4 Meereschemie
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System Nordsee
Ein exponentieller Ausgleich über den vollständigen Zeitbereich (1989-2005) liefert
für die a-HCH-Konzentrationen einen Abwärtstrend, der durch wenig verschiedene
Halbwertszeiten (h) von 3.8 (>BRIFF<) bis 4.6 Jahren (>Elbe 1<) charakterisierbar ist.
Die Konzentration des a-HCH hat sich demnach in der Deutschen Bucht etwa alle 4
Jahre halbiert. Diese Entwicklung kam jedoch - wie bereits weiter oben erläutert - im
Bereich der Elbfahne (>Elbe 1 <, >LTIEF<) um die Jahrtausendwende zum Stillstand, wie
die realistischere Approximation der tatsächlichen zeitlichen Entwicklung durch stück
weise lineare Anpassung (Tomé und Miranda 2004) belegt. Dass die hier seither sta
gnierenden oder sogar leicht ansteigenden Konzentrationen auf die starken Schwan
kungen im Elbewasser zurückzuführen sind (Abb. 4-23), wird durch die Tatsache unter
mauert, dass der Abwärtstrend weiter westlich bei Borkumriff (>BRIFF<) ungebrochen
fortbestanden hat (Abb. 4-24).
Auch für die Lindanzeitserie ist eine stückweise lineare Anpassung sinnvoll, da die
Lindankonzentrationen an allen drei Stationen bis 1998 praktisch stagnierten und erst
anschließend mit Halbwertszeiten zwischen 1.7 (>BRIFF<) und 2 Jahren (>LTIEF<) dop
pelt so schnell abfielen wie die a-HCH-Gehalte (Abb. 4-24). An der Station >Elbe 1<
sank der Lindangehalt von 2.35 ng/L (1998) um fast 95 % auf 0.15 ng/L (2005). In der
zentralen Nordsee (>DTEND<) ereignete sich der Trendbruch bereits zwei Jahre zuvor
(Loewe et al. 2006).
Trotz der beachtlichen Reduktion von a- und y-HCH in der Deutschen Bucht (und der
zentralen Nordsee) lagen die Konzentrationen hier im Jahr 2005 immer noch um etwa
eine Größenordnung über denen des Atlantikwassers am Kanaleingang (a-HCH:
0.014 ng/L; y-HCH: 0.031 ng/L).
4.3.2.3 HCH-Gehalte des Sediments
Aufgrund der relativ polaren Eigenschaften der HCH-Verbindungen findet nur eine ge
ringe Anreicherung im Sediment statt; die Konzentrationen lagen daher häufig unter
halb der Bestimmungsgrenzen.
In der Deutschen Bucht wurden auch im Jahr 2005 die höchsten Konzentrationen in
Proben der schlickreichen Station >KS11< vor der Elbmündung gemessen. Im Mittel
wurden hier Belastungen mit a-HCH von 0.33 ¡ig/kg TM und mit y-HCH von 0.098 ¡ig/
kg TM festgestellt. Im übrigen Gebiet variierten die Gehalte von < 0.005 bis 0.017 ¡ig/
kg TM.
Aufgrund hoher Konzentrationsschwankungen und des kurzen Beobachtungszeit
raums von zehn Jahren sind Trends gegenwärtig kaum nachweisbar. Lediglich für y-
HCH ergaben sich auf den Stationen des ehemaligen Klärschlammverklappungsge
biets (>KS8<, >KS11<) und der Weißen Bank (>WB1<, >WB5< und >UE20<) rückläufige
Konzentrationen.
4.3.3 Lipophile Chlorkohlenwasserstoffe
Obwohl die drei Schadstoffklassen HCB, PCB und DDT sehr unterschiedliche Anwen
dungen haben und sich chemisch unterscheiden, lassen sie sich gut gemeinsam be
trachten. Alle drei Gruppen sind sehr lipophil (KowWerte von 5 bis 7, s. Fußnote, S. 179)
und in der Umwelt recht stabil (persistent), weshalb sie sich in abiotischer Umgebung
sehr ähnlich verhalten. Ihre Lipophilie bedingt eine hohe Affinität zu Feststoffen und
demzufolge eine starke Anreicherung dieser Schadstoffe in Schwebstoffen und Sedi