159
4. Einige Bemerkungen über die Häfen des östlichen Theils der
Nordküste von Spanien als Zufluchtshäfen bei westlichen und nord-
westlichen Stürmen. Von dem Corvetten-Capitain Zembsch,
Die relativ besten Häfen an der Nordküste von Spanien ostwärts von
Ferrol bis zur Mündung der Bidasoa sind Santander, Santona und Pasages.
Portugalete (Bilbao) ist wegen seiner Barre nur bei Hochwasser und ruhiger See
zu benutzen. San Sebastian ist im Winter höchst unsicher,
Als Zufluchtshäfen gegen schlechtes Wetter können nur Santander, San-
toa und Pasages in Botracht kommen. Alle drei sind aber bei auflandigem
Winde, wenn bereits schr schlechtes Wetter vorhanden ist und namentlich wenn
sehr hohe See stcht, nur mit Gefahr anzulaufen. Bei allen drei Plätzen bricht
die See in solchen Fällen derartig im Eingang, dass Segelschiffe nicht mehr ge-
nügend steuern, abgesehen von der Gefahr des Durchstossens. Bei allen drei
Häfen empfiehlt es sich als Zeit zum Einlaufen diejenige etwas vor Hochwasser
zu wählen, damit man einerseits möglichst tiefes Wasser im Eingang und andrer-
seits einlaufenden Strom findet. Dies gilt namentlich ' von Santander, wo der
auslaufende Ebbestrom schr stark und bei schlechtem Wotter höcht gefährlich
auf die Bank de las quebrantas Setzt.
Schiffe, welche die Küste bei schlechtem Wetter noch nicht in Sicht haben
und nicht genau ihren Ort kennen, thun nicht gut daran, bei westlichem oder
nordwestlichem Sturm das Land anzusteuern. Denn bei diesem Wetter ist die
Küste fast immer verschlossen durch niedrig hängende Regenwolken, so dass ein
Erkennen der Landmarken fast unmöglich ist. Auch ‘die hohen Feuer sind des
Nachts häufig durch diese niedrigen Wolken verdeckt oder wenigstens schwer
sichtbar.
Lootsen sind bei allen Häfen dieser Küste mit auflandigem starkem Winde
erst im Hafen solbst zu haben, also erst, wenn man sie eigentlich nicht mehr
nöthig hat.
Für ein gutes Secschiff und namentlich für einen Dampfer, der noch
Kohlen hat, ist os deshalb in solchen Fällen mehr zu empfehlen, See zu halten
und beizuliegen, bie das Wetter sich gebessert hat. Für ein Schiff, welches die
Sec absolut nicht mehr halten kann und wo es gilt die Besatzung zu retten, ist
mit Nordweststurm bei Santander hauptsächlich darauf zu sehen, dass das Ein-
laufen mit kräftig hineinsetzender Fluth geschicht. Man muss dann die Einfahrt
westlich von der Insel Muros wählen und bereit sein, sofort, sowie man die an
Steuerbord bleibende Punta del Puerto, auf der sich eine Signal- und Semaphor-
station befindet, passirt hat, in den Wind zu luven, die Segel zu bergen und
nöthigenfalls, sobald man aus der brechenden Sce in der Einfahrt heraus und
otwas unter Schutz des Landes ist, beide Anker fallen zu lassen. Hier werden
dann Lootson und Bugsirdampfer zu Hülfe kommen können.
Bei Santoria kann man bei solchem Wetter dicht unter Land, unter dem
Schutz des Berges Santona ankern, um den richtigen Moment zum Passiren der
Barre oder einen Lootsen abzuwarten.
Als Beispiel für die Gefährlichkeit des Ansegolns der hiesigen Küste bei
schweren Nordweststürmen kann das schlechte Wetter Mitte Dezember 1874
dienen. Seit dem 8. Dezember hatten mit ganz kurzen Unterbrechungen immer
wiederkehrende West- und Nordweststürme gewecht. Den Höhepunkt erreichte
das schlechte Wetter am 11. und 12. Dezember. An letzterem Tage versuchten
drei Kauffahrtheischiffe in Santander einzulaufen. Das erste, die italienische Bark
„La Pace“, welche nicht länger See halten konnte, kam mit stark auslaufender
Ebbe ein, wurde von dem Wind und Strom auf die Bank de las quebrantas ge-
setzt und in Zeit von einer Stunde waren nur noch coinzelne Spantengruppen
sichtbar. Von der Besatzung kamen zwei Mann lebend davon. Das zweite,
cine russische (Finnländer) Bark „Anna Maria“, kam Nachmittags mit starker
Fluth ein, manövrirte schr richtig und gut und kam glücklich zu Anker. Sie
lag allerdings noch sehr exponirt, aber doch schon unter Schutz des Landes
ausserhalb der im Eingang befindlichen Brandung und hielt sich mit zwei Ankern
und reichlicher Kette bis zum nächsten Morgen, wo sie alsdann die Ketten
alippte und von einem Schleppdampfer in Sicherheit gebracht wurde.
Das dritte Fahrzeug war ein spanischer Schooner „Asuncion,“ der 5 Tage