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Full text: Jahresbericht 1870

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über Luftdruck und Wärme der Luft und See, ausser in den akuten Fällen 
grosserStürme, von geringem Belange für die Schiffsführung sind. Einmal 
wird dabei übersehen, dass weil in allen Oceaneu Strömungen Vorkommen 
von bestimmender Wichtigkeit für den zu steuernden Kurs der Schiffe, und diese 
nicht hinlänglich durch äussere Kennzeichen wie Farbe etc. überhaupt sich 
markiren, und in ihren Veränderungen noch weniger überschauen lassen, man 
sich der wirksamsten Mittel begiebt, gründlich ihre Quellen und Verzweigungen 
kennen zu lernen, zum andern aber, dass uns, die wir uns nicht allein mit der 
Thatsache begnügen sollen und wollen, dass da und dort der Wind, die Strömung 
wahrgeuommen ist, der einzige Schlüssel zu allen Wechseln der Luft- und 
Seeströmungen vorenthalten wird. Winde sind ohne Barometerstände so 
unverständlich, als Meeresströmungen ohue die verschiedenen 
Wärmezustände des Seewassers, welche die Einflüsse der Rotation des 
Erdkörpers auf durchgreifende Art modificiren. 
Man will in der Armee die durchgängige Erfahrung machen, dass die Reiter 
ihr Ross mehr lieben, als die Leute von der Artillerie und vom Fuhrwesen ihre 
Gespanne. So will es uns auch scheinen, dass verhältnissmässig die Beobachtungen 
auf Segelschiffen gründlicher, umfassender und so zu sagen mit mehr Liehe 
angostellt werden, als auf den Dampfern, die sich von Wind und Wetter 
unabhängiger wissen. So wird z. B. die letzte Spalte No. 20, deren üehersohrift; 
„Bemerkungen über Stürme und Unwetter, Strömungen, Seegang, Eis, 
Seekraut, rothen Staub, Sonnen- und Mondhöfe, Stern schuppen, plötzliche 
Aenderungen des Luftdrucks und der Wärme der Luft und der Sec 
u. s. w.“ doch gewiss Veranlassung zu recht vielen und verschiedenartigen Ein 
tragungen zu bieten geeignet ist, von den Führern der Segelschiffe entschieden 
besser bedacht, als von den meisten Beobachtern der Dampfer. Und doch sollten 
selbst jüngere Beobachter, die leider nur zu oft auf Dampfern mit den 
meteorologischen Beobachtungen beauftragt werden, auf den Fahrten zwischen 
Europa und Amerika zahlreiche Veranlassung finden , wenigstens über die oben 
in gesperrter Schrift angedeuteten Erscheinungen zu berichten, mindestens von 
ihren älteren Collegen darauf aufmerksam gemacht werden. Wie gewissenhaft 
wir jede von uns für gewissenhaft erkannte Notiz zu beachten pflegen, darüber 
dürfte die neue „Mittheilung aus der Norddeutschen Seewarte III. Ueber die 
Dampferwege zwischen dem Kanal und Newyork“ die nöthige Aufklärung geben. 
Wenigstens wurde in No. 8589 der Weserzeitung unumwunden anerkannt, „dass, 
was irgend daraus (d. h. aus den alten Journal-Auszügen über die acht ersten 
Fahrtjahre) gemacht werden konnte, das bat die Seewarte daraus gemacht.“ 
Dieselbe gewissenhafte Rücksicht gegen notorisch gute Beobachtungen, die nicht 
durch erfundene, na chträglich gern achte, oder fehlerhaft angestclltc 
— z. B. wenn statt der Wärme des Seewassers die des Speisewassers der Maschine 
oder lange an Deck gestandener Kübel notirt ist — sollen entstellt werden, 
verlangt natürlich nachsichtslose Cassirung der letztem. Fatal sind die in dieser 
Spalte 20 öfters enthaltenen Widersprüche über die Veränderungen der Winde 
und Instrumente gegenüber den in Spalte 11—16 enthaltenen Zahlen. So ist 
die Bcaufort’sche Skala manchen Beobachtern nicht geläufig. Es wird schwer 
sein, allgemeine Uebereiustimmung in der Anwendung der Zahlen zu erreichen, 
doch dürfte für die ausscrtropischen Stürme die Verwendung der Zahl 11 selten, 
der Zahl 12 völlig ausgeschlossen bleiben; dann bleiben 8, 9, 10 für unsere 
Stürme, und kommt man nicht in die Lago, in Spalte 20 von einem „heftigen
	        
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