2 Atmosphärenphysik
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System Nordsee
Abb. 2-5 lässt sich als schematische Darstellung der W-Wetterlage aus Abb. 2-3 auffas
sen, die ein Beobachter (bei W) in der Frontalzone zwischen dem Tiefdruckwirbel im
Norden und der Hochdruckzelle südlich davon feststellt. Zur schematischen Approxi
mation anderer Richtungswetterlagen sind die entsprechenden Markierungen der bei
den Druckzeilen in Abb. 2-5 zur Deckung zu bringen. Allgemein gilt: der hohe Druck be
findet sich zur Rechten des Beobachters, sofern dieser dem Wind den Rücken kehrt.
A- & ADIR-Lagen (blau) herrschten an 117, C- & CDIR-Lagen (rot) an 65 Tagen des
Jahres 2005 (Tab. 2-1). Die Anzahl der 1- und 2-tägigen Ereignisse war in beiden Grup
pen mit 24 bzw. 9 gleichgroß. 3- bis 5-tägige Episoden traten in der antizyklonalen
Gruppe 6, 5 und 5mal und damit praktisch gleichhäufig auf; entsprechend lang andau
ernde zyklonale Wetterlagen kamen nur 2, 3 und 1mal vor. Persistentere C- & CDIR-
Sequenzen sind aufgrund des gewöhnlich transienten Charakters von Tiefdrucksyste
men selten und ereigneten sich im Berichtsjahr nicht. Demgegenüber trat im März und
September jeweils eine stationäre Hochdrucklage ein, welche 6 Tage andauerte. A- &
ADIR-Lagen waren im Juni (16), September (14) und Oktober (13) dominant, im Feb
ruar (6) und November (6) vergleichsweise selten. C- und CDIR-Lagen häuften sich
im Juli (13) und blieben im September (1) fast vollständig aus.
Zu Jahresbeginn herrschte über dem Nordatlantik eine ungewöhnlich persistente,
hochbarokline Großwetterlage (vgl. Abb. 2-10,5.55), so dass mit einer westlichen Hö
henströmung Tiefdruckgebiete in rascher Abfolge (>Rapid Development<) Mitteleuropa
erreichten. Von insgesamt 20 Winterstürmen traten allein 15 in den ersten 3 Januar
wochen ein (Tab. 2-1). Für Schlagzeilen sorgten die Orkantiefs >Erwin< (8. 1.), >lngo<
(20. 1.) und >Ulf< (13. 2.), die auf Helgoland in Böen Spitzengeschwindigkeiten von 32,
36 und 35 m/s erreichten (DWD 2005).
Die Gesamtsturmhäufigkeit des ersten Halbjahrs ist dennoch als normal einzustufen,
denn sie lag mit 21 Tagen (Quantilsrang P 6 i) im Interquartilbereich 12/17/27 (Р25/Р50/
P 75 ) des Referenzzeitraums 1971 -2000. (Unter Voraussetzung einer Gaußvertei
lung (Mittelwert 20.2, Standardabweichung 9.6) ergibt sich eine kumulierte Wahr
scheinlichkeit von 53 % (G 53 ).) Demgegenüber war die Anzahl starker Stürme (>SG<)
mit 7 deutlich erhöht (Iqb: 1/2.5/4, P 93 ; G 96 ,). Andererseits erreichte die Sturmfre
quenz im zweiten Halbjahr 2005 mit 5 Tagen ein Rekordminimum seit 1971 (Iqb: 13/
16/23). Aus den jahreszeitlichen Gegensätzen resultiert für das Jahr 2005 eine deut
lich unternormale Gesamtsturmhäufigkeit von 26 Tagen (Iqb: 30/36.5/43, P 8 ; Gi 2 ).
Dennoch dominierten Stürme wie in den vergangenen Jahren die Schadenbilanz der
Versicherer (Deutsche Rück 2005). Für weitergehende Informationen zur Entwick
lung der Sturmhäufigkeit seit 1970 wird auf Abschnitt2.6,5.64 verwiesen.
Die relativen Häufigkeiten aller Wetterlagentypen im Jahr 2005 sind in Tab. 2-2 als Kon
tingenztafel zusammengestellt. Die ersten beiden Datenzeilen bis zur Spalte NW ent
halten die 16 hybriden Zirkulationsformen (ADIR und CDIR), von denen im Durch
schnitt von 1.4 % jede nur an 5 Tagen des Jahres auftrat. Die Felder AU bzw. CU
enthalten die Anteile der reinen Rotationstypen A bzw. C, die Felder UDIR diejenigen
der reinen Richtungstypen DIR (= N, NE, E, etc.), UU den Prozentsatz der nicht klas
sifizierbaren Wetterlagen.
Die auffälligste Änderung gegenüber dem Vorjahr besteht im Rückgang der CDIR-La
gen von 12.6 auf 7.7 % (- 39 %), welcher durch eine Zunahme der Richtungslagen
von 42.7 auf 47.1 (+ 10 %) kompensiert wurde. Die Häufigkeiten der reinen Rotations
lagen stagnierten hingegen bei fast unverändertem A:C Verhältnis von 1.7 (1.8) auf
Vorjahresniveau. Die antizyklonale Wetterlage blieb mit 17 % die häufigste Zirkulati