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aufgabe der Meteorologie darin bestehen, die Gesetze aufzustellen, welche
für die Vertheilung und die Veränderungen des Luftdruckes gelten.“
Da die Wirkung des Luftdruckes auf die übrigen meteorologischen
Elemente keine directe ist, sondern durch die Windverhältnisse vermittelt wird,
welche die Vertheilung des Luftdruckes hervorrufen, so betrachtet der Verfasser
zunächst die Einwirkung des Windes auf die verschiedenen meteorologischen
Elemente, welche in den verschiedenen Arten der Windrosen ihren Ausdruck
finden, demnächst aber die gegenseitige Einwirkung dieser Elemente auf ein-
ander und geht endlich auf die Hauptfrage ein, wie die verschiedenen Ursachen
wirken, welche den Luftdruck bestimmen, d. h. das Fallen oder Steigen
des Barometers veranlassen. Er entwickelt dabei in einer fortlaufenden,
logisch gegliederten Kette seine Ansichten über die Wirbel, ihr Fortbewegen,
söwie das der barometrischen Minima, über die dabei stattfindenden Ver-
änderungen des Luftdruckes und der anderen meteorologischen Elemente und
giebt dabei in der Aufstellung der Beziehungen zwischen der Richtung und
Stärke des Windes auf der einen und der Vertheilung des Luftdrucks auf der
anderen Seite eine wohl beachtenswerthe neue Formulirung des Windgesetzes.
In dem siebenten Capitel behandelt der Verfasser die Stürme, sowohl
die tropischen als die der gemässigten und kalten Zonen, ferner die Tornados
und Windhosen oder Tromben, zwischen denen und den Wirbelstürmen (Cyclo-
ren, Gene fen nach der Ansicht des Verfassers nur Gradunterschiede
und schwankende Gfenzen bestehen; alle verdanken starken aufsteigenden
Luftströmen in einer dampfbeschwerten Luft ihre Entstehung und Erhaltung.
In dem ‘achten Capitel werden die elektrischen und optischen
Erscheinungen in der Atmosphäre besprochen und das letzte, neunte, Capitel
giebt einige Andeutungen über den heutigen Zustand der praktischen Meteo-
rologie, welche bei unserer noch unyollkommenen Kenntniss der Gesetze für
die Veränderung des Luftdrucks sich für jetzt nur darauf beschränken kann
und muss, nahende Stürme oder grössere Bewegungen in der Atmosphäre vor-
auszusagen und als Warnungen, dass der Zustand der Atmosphäre gefahr-
drohend ist, zu signalisiren. Seine Ansichten über die Sturmwarnungen hat
Mohn ausführlich in dem „Bericht über Wettertelegraphie und Sturmwarnun-
gen etc,“ auseinandergesetzt, welcher als Beilage zu No. 17 der „Hydr. Mitth.“
1874 veröffentlicht worden ist.
Bei dem Schlusse dieser Besprechung des in vieler Beziehung interessan-
ten Werkes Mohn’s können wir nur den Wunsch wiederholen, dass dasselbe
die weiteste Verbreitung finden möge. Jeder, welcher das Buch nur einmal
benutzt hat, wird sich veranlasst fühlen, es wiederholt durchzustudiren und
wird ihm stets neue Belehrungen und Anregungen verdanken, wie Ref. aus
gigener Erfahrung versichern kann. yv. B.
(Abgeschlossen am 24. April 1875.)
Inhalt.
Die Deutsche Seewarte in Hamburg.
Die Expedition S. M, S. „Gazelle.“ IV. — 1. Reise von der Capstadt nach Kergnelen. — 2. Be-
schreibung der Kerguelen-Insel, — 3. Meteorologische Beobachtungen auf Ker-
guelen. — 4. Meteorologische Beobachtungen auf See südlich von 45° Süd-Br.
Routen zwischen Australien und China,
Ueber einige Aufgaben der wissenschaftlichen Meereskunde, Von Prof. Orth,
Strömungen in den Aequatorialgegenden des Nordatlantischen Oceans, Von C. Koldewey.
Literarisches: Mohn, Grundzüge der Meteorologie,