Ausdehnung
der Warnun
gen über die
ganze Xord-
seeküstc.
Die übrigen 10 Fülle angehend, so hatten wir in J Fall (Nov. 24) Tags
vor einem auch angezeigten SW.-Sturm im Kanal, hier sehweren SSW.- bis SW.-
Sturni von 35.4ä Meilen Fortgang, während in den übrigen 9 Fällen die vor
bereitenden Telegramme hier von leichten bis frischen Winden von einer
Stärke bis zu 19 ,MI begleitet wurden.
In dem furchtbaren Unwetter vom 12./13. Novbr. erreichte der Sturm hier
eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 50.« sm während 8 Stunden, eine bis
dahin noch nie beobachtete Geschwindigkeit des Windes. Es war der Sturm,
in welchem unter Andern die Norderneicr Fischerflotte theilweise gekentert,
zerstreut und vielfach geschädigt wurde, und 10 Mann das Leben verloren; das
Unglück wäre noch grösser geworden, wenn der Sturm ausgebrochen wäre
..1—2 Stunden später“, wenn die Leute alle ihre Fischereigeräthe, die sog.
Wanten, über Bord gehabt hätten, dann „wäre wohl kein Mensch wiedergekehrt“,
so lesen wir in dem Briefe eines Insulaners.
Dieses Unglück steht nicht vereinzelt da.
Im Jahre 1836 am 29. März keuterten auf See im Sturm 5 Fischerschaluppen
der dortigen Flotte und ertranken 16 Fischer.
Im Jahre 1855 am 19. October konterten desgl. 1 Schaluppe, ertranken 3 Fischer.
„ „ 1856 „ 10. November „ „ 2 „ „7 „
„ ,, 18/0 ,,. 12. ,, ,, . ,, 3 ,, „10 „
Nun wird Niemand den Nordcrnciern bestreiten wollen, dass sie wetter-
kundige Leute sind, d. h. hier solche, die für die 4—8 Stunden, welche ein
Fang dauert, sich in dem Urtheil über das bevorstehende Wetter sicher fühlen.
Und dennoch sehen wir hier Hunderte kundiger Leute arglos nach See gehen, um
kaum eine Stunde später von einem rasenden Orkan überfallen zu werden. Was
beweist dringender als solche unabweisbare Thatsache, dass hier nur zu helfen
ist durch telegraphische üebermittelung von Sturmnachrichten aus grösserer
Ferne, und dass, da einmal die Londoner Nachrichten für uns vom höchsten
Belange sind, indem sie Thatsächliches in verständiger, wissenschaftlich geordneter
Auswahl uns bringen, je eher je lieber für eine regelmässige Verbreitung dieser
Sturmtclcgramme längs unserer ganzen Nordseeküste sollte Sorge getragen werden,
während bis jetzt auf Kosten der Seewarte nur nach Wilhelmshaven und
Cuxhaven weiter telegraphirt wurde. Dass die Seewarte zu jeder Mitwirkung
gern bereit ist, hat sic schon wiederholentlich erklärt, und haben wir auch
gegründete Hoffnung, dass diese Angelegenheit bald sachgemäss beorduct sein
wird. Es wird sich dann praktisch herausstelleu, dass es nicht weniger ver
nünftig ist, vorSchiffbruch zu warnen, als es human ist, Schiffbrüchige
zu retten.
Da unsere Bilanz gegen die Londoner Mittheilungen eine sehr ungünstige
ist, so bleiben wir dem dortigen Office nach wie vor verpflichtet, wir hoffen
indessen, wie schon oben angodeutet, bald uns auf ebenen Fuss zu stellen. Den
winterlichen Oststurm im vorigen Februar haben wir in 2 vorbereitenden, und
einem entscheidenden Telegramm rechtzeitig herübergemeldet, wie beiläufig auch
den letzten Schneesturm vom 9. Februar dieses Jahres.
Als weiteren Beweis unserer freundschaftlichen Beziehungen nach auswärts
theilen wir schliesslich im Anhang 3 ein Verzeichniss der bis Decomber 1870
der Seewarte zum Geschenk resp. im Tausch eingesandten Werke mit, indem
wir sämmtlicheu Gebern, Instituten wie Privaten, unsern wärmsten Dank dafür
aussprechen.
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