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Klima von Yokohama.
Seitdem das ostasiatische Inselreich Japan in den letzten Decennien dem
Verkehr, wenigstens an seinen Küsten, zum grossen Theil erschlossen ist, hat
auch die Kenntniss seiner natürlichen Beschaffenheit in hohem Grade zugenom-
men. Der längere Aufenthalt in den verschiedenen, den civilisirten Nationen
jetzt geöffneten Häfen Japans, sowie der häufigere Besuch derselben durch
Kriegs- und Handelsschiffe Ewropa’s und Amerika’s, macht für diese Bewohner
oder Besucher der japanischen Inseln eine genauere Kenntniss der klimatischen
Verhältnisse um so wünschenswerther, als dieselben im Allgemeinen sehr durch
die Lage der japanischen Inseln beeinfiusst werden, indem sie an der Kante
und zuweilen sogar innerhalb des warmen Kuro-siwo liegen, andererseits aber
trotz des trennenden Japanischen Meeres noch die Einwirkungen des continen-
talen Klimas des asiatischen Festlandes erleiden.
Bei der verhältnissmässig kurzen Zeit, seit welcher zuverlässige meteoro-
logische Beobachtungen in einigen Häfen Japans haben angestellt werden kön-
nen, fehlen uns natürlich längere Beobachtungsreihen für eine Feststellung ihrer
klimatischen Verhältnisse; man musste sich mit einigen vereinzelten und nicht
immer ganz vollständigen, den Zeitraum von nur einem Jahre oder wenig dar-
über umfassenden Beobachtungen begnügen, um deren Sammlung und Registri-
rung die Zeitschrift der österreichischen Gesellschaft für Meteorologie sich grosse
Verdienste erworben hat.
In neuerer Zeit hat die englische Asiatische Gesellschaft von Japan
(„The Asiatic Society of Japan“) und die Deutsche Gesellschaft für Natur-
und Völkerkunde Ostasiens in ihren Verhandlungen und Mittheilungen
werthvolle Notizen über das Klima einzelner Orte in Japan gegeben, am voll-
ständigsten für Yokohama, Da wir in diesen Blättern öfter Mittheilungen über
die hydrographischen Verhältnisse Yokohama’s und der Bai von Yedo gebracht
haben, und viele unserer Schiffe einen mehr oder weniger langen Aufenthalt
daselbst nehmen, so dürften nachstehende Angaben über das Klima von Yoko-
hama den Lesern dieser Annalen nicht ganz unerwünscht sein.
Die erste der unten folgenden Tabellen giebt eine Uebersicht der
Temperatur- und Regenverhältnisse Yokohama’s, wie sie sich aus den sie-
benjährigen Beobachtungen, von 1863 bis 1869, des Dr. med. J. C. Hepburn
zu Yokohama, zeitigem Präsidenten der „Asiatie Society of Japan“, herausstel-
len, welche dieser in dem letzten Bande der hier in Europa noch wenig be-
kannten „Transactions of the Asiatie Society of Japan from 22, Oct. 1873 to
15. Juli 1874“ (Yokohama 1874) veröffentlicht hat. Die erste horizontale Reihe
giebt die aus den einzelnen 7 Beobachtungsjahren berechneten Monatsmittel,
die zweite die corrigirten Mittel, wobei wir die in der Zeitschrift der öster-
reichischen Gesellschaft für Meteorologie 1875, p. 42, gegebenen Correetionen
benutzt haben. Die darunter stehenden Reihen bringen die höchsten und nie-
drigsten (während der 7 Jahre 1863 bis 1869) beobachteten Monats- (resp.
Jahres-) Mittel mit Angabe der betreffenden Jahre, in welchen sie vorgekom-
men sind; sie zeigen also den Betrag der monatlichen und jährlichen Schwan-
kung der Temperatur für Yokohama an. Die folgenden Reihen geben die Mittel
aus den beobachteten Extremen der Temperatur für jeden Monat, sowie die
absoluten Maxima und Minima der Temperatur mit Angabe der betreffenden
Jahre und ihrer Differenzen, welche die Grösse der absoluten Schwankung der
Temperatur anzeigen. Da aber die Minima aus den Beobachtungen um 7 Uhr
Morgens und die Maxima aus denen von 2 Uhr Nachmittags. genommen sind,
so erscheinen die letzteren im Allgemeinen etwas: zu niedrig und die ersteren
etwas zu hoch angegeben zu sein. Die letzten Reihen dieser ersten Tabelle
geben die aus den siebenjährigen Beobachtungen berechneten mittleren Regen-
höhen für jeden Monat, sowie die grösste und kleinste beobachtete Regen-
höhe für den betreffenden Monat mit Angabe des Jahres, endlich die mittlere
Anzahl der Regentage.
Aus den Bemerkungen, mit welchen Dr. Hepburn die von ihm gegebenen
Tabellen in seinem Vortrage vom 17. Juni 1874 begleitet, geben wir einige
wieder, weil sie, von einem sorgfältigen Beobachter herrührend, der schon seit
länger als 15 Jahre in Japan wohnt und die dortigen klimatischen Verhältnisse