System Nordsee
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2.2 Nordatlantische Oszillation
Trotz numerischer Unterschiede wird die Zustandsentwicklung der NAO von allen 3 In
dizes offensichtlich qualitativ ähnlich gut wiedergegeben. Im Unterschied zu den Ver
hältnissen im insgesamt sehr windschwachen Jahr 2003 (Loewe et al. 2005) unterlag
die NAO im Jahr 2005 erheblichen Schwankungen um das 0-Niveau, wie anhand der
extremen Auslenkungen im März, August, September und Oktober deutlich wird. Auch
im meteorologischen Winter (DJF-Quartal 2004/5) nahm die NAO (nach häufig neu
tralen, tendenziell negativen Zuständen seit 1996) mit 2.0 einen deutlich positiven Zu
stand ein. Dieser Quartalsindex ist allerdings für den Februar nicht repräsentativ, denn
dieser Monat markierte den Nulldurchgang einer etwa halbjährlichen Oszillation mit
Scheitelwerten im Oktober 2004 (-2.3), Dezember (3.3), März (-3.7), August (2.2)
und Oktober 2005 (- 2.2) 1 . Mit dem monatlichen NAO-Zustand konforme Verstärkun
gen bzw. Abschwächungen der Zonalzirkulation über der Nordsee traten in den Win
ter- (D, J, F, M) und Herbstmonaten (O, N, D) ein (vgl. Abb.2-10,S.55). Die negativen
Zustände im Mai und Juni waren hingegen nicht oder allenfalls mit antiparallen Zirku
lationsanomalien im Nordseeraum assoziiert. Trotz gelegentlicher Übereinstimmun
gen zwischen NAO-Zustand und Nordseezirkulation (z. B. August 2005) ist der NAO-
Index im Sommerhalbjahr kein geeignetes Maß für die Zonalzirkulation stromab
10° W.
2.2.3 Schwingungscharakter
Der dynamische Zustand der NAO lässt sich durch den NAO-Index und dessen Ände
rungsgeschwindigkeit beschreiben und in einem sog. Phasendiagramm darstellen
(Abb.2-2). Die Dichte der monatlichen dynamischen Zustände seit 1879 ist darin ohne
Zeitbezug als relative Häufigkeitsverteilung wiedergegeben. Wäre die NAO ein harmo
nischer Oszillator, dann würde ihre Zustandsentwicklung rechtsdrehend entlang einer
geschlossenen elliptischen Bahnkurve voranschreiten. Ferner würde die höchste Zu
standsdichte in den beiden Bereichen maximaler Auslenkung (Amplitude) und mini
maler Änderungsgeschwindigkeit auftreten, denn der harmonische Oszillator hat eine
U-förmige Wahrscheinlichkeitsdichte (vgl. Abb.3-33,S. 140). Tatsächlich sind die NAO-
Zustände wesentlich komplexer über den gesamten Phasenraum verteilt, denn die Va
rianz der NAO verteilt sich über alle Frequenzen bzw. Zeitskalen. Ein wesentliches
Merkmal der Dichteverteilung (Abb.2-2) sind dabei drei Gipfelregionen mit deutlich er
höhten Wahrscheinlichkeiten für den positiven, quasi-neutralen und negativen NAO-
Mode bei gleichzeitig geringen Änderungsgeschwindigkeiten.
Die ungefilterte dynamische Zustandsentwicklung der NAO, die für das Jahr 2005 an
hand der gelben Kreise in Abb.2-2 nachvollziehbar ist, ist typischerweise durch eine
chaotische Sprunghaftigkeit gekennzeichnet. Erst nach Filterung dieses hochfrequen
ten Lärms treten elliptische Zyklen deutlicher hervor (blaue Kreise), die im wellenför
migen Verlauf von >lpf6< \nAbb.2-1 eine Entsprechung haben. Einer Verfilmung der Zu
standsentwicklung im Gesamtzeitraum war zu entnehmen, dass 3 charakteristische
Oszillationen vorherrschend sind, die prinzipiell die 3-gipflige Dichteverteilung im
Wege der oben beschriebenen maximalen Zustandsdichten eines harmonischen Os
zillators erklären. Die linken und rechten Scheitel der zu diesen Oszillationen gehöri
gen Ellipsen, entsprechen dabei tendenziell den Positionen des linken und mittleren,
des mittleren und rechten, oder des linken und rechten Dichtemaximums in Abb.2-2.
Die hochamplitudige Schwingung zwischen Januar und August 2005 ist ein Beispiel
7. Alle numerischen Werte des monatlichen NAO-Index im Jahr2005 sind in Tab. 2-3, S. 57 gelistet.