Zusammenfassungen
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System Nordsee
tiert dabei im Langzeitmittel ein zyklonales Strömungsmuster. Dieses auch auf saiso
nalen Zeitskalen für die kalte Jahreszeit charakteristische Muster war im Jahr 2005 nur
im Herbst vergleichsweise gut, im Winter hingegen nur ansatzweise erkennbar, denn
die prägende Wirkung hoher Tiefdruckaktivität im Januar wurde durch sehr wechsel
hafte Wetterlagen im Februar und März weitgehend aufgehoben. Infolge der in beiden
Jahreszeiten gegenüber den Verhältnissen des Vorjahres merklich geringeren Rich
tungsstabilitäten und Reststromstärken, waren die Unterschiede zu den wie gewöhn
lich recht diffusen Strömungsmustern in Frühjahr und Sommer wenig markant.
Analysen der Volumentransporte durch die Straße von Dover, das Kattegat, den west
lichen Abschnitt des Nordrands der Nordsee sowie den Westrand der Deutschen
Bucht zeigen, dass hier im Jahr 2005 auf monatlichen und saisonalen Zeitskalen Ein
strombedingungen vorherrschten. Die Transporte durch den Kanal und den Westrand
der Deutschen Bucht wiesen auf allen Zeitskalen eine enge Kopplung auf; besonders
persistente Einstromphasen und demzufolge hohe Nettotransporte um 0.2 Sv traten
hier im Januar sowie im Oktober und November ein. Der Einstrom durch den westli
chen Nordrand erreichte im Januar unter Sturmbedingungen Stärken von 2-4 Sv;
der monatliche Nettotransport war mit 0.4 Sv ähnlich hoch wie in der von Juni bis No
vember andauernden stabilen Einstromphase. Kennzeichnend für die Verhältnisse im
Ostabschnitt des Nordrands waren auf monatlichen und längeren Zeitskalen entge
gengesetzte, den Einstrom im Westen tendenziell kompensierende Wassertranspor
te.
Die klassifizierten täglichen Reststromfelder dokumentieren als Strömungskalender
die zeitliche Abfolge von Strömungsmustern in der Deutschen Bucht. Im Jahr 2005
(2004) wurden hieran 135 (160) Tagen zyklonale, an 65 (71) Tagen antizyklonale und
an 88 (77) Tagen variable Zirkulationsmuster beobachtet. Der Rückgang der Rotati
onsmuster wurde insbesondere durch den Zuwachs gerichteter Formen (77, 58) kom
pensiert, von denen etwa 3/4 auf N (13), NW (32) und W (14) entfielen. Die Dominanz
zyklonaler Strömungsmuster stach besonders im Januar (Sturmhäufung) sowie im
Oktober/November hervor, als diese Zirkulationsform unter andauernden SW-Win-
den an 16 Tagen in Folge auftrat. Die Zirkulationsmuster waren jedoch insgesamt we
niger persistent als im Vorjahr, wobei variable und gerichtete Muster typischerweise
kurzfristige Übergangsformen darstellen.
Im Rahmen einer Kontingenzanalyse wurde die Abhängigkeit der Zirkulationsmuster
von der großräumigen Wetterlage aufgezeigt. Das antizyklonale Muster ist an Hoch
druck- und NW-Lagen gebunden, das variable Muster an die windschwächeren Aus
prägungen dieser Wetterlagen gekoppelt. SW-Lagen generieren fast ausschließlich
zyklonale Strömungsmuster, während SE-Lagen meist Strömungsmuster mit Vorzugs
richtung N oder NW induzieren.
Seegang (S. 93 ff.)
Seegang ist der winderzeugte Schwingungszustand der Meeresoberfläche. Das See
gangsklima im Jahr 2005 wurde durch saisonale geographische Verteilungen von si
gnifikanter Wellenhöhe, Windsee- und Dünungsrichtung charakterisiert. Die typischen
Verteilungsmuster sind von den vorherrschenden Windverhältnissen und der geogra-
phisch-bathymetrischen Gestalt der Nordsee geprägt. Aufgrund des starken Sturm
aufkommens im Januar überstiegen die mittleren Wellenhöhen im Winter diejenigen
der windschwächeren Vergleichsquartale der Jahre 2003 und 2004. Wind und Wind
see kamen in allen Jahreszeiten im Mittel aus W-lichen Richtungen; die Dünung hatte