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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

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bis zu nur geringen Tiefen unter der Oberfläche, als auch an der Oberfläche, 
wo ein. deutlich ausgeprägter Gegensatz an der östlichen Seite (Jütland und 
Norwegen) zu der westlichen (Schottland und Nordengland) sich herausstellt. 
Die von der Sommerwärme durchdrungene Wasserschicht der nördlichen 
Hälfte der Nordsee ist durchweg sehr dünn und übersteigt gewöhnlich nicht 
37.66 Met., ja ist zuweilen sogar nicht einmal 18.ss Met, mächtig. Der Ueber- 
gang. von der warmen oberen’ Schicht in die kalte untere ist kein allmäliger, 
sondern oft ganz plötzlich eintretend, sowohl an der Küste von Schottland in 
58° 27‘ Nord-Br, und 0° 40‘ West-Lg., und am nordwestlichen Rande der 
Doggerbank. in 55° 12‘ Nord-Br. und 1° 0‘ Ost-Lg., wo an zwei Stellen die 
Temperatur zwischen 18.83 und 37.66 Met. um 5° bis 7° C. sank als an der 
Küste von. Jütland am Eingange des Skagerraks 8 Seem. nördlich. von Hanst- 
holmen, wo sie bis zu derselben Tiefe um 10° sank, während sie von der 
Oberfläche bis 18.83 Met, Tiefe nur um höchstens 1° abnahm. „Derartige be- 
deutende Temperaturdifferenzen in so geringen Tiefen finden sich gewiss sehr 
selten in: offenen Meeren. Die Allgemeinheit dieser Erscheinung in der ganzen 
Breite der nördlichen Nordsee von Ost nach West weist auf einen gemeinsamen 
Ursprung eines kalten von Norden. stammenden Tiefenwassers hin, welches als 
eine wirkliche von Norden nach Süden fliessende Unterströmung an der nor- 
wegischen Küste auch mechanisch (durch den Strommesser) nachgewiesen wer- 
den konnte“ (s. a. a. O0. pag. 16). 
Die in der Tiefe von 37.66 Met. an diesen drei Stellen gefundene Tem- 
peratur war. ganz oder fast ebenso niedrig, wie am Grunde selbst. Die bei- 
den ersteren Beobachtungen im westlichen Theile der Nordsee stimmten ganz 
mit den. auf der „Porcupine'‘ im Sommer 1869 von Carpenter, Jeffreys und 
Thomson in der Nähe der Shetlands - Inseln ‚unter denselben Längengraden, 
aber 2 bis 5° nördlicher gemessen, überein; hiernach ist das gleichmässige 
Vorhandensein eines kalten Unterstromes nordischen Ursprungs in der ganzen 
nördlichen Nordsee mehr als nur wahrscheinlich gemacht. Da die oben er- 
wähnte tiefe norwegische Rinne an ihrer nördlichen und westlichen Grenze nur 
376.6 Met. (200 Faden) tief ist, muss das von der Porcupine - Expedition zwi- 
schen Schottland und den Faröern bis zu einer Temperatur von — 1.3° in 
einer Tiefe von ca. 1100 Met. nachgewiesene ruhige und deshalb schon warme 
Wasser aus den grösseren Tiefen des arktischen Meeros zurückbleiben; in die 
tiefen Stellen nahe der norwegischen Küste kann daher nur solches Wasser 
gelangen, welches die Temperatur. der 377 Met. - Tiefe besitzt, die im Sommer 
(für welchen nur Beobachtungen vorhanden sind) 4.4° C. beträgt. 
Die Thatsache, dass in dem östlichsten Theile der nördlichen Nordseo 
schon bei: 94 Met, (50 Faden) die niedrige Temperatur von 5° bis 6° €, 
herrscht, welche von den englischen Forschern nördlich und westlich von den 
Shetlands.- Inseln erst in einer dreimal grösseren Tiefe gefunden wurde, lässt 
sich daraus erklären, dass in dem Wasser zwischen Schottland und den Faröer- 
Inseln und auch zwischen diesen und /Zsland ausser einer kalten Unterströmung 
noch: eine aus südlicheren Breiten des Atlantischen Oceans kommende wärmere 
Oberschicht existirt, welche selbst in Tiefen von 376.6 Met. eine Tempe- 
ratur von 8° C., zeigt, und dass diese wärmere Oberströmung in dem östlichen 
Theile der nördlichen Nordsee fehlt. 
Nicht minder bemerkenswerth als die rasche Abnahme der Temperatur 
von der Oberfläche bis zu einer geringen Tiefe und die Verschiedenheiten ist 
der Unterschied der Temperaturen des Oberflächenwassers an den östlichen 
und westlichen Gestaden der Nordsee, nicht nur in dem nördlichen tieferen 
Theile, sondern auch zum Theile, wenn auch in geringerem Maasse, in dem 
südlichen flacheren Theile derselben zwischen Zngland und Holland, welcher 
zugleich der schmalere ist, und in welchem wegen seiner geringeren Tiefe auch 
kein grosser Unterschied zwischen Oberflächen- und Boden - Temperatur des 
Meeres sich bemerklich macht. 
Das Oberflächenwasser ist im Sommer in der Nähe der norwegischen 
Südwestküste wärmer als an den schottischen Küsten, wie auch schon Mohn 
und Buchan. gezeigt haben. Diese Erhöhung der Temperatur an der norwe- 
gischen Küste ist zum Theil dem angesüssten, aus der Ostsee stammenden 
Öberflächenstrome zuzuschreiben, zum Theil aber bildet sich auch dadurch ein
	        
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