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Dem D irec t o r werden übrigens von jetzt an regulair zwei Assistenten
zur Seite stehen, ein Steuermann der Handelsflotte, zunächst für die Zwecke
der Abtheilung für Seefahrt, und ein früherer Lieutenant der Seewehr der
Bundesmariue, welcher sich vorzugsweise mit den hydrographisch-meteorologischen
Arbeiten zu beschäftigen haben wird. Von den eben genannten Freiwilligen ist
Herr Zimmerniann am Ende des Jahres von uns geschieden, mit der Absicht
die seemännische Laufbahn zu verlassen und sich polytechnischen Studien zu
widmen. Desgleichen wird Herr Christiansen noch im Laufe des Januars in die
Seewehr eintreten. Für ihren gewissenhaften Eifer, gepaart mit verständniss-
voller Umsicht, ist die Seewarte ihnen beiden verpflichtet.
Die nächste Aufgabe, welche die Seewarte ihrem Programme gemäss Die Aufgabe
sich gestellt hat, besteht bekanntlich darin, die strategische Lücke auszu- g ee ^jj,j. e
füllen, welche in dem Entwickelungs- und Bildungsgänge unserer Seeleute der
vorwiegend taktische Unterricht der Navigationsschulen zurückzulassen
pflegt, mit andern Worten, die Aufgabe der Schule, die Ortsbestimmung
auf See, durch die Aufgabe der Seewarte, die Wegbestimmung über
See, zu ergänzen. Wie schon an einem andern Orte (vergl. Börsenhalle vom
August 1869, Weserzeitung vom August 1869) weiter ausgeführt ist, wird
diese unvermeidliche Lücke iu dem Lehrstoff aller Navigationsschulen bleiben,
so lauge nicht durch die Thätigkeit der Seewarten eine gründlichere und populäre
Kenntniss der oceanischen Witterungs- und Strömungs-Verhältnisse gewonnen
ist. Nur eine umfassende Beherrschung der faktischen Zustände mit allen ihren
periodischen Wandelungen, und eine möglichst gründliche Erklärung derselben
durch die kosmische Physik wird den freien Blick gewähren, welcher nöthig ist,
um jedem Schiffe für jede Zeit des Jahres in grossen Umrissen den denkbar
und erfahrungsmässig besten Weg über den Occan vorzuzeiclmcn, ihm die mög
lichen Fehler, die gemacht werden können, zu signalisircn, und nicht allein die
meteorologischen, sondern zugleich auch gewisse physische Momente walten zu
lassen, welche die richtige Mitte zwischen absolut strenger Befolgung guten
Käthes an einer Stelle, und einer gewissen Licenz an anderer Stelle einzuhalten,
an die Hand gehen. Gerade dadurch unterscheiden sich die Segclanwcisungen
der Norddeutschen Seewarte mehr und mehr von allen übrigen allgemein ge
haltenen Segelanweisungen, dass sie nicht allein eine bestimmte Jahreszeit mit
ihren schon bekannten oder den zu erwartenden Chancen zu Grunde legen,
sondern auch an die individuellen Leistungen eines bestimmten Schiffes und die
Erfahrungen eines bekannten Schiffsführers sich addressiron. Auf diese Art
wird auf eine unmittelbare Wechselwirkung hingearbeitet, welche, wir können
es zu unserer grossen Freude constatireu, nicht allein schon nenuenswerthe
materielle, sondern noch erfreulichere persönliche Früchte zu tragen beginnt.
Mit einem Wort: die Seewarte, unter Umgehung jedes äusseru Zwanges, appollirt
an die Ueberzeuguug und Hingebung der Herren Kheder und Kapitäne, sie in ihren
auf das Wohl der vaterländischen Schifffahrt gerichteten Bestrebungen zu unter
stützen, und wird nach wie vor bereit sein, jeden guten Rath den sie empfängt,
jede wahrheitsgetreue Beobachtungsreihe, welche ihr zur Bearbeitung übergeben
wird, überall jede ernstgemeinte Auskunft in irgend welcher Form, zum allge
meinen Nutzen der Schifffahrt sofort zu verwerthen.
Es folgt aber aus der Natur dieses Verhältnisses, dass es einerseits gil^ru.^
nicht die Absicht des Instituts sein kann, Segelanweisungen auszustellen, o h u e