die Vermessung 
beendet, aber bei der Nordküste von Neu-Guinea wurde noch eine Reihe Tiefsee- 
lothungen angestellt, wobei 2743 Met. (1500 Faden) und. 3658 Met. (2000 Fad.) 
25 Secm. von der Küste entfernt gefunden wurden (also ebenfalls grosse Tiefen 
in der unmittelbaren Nähe des Landes). 
Der „Basilisk“ ging alsdann von der Astrolabe Bucht nach der Lesson 
Insel, auf welcher ein noch thätiger, kegelförmiger Vulkan grosse Massen‘ von 
Dampf und Rauch auswarf. Die Insel ist dicht bevölkert und schien an ihrem 
untern. Theil sehr gut angebaut zu sein. Die Eingeborenen, ein gut aussehen- 
der Monschenschlag, kam längsseit des Schiffes und brannte vor Begierde, alles, 
was sie bosassen, gegen kleine Eisenstücke einzutauschen. Dieselben trugen 
ihr Haar in einer geschmacklosen Weise, und zwar hinten auf dem Kopfe in 
einer kegelförmigen Spitze von 0.s bis 0.4 Met. Höhe, wie ein Horn auf dem 
Hinterkopfoe. Bei der Garnet-Insol passirte der „Basilisk“ durch eine grosse 
Fläche brakes Wasser, welches nach See zu strömte und in welchem sich eine 
unzählige Masse kolossaler entwurzelter Stämme befanden. Hiernach ist an- 
zunehmen, dass sich ein Strom von grossen Dimensionen in der Nähe des Cap 
Della Torre in das Meer ergiesst. 
Die Klimatologie des östlichen Neu-Guinea scheint anders sich zu 
verhalten, als man bisher angenommen hat. Der NW-Monsun weht vom No- 
vember bis März, und wird zuweilen von westlichen Stürmen begleitet; in den 
Zwischenzeiten zwischen diesen Stürmen ist wieder schönes Wetter. Der SO- 
Monsun, welcher von März bis November weht, wurde während des Aufenthal- 
tes des „Basilisk“ an jenen Küsten im Mai niemals frisch und anhaltend gefun- 
den, dagegen wurden stets nur schwache und veränderliche Winde oder gar 
Wir stillen beobachtet; an der nördlichen Küste des östlichen Neu-Guinea’s 
scheint hiernach der SO-Monsun ganz und gar von dem hohen Owen Stanley 
Gebirge aufgehalten zu werden, die Spitzen des lotzteren waren im Monat Mai, 
wie Capt. Moresby beobachten konnte, stets von dicken Wolken umgeben, so 
dass, während der SO-Monsun an der südlichen Küste der Halbinsel heftig 
wehte, der Basılisk an der nördlichen Seite der Insel in Windstille und ruhigem 
Wasser segeln konnte. 
Das Barometer zeigte wenig odor gar keine Veränderung, es stand fest 
zwischen 756.91 mm. und 759.45 mın. Das Thermometer zeigte im Schatten 
zwischen 28,3° und 30.0° C. Die Fluthhöhe betrug 2.4 bis 3.7 Met.
	        
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