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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 3 (1875)

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Der Natur des Instituts entsprechend sind im Ganzen nur wenige Beob- 
achtungsräume herzurichten, da nur die meteorologischen Beobachtungen in 
systematischer Weise an der Centralstelle durchgeführt werden. Mit dem auf 
dem Thurme des Hauses aufgestellten selbstregistrirenden Anemometer, den er- 
forderlichen meteorologischen Stativen und Instrumenten u. s. w. ist der für diesen 
Zweck bestimmte Apparat erschöpft, während in den Kellerräumen des Seemanns- 
hauses "ein Zimmer eingerichtet wird für Vergleichungen von Instrumenten, bei 
welchen Gleichmässigkeit der Temperatur und ein Minimum der Bodenerschütte- 
rung wesentliche Erfordernisse sind. Hier werden die Barometer, Thermometer 
u. s, w. geprüft und deren Correction bestimmt. Ausserdem wird im Garten und 
soviel als möglich frei von Einflüssen störender Eisenmassen ein Compass -Obser- 
vatorium errichtet, in welchem Capitänen und Mechanikern Gelegenheit gegeben 
werden wird, die fertiggestellten Instrumente prüfen zu lassen. So wird in den 
Einrichtungen alles unbedingt Erforderliche den Verhältnissen entsprechend 
Berücksichtigung finden, damit das Institut auf dem ihm zufallenden Arbeits- 
felde seine 'Thätigkeit in der nächsten Zeit schon in vollem Umfange begin: 
nen kann. - . 
Zu den verschiedenen, hier näher entwickelten Zweigen ‚der Thätigkeit 
des neuen Instituts wird aller Wahrscheinlichkeit nach in nächster Zeit ein 
anderer treten, dessen Pflege für die Seefahrt von hervorragender Bedeutung 
ist. Es ist dies die Ueberwachung der Untersuchung der Chronometer, 
vorzugsweise vor dem Ankauf derselben, von Seiten des Staates oder der Pri- 
vaten, Diese Untersuchung wird nicht innerhalb der Seewarte vorgenommen 
werden, sondern voraussichtlich an der Sternwarte in Hamburg, welche für 
diese Zwecke noch mit einigen besonderen Einrichtungen versehen werden 
wird. In Deutschland bestand bis vor kurzer Zeit noch kein Chronometer- 
prüfungsinstitut, wie solche in anderen Ländern, z. B. in England, schon seit 
vielen Jahren zum Vortheile des nautischen Publikums und zur Hebung der 
Chronometerfabrikation im Besonderen thätig waren. Wie oft auch schon 
dieser schwer fühlbare Mangel hervorgehoben wurde, es stiess die Abhülfe 
auf beträchtliche Schwierigkeiten; durch eine zweckmässige Combination der 
Thätigkeit der beiden Institute in Hamburg, der Seewarte und der Stern- 
warte, werden sich diese Schwierigkeiten in einfacher Weise überwinden 
lassen. Die königl. Sternwarte in Kiel, welche schon seit beinahe zwei Jahren 
für die Kriegsmarine die Chronometeruntersuchungen nach den neuesten Grund- 
sätzen ausführte und interimistisch auch die Function einer Chronometer- 
prüfungsanstalt in dem dargelegten Sinne übernommen hatte, wird durch die 
beabsichtigte Einrichtung, sobald dieselbe ins Leben tritt, wesentlich entlastet 
werden, so dass sich dieselbe in Gemeinschaft mit dem Observatorium in 
Wilhelmshaven mit Rücksicht auf die Chronometerfrage den Interessen der 
Marine wird widmen können. . 
Zum Schlusse dieser flüchtigen Skizze der Organisation und Gliederung 
der Arbeit in der deutschen Seewarte sei nur noch erwähnt, dass das Personal, 
sowohl die Abtheilungsvorstände, wie auch die Hülfsarbeiter, bereits seit Mo- 
naten gewonnen wurde und sich heute schon in regster Thätigkeit auf den 
einzelnen ihm zufallenden Gebieten befindet. Es wurde bei der Wahl der 
Persönlichkeiten den Anforderungen der Theorie und der praktischen Erfah- 
rung in gleichem Maasse Rechnung getragen, so dass ein erspriessliches Wirken 
nach beiden Richtungen hin nicht ausbleiben kann. ; | 
Wie dies bei einem neueingerichteten Institute in der ersten Zeit des 
Bestehens und Wirkens nicht anders sein kann, ist das Hauptaugenmerk in 
den einzelnen Abtheilungen zunächst auf die Organisation der Arbeit und die 
Feststellung der zu befolgenden Arbeitsmethoden gerichtet. Ist dies einmal ge- 
ordnet, was noch vor Ablauf des ersten Semesters des gegenwärtigen Jahres 
der Fall sein wird, so kann sich die deutsche Seewarte ausschliesslich und un- 
mittelbar den grossen Zwecken, um welcher willen sie ins Leben trat, widmen, 
Wir werden von Zeit zu Zeit in diesen Blättern über den Fortgang 
and das Wirken des jungen Instituts Bericht erstatten; einer unserer nächsten 
Artikel über diesen Gegenstand wird sich den Einzelnheiten der Organisation 
der Arbeit in den Abtheilungen und mit den Arbeitsmethoden beschäftigen.
	        
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