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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

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dieser Insel wurden Holztrümmer, wahrscheinlich von einem Wrack herrührend, 
assirt. ; ; 
P Die ganze Inselgruppe ist ihrer atmosphärischen Verhältnisse halber der 
Schifffahrt deshalb jedenfalls gefährlich, weil man sich keine Vorstellung davon 
machen kann, dass man so hohes Land bei scheinbar ziemlich klarer Luft erst 
auf einige Meilen sehen soll. Namentlich in der Nacht, selbst bei Mondschein, 
wird es unmöglich sein, bei derartiger Atmosphäre das Land auch nur auf die 
kürzesten Distanzen zu schen. ; , 
Vor günstigem westlichen und nördlichen Sturme hatte „Gazelle“ von 
hier eine rasche Reise bis Kerguelen, so dass sie am 22, Nachmittags nur 
noch ca. 40 Meilen von Blight Cap abstand. Das fallende Barometer mit 
NO-Sturm und starkem Regen machte es indess nicht angängig, noch diesen 
Tag das Land zu sichten, weshalb unter dichtgerefften Marssegeln beigedreht 
und einige Male mit Erfolg‘ unter Segel gelothet und geschleppt wurde. Der 
Sturm nahm inzwischen nach NNW gehend sehr zu und liess erst am folgenden 
Tage (den 23, October) etwas nach, um an den folgenden Tagen auf's Neue 
heftig zu wehen, so dass „Gazelle‘‘ erst am 26. October Vormittags in Betsy 
Cove, einer kleinen Bucht der Assessible-Bai, ankerte. 
Nachdem die Mitglieder der Venus-Expedition an’s Land gegangen waren und 
anter Beihülfe der Mannschaft der „Gazelle“ ihr Wohnhaus auf dem Observations- 
Berge bis zum 12. November errichtet hatten, unternahm die „Gazelle“ eine 
Reihe von Untersuchungen und neuen Vermessungen der Nord- und Ostküste 
der Kerguelen-Insel, oder wie man jetzt richtiger sagen muss, der Kerguelen- 
Gruppe, worüber später ausführlich berichtet werden soll. 
Auch ‚wurden Expeditionen in das Innere der Hauptinsel unternommen, 
welche die Kenntniss dieser bisher noch wenig und in ihrem Innern noch gar 
nicht erforschten Insel wesentlich erweitert und vervollständiget haben (s. No. 2. 
dieses Artikels). Am 3. Februar verliess die „Gazelle‘ die ihr für Kerguelen 
heimathlich gewordene Bucht von Betsy Cove und segelte nach Mauritius, wo 
sie am 26. Februar eintraf, 
2, Die Kerguelen-Inselgruppe nach den daselbst durch S. M. S. „Ga- 
zelle“ angestellten wissenschaftlichen Untersuchungen, 
Der dreimonatliche Aufenthalt der „Gazelle“ bei der Kerguelen-Inselgruppe 
gab dem Commandanten der „Gazelle“ Frhrn. v.Schleinitz vielfache Gelegen- 
heit, über die geographischen und naturhistorischen Verhältnisse derselben 
eigene Forschungen anzustellen oder anstellen zu lassen, von denen wir hier 
zunächst die rein geographischen Ergebnisse mittheilen. In No. 18 des vor- 
jährigen Jahrgangs der „Hydr. Mitth.“ haben wir eine Beschreibung der Ker- 
quelen-Insel nach den damals neuesten Forschungen der „Arcona‘“* und des 
„Challenger“ gebracht, welche sich natürlich nur auf die äusseren Küstenlinien 
beschränkten. Wenigstens neun Zehntel der Inselgruppe blieb aber noch un- 
bekannt; bei der ungemein schweren Zugänglichkeit des Inneren der Insel ist 
es auch nicht wahrscheinlich, dass sobald .eine über die von S. M. S. „Gazelle“ 
vom November 1874 bis Januar 1875 durchforschten Gebiete hinausgehende 
Kenntniss der Insel erlangt werden wird, Die nachstehende von Herrn 
v.Schleinitz verfasste Schilderung der Kerguelen-Insel-Gruppe dürfte schon des- 
halb ein allgemeineres Interesse erregen. Die Kerguelen-Gruppe umfasst‘ mit Ein- 
schluss der Buchten einen Raum von 180 geogr. Quadratmeilen, wovon auf die 
grösste der Inseln, die eigentliche Kerguelen-Insel, ungefähr 129 Quadratmeilen 
kommen. Zu. dieser Gruppe gehören ungefähr 130 grössere oder kleinere In- 
seln und etwa 160 über Wasser befindliche Felsen und Riffe; einzelne der 
grösseren Inseln haben bis 3 Quadratmeilen Fläche. Die Hauptinsel zeigt eine 
auf der Erde fast beispiellose Küstenentwickelung, indem dieselbe .bei einer 
Ausdehnung von ungefähr 60 Seem. in der Länge und ebensoviel in der Breite 
eine Küstenlänge .von ungefähr 700 Meilen hat. Diese Küstenentwickelung wird 
durch 15 Halbinseln, sechs grössere mit Inseln erfüllte Baien oder Sunde (von 
denen der bedeutendste, der Royal Sound, ca. 10 geographische Quadratmeilen 
Inhalt hat) und durch einige 70 tiefere Buchten. oder Häfen ‚hervorgerufen. . 
Die Inselgruppe wird gewissermaassen von den über das Meer empor-
	        
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