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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

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4. Einige Bemerkungen über die Häfen des östlichen Theils der 
Nordküste von Spanien als Zufluchtshäfen bei westlichen und nord- 
westlichen Stürmen. Von dem Corvetten-Capitain Zembsch, 
Die relativ besten Häfen an der Nordküste von Spanien ostwärts von 
Ferrol bis zur Mündung der Bidasoa sind Santander, Santona und Pasages. 
Portugalete (Bilbao) ist wegen seiner Barre nur bei Hochwasser und ruhiger See 
zu benutzen. San Sebastian ist im Winter höchst unsicher, 
Als Zufluchtshäfen gegen schlechtes Wetter können nur Santander, San- 
toa und Pasages in Botracht kommen. Alle drei sind aber bei auflandigem 
Winde, wenn bereits schr schlechtes Wetter vorhanden ist und namentlich wenn 
sehr hohe See stcht, nur mit Gefahr anzulaufen. Bei allen drei Plätzen bricht 
die See in solchen Fällen derartig im Eingang, dass Segelschiffe nicht mehr ge- 
nügend steuern, abgesehen von der Gefahr des Durchstossens. Bei allen drei 
Häfen empfiehlt es sich als Zeit zum Einlaufen diejenige etwas vor Hochwasser 
zu wählen, damit man einerseits möglichst tiefes Wasser im Eingang und andrer- 
seits einlaufenden Strom findet. Dies gilt namentlich ' von Santander, wo der 
auslaufende Ebbestrom schr stark und bei schlechtem Wotter höcht gefährlich 
auf die Bank de las quebrantas Setzt. 
Schiffe, welche die Küste bei schlechtem Wetter noch nicht in Sicht haben 
und nicht genau ihren Ort kennen, thun nicht gut daran, bei westlichem oder 
nordwestlichem Sturm das Land anzusteuern. Denn bei diesem Wetter ist die 
Küste fast immer verschlossen durch niedrig hängende Regenwolken, so dass ein 
Erkennen der Landmarken fast unmöglich ist. Auch ‘die hohen Feuer sind des 
Nachts häufig durch diese niedrigen Wolken verdeckt oder wenigstens schwer 
sichtbar. 
Lootsen sind bei allen Häfen dieser Küste mit auflandigem starkem Winde 
erst im Hafen solbst zu haben, also erst, wenn man sie eigentlich nicht mehr 
nöthig hat. 
Für ein gutes Secschiff und namentlich für einen Dampfer, der noch 
Kohlen hat, ist os deshalb in solchen Fällen mehr zu empfehlen, See zu halten 
und beizuliegen, bie das Wetter sich gebessert hat. Für ein Schiff, welches die 
Sec absolut nicht mehr halten kann und wo es gilt die Besatzung zu retten, ist 
mit Nordweststurm bei Santander hauptsächlich darauf zu sehen, dass das Ein- 
laufen mit kräftig hineinsetzender Fluth geschicht. Man muss dann die Einfahrt 
westlich von der Insel Muros wählen und bereit sein, sofort, sowie man die an 
Steuerbord bleibende Punta del Puerto, auf der sich eine Signal- und Semaphor- 
station befindet, passirt hat, in den Wind zu luven, die Segel zu bergen und 
nöthigenfalls, sobald man aus der brechenden Sce in der Einfahrt heraus und 
otwas unter Schutz des Landes ist, beide Anker fallen zu lassen. Hier werden 
dann Lootson und Bugsirdampfer zu Hülfe kommen können. 
Bei Santoria kann man bei solchem Wetter dicht unter Land, unter dem 
Schutz des Berges Santona ankern, um den richtigen Moment zum Passiren der 
Barre oder einen Lootsen abzuwarten. 
Als Beispiel für die Gefährlichkeit des Ansegolns der hiesigen Küste bei 
schweren Nordweststürmen kann das schlechte Wetter Mitte Dezember 1874 
dienen. Seit dem 8. Dezember hatten mit ganz kurzen Unterbrechungen immer 
wiederkehrende West- und Nordweststürme gewecht. Den Höhepunkt erreichte 
das schlechte Wetter am 11. und 12. Dezember. An letzterem Tage versuchten 
drei Kauffahrtheischiffe in Santander einzulaufen. Das erste, die italienische Bark 
„La Pace“, welche nicht länger See halten konnte, kam mit stark auslaufender 
Ebbe ein, wurde von dem Wind und Strom auf die Bank de las quebrantas ge- 
setzt und in Zeit von einer Stunde waren nur noch coinzelne Spantengruppen 
sichtbar. Von der Besatzung kamen zwei Mann lebend davon. Das zweite, 
cine russische (Finnländer) Bark „Anna Maria“, kam Nachmittags mit starker 
Fluth ein, manövrirte schr richtig und gut und kam glücklich zu Anker. Sie 
lag allerdings noch sehr exponirt, aber doch schon unter Schutz des Landes 
ausserhalb der im Eingang befindlichen Brandung und hielt sich mit zwei Ankern 
und reichlicher Kette bis zum nächsten Morgen, wo sie alsdann die Ketten 
alippte und von einem Schleppdampfer in Sicherheit gebracht wurde. 
Das dritte Fahrzeug war ein spanischer Schooner „Asuncion,“ der 5 Tage
	        
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