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der Schiffahrt angemessen ist. Die ältere Methode, die gesammelten Beob-
achtungen der Schiffe in Feldern von 5° Breite und 5° Länge oder in Breiten-
zonen zusammenzufassen, war allerdings bei der verhältnissmässig geringen An-
zahl von einigermassen zuverlässigen Beobachtungen früher der einzig mögliche
Weg, um zu einem allgemeinen Ueberblick über Winde, Temperaturen, Strö-
mungen und andere meteorologische und hydrographische Daten der Öceane
zu gelangen und darnach die Wege der Schiffe über dieselben zu be-
stimmen. Seitdem aber hauptsächlich auf Anregung und nach dem Vorgange
Maury’s die verschiedenen Seestaaten Europas maritim-meteorologische Institute
errichtet haben und eine immer grössere Anzahl von Schiffen mit guten, ge-
prüften Instrumenten ausgerüstet und Reihen von sicheren Beobachtungen aus
allen Gegenden der Oceane gesammelt werden, wird eine detaillirtere Be-
arbeitung des angehäuften Materials nicht allein möglich, sondern auch bei dem
immer reger werdenden Verkehr auf den Oceanen und der damit bedingten
Nothwendigkeit einer möglichst grossen Abkürzung der Reisedauer und der Ein-
schliessung der Bahnen der Schifte in immer engere Grenzen geradezu geboten.
Allerdings gehört, wie auch die vorliegende Arbeit des meteorologischen
Amtes in London zeigt, selbst bei einer beträchtlichen Anzahl von beobachten-
den Schiffen eine ziemliche Reihe von Jahren dazu, bevor die Beobachtungs-
reihen sicher genug sind, um einigermassen zuverlässige Mittel der meteoro-
logischen Elemente auch für Felder von 1° Breite und 1° Länge zu erhalten.
Selbst das englische Institut, welches seit 18 Jahren geprüfte Instrumente an
Schiffe, namentlich der Handelsflofte abgab und Beobachtungen sammelte, hat
es bis jetzt nur vermocht, für eine der am häufigsten von den Schiffen durch-
kreuzten Gegenden für das Quadrat 3 *) die vorhandenen Daten so detaillirt
zu behandeln, dass daraus einige sowohl für die praktische Schifffahrt als auch
für die Wissenschaft werthvolle Folgerungen gezogen werden können. Das
Quadrat 3 ist insofern eins der wichtigsten, als alle südwärts der Linie be-
stimmten Schiffe dasselbe sowohl auf der Ausreise als auch auf der Rückreise
durchschneiden müssen und weil es wegen der sich von Monat zu Monat verschie-
benden Dolärums, Passatgrenzen, Strömungen etc. von der grössten Tragweite
ist zu wissen, wo in und welcher Stärke und Ausdehnung dieselben anzutreffen
und welchen Veränderungen diese Elemente im Laufe des Jahres unterworfen
sind, um darnach den vortheilhaftesten Weg für die Schiffe durch diese Gegend
ermitteln zu können. Dieser Weg ist nun in allgemeinen Zügen in dem oben
erwähnten Artikel der „Hydr. Mitth.“ auf Grund der herrschenden Winde und
Strömungen bezeichnet, ohne dass indess diese letzteren einer speziellen Be-
irachtung unterzogen werden konnten. Da aber eine genauere Kenntniss
der zu erwartenden Strömung in irgend einem Theile des Oceans für den ein-
zuschlagenden Weg von der grössten Bedeutung ist und dieselbe den Schiffs-
führer, der die mehr oder weniger guten Segeleigenschaften seines Schiffes nur
allein kennt, erst befähigt zu beurtheilen, in wie weit ein den herrschenden
Winden angepasster Weg zu befolgen ist,**) so erscheint eine eingehendere Unter-
suchung der Strömungen in den Aequatorialgegenden des Atlantischen Oceans
um so mehr geboten, als das Material dazu theils in der oben erwähnten
Arbeit des meteorologischen Amtes in London über Quadrat 3, und einer
früheren Publication desselben Instituts „Currents and Surface Temperatures of
the North Atlantic Ocean from the Equator to Latitude 40° Nord“, theils aber
*) Der leichteren Uebersicht wegen wird die Erdoberfläche nach einem Vorschlage von
Mr, Marsden, früheren Secretair der englischen Admiralität, in Quadrate von je 10° Breite
und 10° Länge eingetheilt gedacht und werden dieselben, anfangend von 0° Breite und 0° Länge
mit fortlaufenden Nummern bezeichnet, die von Ost nach West herum zählen und nach Norden
und Süden fortlaufen, Das Feld 0° —10°Nord und 0° —10° West wird mit No. 1, das Feld
0°—10° Nord, 10° —20° West mit No. 2 u. s. w. bezeichnet; südlich der Linie fängt das
erste Feld 0°—10° Süd und 0° —10 West mit Nr. 300 an und gehen die Zahlen in derselben
Weise fort,
**) Wenn es z, B. in den Wintermonaten Januar und Februar im Allgemeinen für auswärts
bestimmte/Schiffe am besten ist, in der westlicheren Hälfte des Quadrat 3 herunterzustehen und
die Linie westlich von 28° West-Lg. zu schneiden, so hat ein schlecht segelndes Schiff doch
immer die in diesen Monaten verhältnissmässig starke westliche Strömung südlich der Linie mit
in Betracht zu ziehen und muss nördlich der Linie den Vortheil der stärkeren Winde opfern
und östlicher bleiben, um nicht durch die Strömung zu nahe an Cap Roque getrieben zu werden
und dadurch einen noch grösseren Aufenthalt zu verursachen.