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Full text: 44: System Nordsee - Zustand 2005 im Kontext langzeitlicher Entwicklungen

Meeresphysik 
System Nordsee 
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jerman 2005) - mit gravierenden Veränderungen des marinen Ökosystems einhergin 
gen (Hare und Mantua 2000). Das simultane quasi-globale Auftreten dieser Phäno 
mene weist auf ein Zusammenspiel dominanter dynamischer Moden des Klimasy 
stems hin (ENSO, PNA, PDO, NAO). 
Die für den Zeitraum 1969 - 1996 durch hohe Korrelationen belegte Abhängigkeit von 
Winter- und Jahresmitteln der Nordseeoberflächentemperatur vom Winter NAO-Index 
erwies sich in der Folgezeit als ungültig. Früher nur mit stark positivem NAO-Mode ein 
tretende hohe Temperaturen wurden seit dem Temperatursprung 2001/02 sogar über 
troffen, obgleich sich die NAO seit 1997 im Winter überwiegend in einem neutralen, 
tendenziell negativem Zustand befunden hat. Anhand weitergehender Analysen wur 
de gezeigt, dass der NAO-Mechanismus durchaus intakt geblieben ist, dass jedoch 
das NAO Paradigma NAO + (NAO - ) -> warme (kalte) Nordseetemperatur durch -> ge 
ringe (starke) winterliche Abkühlung zu ersetzen ist. Ursache hierfür sind im Sommer 
generierte extreme Warmanomalien, die z. T. bis in den Frühsommer des Folgejahres 
andauern. Diese hohe Persistenz resultiert aus der Wärmespeicherfähigkeit des Mee 
res und wird durch fehlende winterliche Gegenimpulse (neutraler NAO-Zustand) wei 
ter begünstigt. Die möglicherweise mit einer polwärtigen Verschiebung der Hadley-Zir- 
kulation (Hu und Fu 2007) zusammenhängende erhebliche sommerliche Erwärmung 
dominiert seit 1997 den gesamten jahreszeitlichen Temperaturgang. Dies zeigt sich in 
einer hohen Korrelation zwischen Jahres- (Juli bis Juni) und Sommertemperatur, wel 
che die bislang gültige starke Abhängigkeit der regulären Jahrestemperatur von der 
Wintertemperatur ablöst. Die geschilderten Veränderungen sind bio-/ökologisch min 
destens insofern relevant, als sie Wirkungsketten der Sorte NAO -> Temperatur -> ... 
entwerten. Schließlich ist bemerkenswert, dass die Veränderungen zeitgleich mit ei 
ner beschleunigten globalen Erwärmung eintraten (Trenberth et al. 2007). 
Starke Eiswinter traten in der Deutschen Bucht in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts 
quasiperiodisch in Abständen von 7-9 Jahren ein. Der letzte Winter dieser Art ereig 
nete sich 1996 bei erheblich abgeschwächter Zonalzirkulation bzw. negativem NAO- 
Zustand. Das Ausbleiben solcher Winter ist Konsequenz des hohen Wärmeinhalts des 
Meerwassers zu Winterbeginn bei gleichzeitig unzureichenden Abkühlungsraten im 
Winterverlauf (neutraler NAO-Zustand). Die kritische Meerwassergefriertemperatur 
wird nicht mehr oder jahreszeitlich so spät erreicht, dass eine effiziente Eisbildung in 
folge der ab Mitte Februar schnell anwachsenden solaren Einstrahlung unmöglich 
wird. Der Eiswinter des Jahres 2005 war mit einer Eisvolumensumme von 0.03 m 
praktisch eisfrei. Auch der als kalt empfundene gegenwärtige Winter (2009) produzier 
te bezogen auf die Klimatologie 1971 - 1993 in Nordsee und Deutscher Bucht ledig 
lich normale Temperaturbedingungen, die für ein Durchbrechen des geschilderten 
Szenarios nicht ausreichen. 
Salzgehalt (S. 135 ff.) 
Im Winter 2005 war die Nordsee bis in den Bereich der Doggerbank mit salzreichem 
Wasser atlantischen Ursprungs gefüllt. Die relative Nordseefläche mit bodennahen 
Salzgehalten > 35 erreichte eine Rekordausdehnung von 63 % in der 1999 beginnen 
den Zeitreihe. Das starke südwärtige Vordringen von Atlantikwasser stand in ursäch 
lichem Zusammenhang mit unverändert hohen Salzgehalten im Nordostatlantik, ei 
nem erheblichen Sturmaufkommen im Dezember und Januar und massiven 
Volumentransporten über den Nordwestrand. Eine ausgeprägte vertikale Schichtung 
des Salzgehalts wurde im August 2005 in der nordöstlichen Nordsee beobachtet. Die
	        
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