2.8 Zusammenfassung
System Nordsee
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Luftdruckverteilung (S. 51 ff.)
Die Analyse saisonaler Luftdruckfelder ergab lediglich für den Winter starke Abwei
chungen von der klimatologischen Verteilung (1971 -2000) hinsichtlich Muster und
Intensität. Die Normalität der übrigen jahreszeitlichen Verteilungen resultierte aus der
Balancierung entgegengesetzter, teils erheblicher Anomalien auf monatlichen Zeits
kalen. Die dominante Hauptwetterlage prägte sich dabei gewöhnlich in der Druck
oder Druckanomalieverteilung aus. Die infolge quasi-gleichverteilter Wetterlagen dif
fusen Druckverteilungen im Februar und März schlugen sich in zur Klimatologie (SW)
inversen Anomaliefeldern (NE) nieder. Umgekehrt bildeten sich die aktuellen Vertei
lungen im April (AS) und Mai (W) quasi-identisch in den Anomalien ab, denn die kli
matologischen Druckverteilungen sind für diese Monate extrem diffus. Die atmosphä
rische Zirkulation im Nordseesektor wurde in den Winter- und Herbstmonaten des
Jahres 2005 in grober aber konsistenter Weise durch den NAO-Index erfasst.
Nordseewind (S. 58 ff.)
Aufgrund der besonderen geographischen Lage der Nordsee im Übergangsbereich
zwischen Islandtief und Azorenhoch werden hybride und wirbelhafte Zirkulationsmus
ter auf monatlichen und längeren Zeitskalen unterdrückt, so dass für die Klassifizie
rung entsprechender Luftdruckverteilungen i. d. R. der Windindex über den Vorticity-
index dominiert und maßgebend ist. Der Nordseewind, der dem Windindex bis auf
einen Proportionalitätsfaktor entspricht, ist darum eine gutes quantitatives Maß für den
Luftdruckgradienten im Nordseeraum.
Die Vorherrschaft von Winden aus der westlichen Hemisphäre zeigte sich in einer re
lativen Häufigkeit von 72 %, wobei Winde aus dem NW- und SW-Sektor mit je 36 %
übers Jahr gleichauf lagen. Diese auch auf saisonalen Zeitskalen typischen Verhält
nisse bedingen die wechselseitige Annullierung der Meridionalkomponenten (N/S)
bzw. die Dominanz der Zonalkomponente (W) des Windes und damit gegenüber ska
laren Windgeschwindigkeiten (Vel) deutlich reduzierte Vektorwindgeschwindigkeiten
(V). Die Richtungsstabilität (V/Vel) lag übers Jahr bei 41 % und variierte saisonal zwi
schen 35 % im Frühjahr und 51 % im Sommer. Im »goldenen« Herbst herrschte je
doch nicht nur ein krasses SW:NW-Übergewicht von 44 zu 28 %, auch Winde aus dem
SE-Quadranten erreichten in dieser Jahreszeit ein Extremum von 20 %. Die mit 2.4 m/
s deutlich von 0 verschiedene Meridionalkomponente des Nordseewindes weist auf
massive Warmluftadvektion aus S hin.
Anhand der virtuellen klimatologischen Trajektorie des Nordseewindes wurde der jah
reszeitlich wechselnde Einfluss von Islandtief und Azorenhoch verdeutlicht. Gleichför
mig kräftige Winde aus WSW prägen von Oktober bis März die kalte Jahreshälfte, wel
che unvermittelt in eine Stagnationsperiode im April und Mai übergeht, für die sich
keine bevorzugte Windrichtung angeben lässt (»der April macht, was er will«). Im Ver
lauf des Frühjahrs setzt sich der Einfluss des Azorenhochs durch. An dessen Nord
rand auftretende schwache WNW-Winde sind ab Juni charakteristisch für den Durch
schnittssommer im Nordseegebiet.
Die virtuelle Nettoversetzung entsprach im Jahr 2005 einem mittleren Vektorwind von
3.5 m/s aus W (264°), der sich nur unwesentlich vom klimatologischen Vektorwind un
terschied (3.7 m/s, 256°) und einen mittlerem Rang (16) im 35jährigen Ensemble ein
nahm (Rang 1: 1.8 m/s (1996); Rang 35: 5.7 m/s (1990)). Die skalare Windgeschwin
digkeit erreichte mit 8.6 m/s lediglich Rang 9 im Wertebereichs von 7.6 m/s (2003) bis
10.0 m/s (1990). Die markanteste Abweichung von der klimatologischen Trajektorie