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Full text: 44: System Nordsee - Zustand 2005 im Kontext langzeitlicher Entwicklungen

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System Nordsee 
1 System Nordsee 
mation durch Datenkompression, Filterung, Integration, Klassifizierung etc. sind des 
halb Grundvoraussetzung für belastbare Bewertungen. Beobachtungen sind jedoch 
nie flächendeckend oder zu jedem Zeitpunkt verfügbar. Für eine Vervollständigung der 
Zustandsanalyse werden deshalb auch numerische Modelle genutzt, die Beziehun 
gen zwischen den diversen Zustandsvariablen realisieren. 
Eine ganzheitliche Darstellung des vernetzten Zustands der Nordsee in einem linea 
ren Text ist problematisch. Um notwendige Verweise auf andere Berichtsteile zu be 
grenzen, ist der Aufbau so strukturiert, dass Vorwärtsverweise möglichst vermieden 
werden. Ursache für die Veränderlichkeit des physikalischen Nordseezustands ist der 
variable atmosphärische Antrieb. Eine Rückwirkung des Meeres auf die Atmosphäre 
wird vernachlässigt. Ebenso verhalten sich chemische Stoffe gegenüber dem physika 
lischen Zustand passiv: Sie verteilen sich in Abhängigkeit vom Strömungszustand, 
ohne selbst auf die Strömung Einfluss zu nehmen. Die Richtung der skizzierten Wir 
kungskette Atmosphärenphysik => Meeresphysik => Meereschemie spiegelt sich in der 
Abfolge der Kapitel. In den Unterkapiteln werden die Themen, wenn möglich und sinn 
voll, vom Aktuellen zum Historischen und vom Groß- zum Kleinräumigen hin abgehan 
delt. Die Deutsche Bucht als Subsystem der Nordsee wird jeweils im Anschluss an die 
se betrachtet, lokale Zeitserien werden gewöhnlich ans Ende gestellt. 
Der Zustand der Atmosphäre hat erhebliche Bedeutung für den Zustand des Meeres 
und dessen Verständnis. Dabei können auch sehr kurzlebige atmosphärische Ereig 
nisse, insbesondere Stürme, entsprechend kurzfristige (Sturmflut), aber auch nach 
haltige Folgen (z. B. Auflösung der Schichtung) für den Meereszustand haben. Zu 
sätzlich zum Wetterlagenkalender, in dem auch Sturmereignisse verzeichnet sind, 
enthält System Nordsee erstmals eine Analyse der langzeitlichen Entwicklung der 
Sturmfrequenz im Nordseeraum. 
Im Abschnitt Meeresphysik werden die wichtigsten ozeanographischen Zustandsgrö 
ßen in Beiträgen zu Meeresströmung, Seegang, Wasserstand, Temperatur und Salz 
gehalt diskutiert. Informationen zum Meereis findet man unter Temperatur, denn Meer 
eis lässt sich nicht nur als negativer Wärmeinhalt auffassen, sondern ist seit 1996 
aufgrund des erheblichen Wärmeinhalts des Meeres zu Winterbeginn kaum noch auf 
getreten. Der Regimecharakter der Nordseetemperatur, der auch bio-ökologisch von 
erheblicher Bedeutung ist, wird in einen quasi-globalen Zusammenhang zu NAO, 
NPO / PDO und ENSO gestellt. 
Das Kapitel Meereschemie enthält neben dem um eine Langzeitanalyse der Fluss 
frachten erweiterten Nährstoffabschnitt Beiträge zur Belastung der Nordsee mit orga 
nischen Schadstoffen, Spurenmetallen und radioaktiven Stoffen. Neben Hintergrund 
informationen (Quellen, Umweltverhalten, Toxizität) zu den diversen Stoffgruppen und 
Stoffen werden schwerpunktmäßig Konzentrationsverteilungen von Schlüsselstoffen 
(mit stoffklassentypischem Verhalten) im Meerwasser und Sediment präsentiert und 
interpretiert. Besonderheiten bzw. Anomalien werden mit natürlichen Umweltverände 
rungen und / oder anthropogenen Einflüssen in Zusammenhang gebracht. Hervorzu 
heben sind die Konzentrationsverteilungen hydrodynamisch quasi-konservativer Stof 
fe (z. B. Hexachlorcyclohexan-Isomere und polare Pestizide), die oft regional robuste 
Zusammenhänge zum Salzgehalt aufweisen, welche Wassermassenidentifizierungen 
und Quellenzuordnungen ermöglichen.
	        
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