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Full text: 44: System Nordsee - Zustand 2005 im Kontext langzeitlicher Entwicklungen

3 Meeresphysik 
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System Nordsee 
3.1 Einführung 
<•> P.Loewe&H. Klein • 
Die Nordsee ist ein flaches Schelfmeer, das über die enge Straße von Dover im Süd 
westen und eine weite Öffnung im Norden mit dem Nordatlantik verbunden ist. Die 
komplexen hydrographischen Verhältnisse sind einerseits durch den Einstrom salzrei 
chen Atlantikwassers, andererseits durch erhebliche Süßwasserzuflüsse und den Ein 
strom salzarmen Ostseewassers über das Kattegat und das Skagerrak bedingt. In der 
geographischen Salzgehaltsverteilung, die relativ geringen jahreszeitlichen Änderun 
gen unterliegt, bildet sich die mittlere zyklonale Nordseezirkulation ab. 
Während die gesamte Nordsee in der kalten Jahreszeit vertikal durchmischt ist, bildet 
sich im Sommerhalbjahr in weiten Seegebieten, in denen sich die am Meeresboden 
erzeugte Gezeitenstromturbulenz nicht bis in die winddurchmischte Oberflächen 
schicht auswirkt, eine thermische Schichtung aus. Im Übergangsbereich zwischen 
Oberflächen- und Bodenschicht werden starke vertikale Temperaturgradienten beob 
achtet. Tiefe und Ausprägung dieser Temperatursprungschicht bilden in der »Vegeta 
tionsperiode« wichtige Randbedingungen für biogeochemische Prozesse, die ober 
halb (Produktion von Biomasse) und unterhalb der sperrenden Sprungschicht (Abbau) 
komplementärer Natur sind. 
Das BSH erfasst über sein marines Umweltmessnetz >MARNET< mit 5 Messstationen 
in der Deutschen Bucht, über eine Vielzahl von Küsten- und Hochseepegeln und Eis 
beobachtungsstationen, aber auch durch Nutzung der Fernerkundung für den Nord 
seezustand relevante Messdaten. Unverzichtbar für die interdisziplinäre Interpretation 
und Bewertung ist die schiffsgebundene räumliche Umweltüberwachung, bei der viele 
physikalische und chemische (auch biologische) Variablen gleichzeitig an identischen 
Positionen bestimmt werden. Zentrale Bedeutung kommt dabei der seit 1998 in den 
Sommermonaten zum Zeitpunkt maximaler Schichtung durchgeführten Beprobung 
der gesamten Nordsee zu. Durch solche quasi-synoptischen und systematischen Be 
obachtungen wird eine Datenbasis geschaffen, die nicht nur die raumzeitlichen Verän 
derungen des Nordseezustands dokumentiert und interpretierbar macht, sondern 
auch für die Validierung hydrodynamischer und ökologischer Modelle Relevanz hat. 
Nachfolgend werden die Besonderheiten der wesentlichen ozeanographischen Zu 
standsvariablen - nämlich Strömungen, Temperatur und Salzgehalt - im Jahr 2005 
dokumentiert und eingeordnet. Ferner werden Seegangs- und Meereisverhältnisse, 
aber auch integrale Zustandsgrößen wie Volumentransporte durch ausgewählte Quer 
schnitte in der Nordsee und Zirkulationsmuster in der Deutschen Bucht behandelt. 
Großer Wert wird dabei stets auf prozessorientierte Interpretationen gelegt, indem ur 
sächliche Zusammenhänge sowohl zwischen den diversen ozeanographischen Zu 
standsanomalien selbst, als auch mit externen Anomalien des atmosphärischen Zu 
stands aufgezeigt werden. Auch die Studien zur Langzeitentwicklung von Hochwas 
serstand und Sturmhäufigkeit, von Nordseetemperatur und NAO oder zum ökologisch 
hochrelevanten Regimecharakter der Nordseetemperatur zielen auf ein systemisches 
Verständnis der Nordsee ab.
	        
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