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eigenen Küsten, die mit grosser Sorgfalt ausgeführt und im Jahre 1866 kurz
vor Ausbruch des Krieges zur Veröffentlichung reif war, in Folge desselben
aber nicht mehr dazu gelangte. Diese Arbeit, unter fachmännisch tüchtiger
Leitung ausgeführt, war für die nach dem Kriege sofort in Angriff genommenen
Vermessungsarbeiten der damaligen Norddeutschen Marine von wesentlichem
Nutzen und hat für dieselben zur Grundlage gedient,
Die Preussische Regierung war dagegen schon seit langen Jahren bemüht,
den seemännischen Handelsinteressen, so weit es in ihrer Kraft lag, gerecht
zu werden.
Schon im Jahre 1833 erhielt der damalige Königliche Navigationsschul-
director v. Bille in Danzig vom Königlich Preussischen Handelsministerium den
Auftrag, die Ostsee an der Küste von Danzig bis Pillau, auf Grund der vom
Königlich Preussischen Generalstabe erfolgten trigonometrischen und topogra-
phischen Aufnahme, seewärts zu vermessen und auszulothen. Diese Arbeiten
wurden unter Assistenz des späteren Navigationsschuldirectors Albrecht, der
Schiffscapitaine P. D. Domke, F. Domke und Will, von denen der Erstere
im Jahre 1837 die Leitung an Stelle des aus dem Preussischen Staatsdienste
ausscheidenden v. Bille übernahm, bis zum Herbste 1838 fortgesetzt und er-
gaben als Resultat die im Jahre 1841 erfolgte Herausgabe des aus 2 Segel-
karten im Maassstabe von 1:400,000, 7 Küstenkarten im Maassstabe von
1 10000 und 14 Blatt Küstenansichten gebildeten Preussischen See-
atlassos.
Mit dieser Arbeit war dem Bedürfhiss, soweit es die Preussischen Küsten
und den dieselben begrenzenden Theil der Ostsee betraf, vorläufig vollständig
antsprochen, zumal der Preussische Seehandel zu jener Zeit noch nicht die
grosse Bedeutung, wie heut zu Tage, erlangt hatte,
Mit der Gründung der Preussischen Kriegs-Marine im Jahre 1850
machte sich bald ein weiteres Bedürfniss fühlbar. Es galt, für die junge
Marine auch in der Nordsee Fuss zu fassen. Die vorhandenen Häfen waren derselben
zum Theil aus particularen Interessen, zum Theil aus Rücksicht auf die so be-
deutende Handelsschifffahrt der einzelnen Plätze, die durch gleichzeitige Be-
nutzung des gleichen Hafens, als Handels- und Kriegshafen, nur geschädigt wer-
den konnten, verschlossen. Schon Napoleon I. hatte sein Augenmerk auf den
Jadebusen, als vorzüglich geeignet zur Anlage eines Kriegshafens, geworfen.
Auch Preussischer Seits wurden die Vorzüge dieser Bucht anerkannt und im
Jahre 1853 kam der bekannte Vertrag mit dem Grossherzogthum Oldenburg‘ zu
Stande, wonach an Preussen ein geeignetes Territorium zur Anlage eines Kriegs;
hafens abgetreten wurde. Da der Jadebusen bisher für die Schifffahrt von nur
ganz untergeordnetem Interesse gewesen war, So existirte von ihm und von den
zu ihm führenden Wasserstrassen noch so gut wie gar keine Karte. Eine der
ersten Aufgaben war es mithin, in dieser Richtung die nöthigen Ermittelungen
anzustellen. Selbstredend fiel diese Arbeit der Kriegsmarine zu: der damalige
Lieutenant z. S. Köhler wurde unter Assistenz mehrerer anderer Offiziere mit
der Leitung derselben betraut, Die Arbeiten begannen im Jahre 1855 und
wurden bis zum Jahre 1857 fortgesetzt. Auf Grund derselben erschien im
Jahre 1858 die Karte der Jade-, Weser- und Elbmündungen in 6 Blättern im
Maassstabe von 1: 50,000 und im Jahre 1859 eine Uebersichtskarte desselben
Gebietes im Maassstabe von 1: 100,000.
Inzwischen war es nothwendig geworden, von den oben erwähnten, im
Jahre 1841 erschienenen Segelkarten des Preussischen Secatlasses eine
zweite Auflage zu veranstalten. Zu diesem Behufe musste das auf dieser Karte
dargestellte Seegebiet einer Revision unterworfen werden. Das Königl. Preuss,
Handelsministerium glaubte hierbei auf die Kräfte der jungen Marine recurriren
zu können und wendete sich demzufolge an die damalige Königl. Preussische
Admiralität, welche dem Ansuchen bereitwilligst entgegenkam und sowohl die
Offiziere als auch das zu den Arbeiten benöthigte Fahrzeug zur Disposition
stellte. Wieder war es der Lieutenant z. S. Köhler, dem auch hier die
Leitung der Arbeiten zufiel und der dieselben in den Jahren 1858 und 1859 so
weit förderte, dass in dem darauf folgenden Jahre (1860) die revidirte Segel-
karte des südlichen Theiles der Ostsee in einem Blatt, jedoch in dem
früheren Maassstabe (1: 400,000) im Handel erscheinen konnte.