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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

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biologischen Factoren in dem Sinne, wie es vorher angedeutet ist, und über 
längere Zeitperioden fortgesetzt, werden wegen ihres Umfangs und der dazu 
erforderlichen bedeutenden wissenschaftlichen Hülfsmittel nur an wenig zahl- 
reichen Punkten angestellt werden können, es würde auch wünschenswerth sein, 
wenn in dieser Hinsicht zwischen den seefahrenden Nationen eine gewisse 
Arbeitstheilung und eine bestimmte einheitliche Disposition betreffend die Methode 
and die zunächst in’s Auge zu fassenden Meeresdistricte vereinbart würde. 
Unter allen Umständen wird aber die genaueste Kenntniss des Einzelnen am 
sichersten das Verständniss für die gegenseitigen Beziehungen im Grossen ge- 
winnen lassen und die Brücken zwischen den genau untersuchten Einzeldistrieten 
würden verhältnissmässig leichter zu schlagen sein. Es ist sogar wahrschein- 
lich, dass sich dabei über grosse Flächen annähernd gleichartige Meeresprofile 
herausstellen oder dieselben sich häufig wiederholen werden. 
Von hohem Interesse sind hier, und namentlich auch für die praktischen 
Schifffahrtsverhältnisse, die Meeresströmungen, welche im Meeresprofil sich 
häufig als nach verschiedenen Richtungen gehend darstellen, zum Theil durch die 
kosmischen und tellurischen Einflüsse auf die Bewegung der Atmosphäre, zum 
bei Weitem grösseren Theil durch ähnliche Einwirkungen auf das Meerwasser 
3elbst zu erklären. Die vorliegenden Untersuchungen ergeben, dass das Meer 
durch den Wind nur bis zu einer geringen Tiefe in eine strömende Bewegung 
versetzt wird, dass dagegen wesentlich die Ausgleichung des kalten und schwe- 
ven polaren mit dem warmen und leichten äquatorialen Meerwasser unter dem 
Einflusse der mit zunehmender geographischer Breite bedeutend abnehmenden 
Oberflächen-Geschwindigkeit der sich .alle 24 Stunden um ihre eigene Axe dre- 
henden Erde und modificirt durch die Configuration des Meeresbodens und das 
Auftreten des Festlandes in ähnlicher Weise wie bei der Bewegung der Atmo- 
sphäre, zur Erklärung der grossen und mächtigen Meeresströmungen herange- 
zogen werden muss. Diese grossen Hauptströmungen des Meeres können sich 
mit den durch den Wind veranlassten oberflächlichen Nebenströmungen addiren 
oder beide können einander entgegenwirken oder sich oberflächlich zu einer 
mittleren Resultante zusammensetzen, wovon naturgemäss die mächtigere Haupt- 
strömung in der Tiefe gar nicht berührt zu werden braucht. Es ist unzweifel- 
haft, dass das Baer’sche Gesetz, wie es aus der Umdrehung der Erde abgelei- 
tet zuerst auf die in der Richtung des Meridians verlaufenden Flüsse bezogen 
worden ist, ebenso auf die ähnlich verlaufenden Meeresströmungen und die 
Configuration der Küsten- und Meeresbodenprofile angewendet werden muss, 
Hiezu kommt der in den Tropen bedeutende Verdunstungsprocess, welcher 
naturgemäss ‚eine Bewegung und Verschiebung des Wassers zur Folge 
haben muss, sowie der Einfluss der vom Lande zufliessenden und im Regen 
Üirect niedergeschlagenen süssen Wassermassen auf die Strömung. Durch die 
Bestimmung des in polaren Gegenden durchschnittlich geringeren, in äquato- 
rialen grösseren Salzgehalts lassen sich die Schlussfolgerungen. über den Ver- 
lauf der Strömungen bis zu gewissem Grade controlliren und durch die Unter- 
suchung der verschiedenen im Meerwasser gelösten und von der Atmosphäre, 
sowie den im Wasser und Meeresboden vorgehenden Zersetzungs- und Assimi- 
lationsprocessen beeinflussten gasförmigen Stoffe in Verbindung mit dem 
Salzgehalte wird es möglich, Schlüsse zu ziehen über manche biologische 
Eigenthümlichkeiten, besonders oberhalb von Thon und Lehm, Schlamm, Sand, 
Kies, Steinen u. dergl. Die wissenschaftliche Untersuchung wird hier in ihrem 
Verlaufe noch manche weitere Aufgaben ergeben, welche sich jetzt doch nur 
würden andeuten lassen, sowie die näheren Beziehungen zu manchen schon 
mehr bekannten Erscheinungen, welche, wie Ebbe und Fluth und Anderes, 
nicht erwähnt sind. 
Eine besondere Beachtung nimmt der Meeresgrund sowohl mit Bezug 
auf seine Configuration und seinen Abstand vom Niveau der Oberfläche, wie 
hinsichtlich seiner Beschaffenheit und seines petrographischen und biologischen 
Bestandes in Anspruch und es sind auf diesem Gebiete noch viele Unter- 
suchungen nothwendig, dieselben haben nach manchen Seiten hin eine nicht 
zu rechtfertigende Vernachlässigung erfahren. 
Bekannt ist, wie die Höhe der Wassermasse über dem Meeresgrunde 
sowohl praktisch bezüglich der Küstenschifffahrt und des Vorkommens von Ge-
	        
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