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Full text: Jahresbericht 1871

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längs der holländischen und friesischen Fischer-Küste vom Hook van Holland 
an der neu gegrabenen Maas-Mündung bis über Terschelling nach Nordernei 
machte, und dabei einen grossen Theil der Zeit auf dem Wasser zubrachtc. 
Bis Mitte September herrschte in Hamburg das schönste, klarste Herbstwetter 
mit leichten NO.- SO.-Winden, aber wir beobachteten schon 8 Tage früher mit 
zweifelloser Deutlichkeit an dem Zustande der Luft und dem begleitenden Baro 
meterstände selbst bei noch leichten Winden die immer wiederholten Anstren 
gungen des SW., in jenes sich bis Holland erstreckende Gebiet des Ostwindes 
cinzudringen und den Ostwind zu verdrängen, der in Hamburg erst am 16. Sep 
tember dem SW.—NW. Platz machte. So gewissermassen in Fühlung mit dom 
weiter und weiter sich Bahn brechenden SW. konnte ich, gestützt auf meinen 
Taschen-Aneroid von Negretti und Zambra und auf mein Urthcil über den Wind 
und das Aussehen der Luft, es wagen, am Morgen des 24. September auf dem 
Badestrande von Nordernei unter einem Haufen Fischer stehend, bei heiterstem 
Wetter und leichtem SO. Winde, diesen SO. für den bösen Krimperwind zu 
erklären, dem Nachmittags dicker Kegen folgen würde, (und es kam dichtester 
Kegen) Abends 9 Uhr meinen Reisekamoraden zu empfehlen „zu Bette zu gehen, 
wenn sie vor dem Sturm, der um Mitternacht einsetzen würde, noch etwas 
schlafen wollten“ (um 1 Uhr orkanartig aus SW., später NW. mit Alles durch 
dringendem Regen, hier in Hamburg Orkan mit 40 Bln, 18 aus OSO., SO. bis 
N. am 24/25 mit 16 Lin. Regen in Cuxhaven) und um 4 Uhr Morg. am Südstrandc, 
da kein Kapitän zur sonst festgesetzten Stunde fahren wollte noch konnte, 
auf 10"- Ym. blauen Himmel vorherzusagen. Und was sagten die wetterkundigen 
Norderncier zu dem „Kunststücke?“ Dat se der wat van weet’t, wussen wi all 
lang; man dat se't up de stüu w r cet't, da hevven wi nu secn. 
Nun wie die Herren Collegcn im Niet. Office in London durch den Empfang 
täglicher telegraphischer Wetterberichte von ringsumher in Fühlung mit dem 
Wetter bleiben, und höchstens mal von einem unangemeldeten Nordwind jählings 
überrascht werden, das sehen wir, wie aus den Zusammenstellungen der vorigen 
Jahre, so auch wieder aus der oben mitgetheilten ücbersicht des verflossenen 
Jahres. Darum crncuctcr Dank und Bitte um Fortsetzung. Wir warnen von 
hieraus jetzt unsere ganze feste Nordsceküste, und werden hoffentlich auch bald 
Nordernei und Borkum warnen können, sowie den Feuerthum in der Weser. 
Mit der Bereitwilligkeit der grossem Rhcdergescllschaftcn, die Zwecke der 
Secwartc zu fördern, hält nicht Schritt das Entgegenkommen der einzelnen 
Rheder und Kapitäne. Vielfach hat die geforderte Anschaffung der In 
strumente Schuld. Eine Mehrausgabe von 40 Thalern soll fühlbar sein bei 
dem jetzigen Zustande des Ehcderbetricbcs. Wir erkennen die Behauptung 
nicht in ihrem vollen Umfange an; sie mag aber in einzelnen Fällen nicht un 
begründet sein. Jedenfalls benutzen sie Manche als Vorwand, sich den von uns 
gewünschten Beobachtungen zu entziehen« Wir haben nun die Ausgaben des 
verflossenen Jahres so einzurichten gesucht, dass ein Fonds übrig blieb, hin 
reichend um uns von den ersten Mechanikern eine Anzahl Barometer und Ther 
mometer zu sichern, welche wir leihweise an Kapitäne abzugeben beab 
sichtigen, die uns als besonders geeignet für meteorologische Beobachtungen 
erscheinen oder bezeichnet werden. Dies System ist in England das allein 
übliche, und ist man mit den Erfolgen dort sehr zufrieden, namentlich, weil jetzt 
die Auswahl der Instrumente wie der Personen gleich bündige Garantieen 
darbictet. 
Ausleihen 
der 
Instrumente.
	        
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