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welchem Grade systematisch angestellte und durchgeführte Wetterbeobachtungen
zu einer bestimmten Erkenntniss der normalen Witterung einer Gegend, und
darüber hinaus zur richtigen Beurtheilung des augenblicklichen und vielleicht
nächst bevorstehenden Wetters geeignet sind. Die Seewartc hat sich selber auf
diese Art eine auf Thatsacben basirte meteorologische Orientirung geschaffen,
welche ihr hei ihrem täglichen Wetterbericht eine willkommene, wenn auch häufig
nicht ausreichende Hülfe gewährt: die Unterschiede des Elb- und Weserwetters
geben täglich Stoff zum Nachdenken. Um einen Vergleich anzubahnen, sind in
dem Wetterkalender nun zunächst die zehnjährigen Mittel der Tageswärmen zu
drei verschiedenen Stunden um 7 U , 2“ und 9u aufgeführt und die resultirenden
Monatsmittel zusammengestellt mit den Monatsmitteln einer Anzahl (14) Stationen
zwischen Eutin bis Lingen. Daneben laufen her die zehnjährigen Temperatur
mittel des Weserstromes, eine Bcobachtungsreihe, welche bis jetzt einzig in ihrer
Art dasteht, die fünftägigen Mittel der Luft und des fliessenden Wassers, endlich
eine Anzahl Monats-Maxima und -Minima aus den verschiedenen Jahren, die
Grenzen der Temperaturbewegung darstellend. Das ist der Inhalt einer jeden
ersten Blattseite eines Monats. Auf der zweiten Blattseite erkennt man zunächst
die Häufigkeit und Stärke der Winde, nebst der Zabl und Art der Stürme, und
die durchschnittliche Richtung und Stärke aller Winde des Monats. Weiter
folgen die für die Landwirtschaft so wichtigen Mittel der monatlichen Nieder
schläge im Ganzen und hei jedem Winde, ferner, um die Kraft der Insolation
anzudeuten, die durchschnittliche Menge der sonnenhellen oder wolkenlosen,
der heitern, der trüben und der völlig bedeckten Tage, der Anzahl Tage mit
Thau, Nebel, Reif, Regen, Schnee, Regen mit Schnee, Graupeln, Hagel, Schlossen,
Niederschlägen übernaupt, mit Gewittern, Wetterleuchten, entferntem Donnern
und einer Temperatur unter 0" oder über 20° R. An diese statistischen Angaben
über die Zustände des Luftmeeres schliessen sieh Andeutungen über den Grad
der Bewegungen in demselben, hervorgehend aus den mittleren, höchsten und
niedrigsten Barometerständen und die mittleren, höchsten und niedrigsten
Spannungsgrade des Wasserdampfcs in der Atmosphäre. Alle diese Angaben
wiederholen sich für jeden Monat des Jahres und repräsentiven in ihren Ver
änderungen die jährliche Witterungsperiode, welche ausserdem noch in einer
ganzen Sammlung von Monats- und Jahres-Tabellen nach allen Richtungen hin
darzustellon versucht ist. Den Schluss des ganzen Kalenders und die Summe
aller Daten bildet die Schilderung des Einflusses, welche in jedem Monat ein
beliebiger Wind auf den normalen Gang der Instrumente, die Bewölkung des
Himmels, die Spannung des atmosphärischen Wasserdampfes und die Höhe der
atmosphärischen Niederschläge ausüht.
Einige So verlockend es nun auch wäre, aus dein grossen Material einige tabellarische
Resultate derüebersichten vorzuführen, so ziehen wir es doch vor, verschiedene Datenreihen
Wefterbeob ^ es e ^ nma ^ gedruckt vorliegenden Kalenders*) zusammenzustellen mit den in der
achtuno-en Seewarte und in Cuxhaven mit gleichen und geprüften Instrumenten in den
der Seewarte J a b }• e n 1 868 und 1869 ang es teilten Beobachtungen. Wir lassen
indessen alle jene Uebersichten weg, denen eine langjährige Beobaohtungsreihc
naturgemäss zu Grunde gelegt werden muss, und enthalten uns überall neue
Mittelwerthe zu berechnen, da das für eine zweijährige Beobachtungszeit verlorene
Arbeit wäre.
*) Im Verlage von Mauke Söhne hier erschienen.