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gischer Beobachtungsstationen überhaupt eine deutsche Idee ist, und
dass Mannheim die erste Centralstation war, wo die Beobachtungen von vierzehn
deutschen und sechszelm auswärtigen Stationen (Gymnasien und Universitäten),
auf Anregung des Kunst und Wissenschaft liebenden Kurfürsten Karl Theodor
von der Pfalz, seit 1780 zu den Ephemerides Societatis meteorologicae Pala
tinae bis 1795 hin verarbeitet wurden. Aus ihnen und den eigenen Beobach
tungen entnahm Alexander von Humboldt die Data zu den von ihm erfundenen
Isothermen und der „Theorie der Vertheilung der Wärme auf der Erdoberfläche,“
mit welchem Epoche machenden Werke die bis dabin kümmerlich und unstät
vcgetirende empirische Meteorologie allgemein wissenschaftliches Ziel und System
bekam. Die Mannheimer Akademie ging freilich unter im Sturme der Revo-
lutionskricge, aber im Jahre 1832 gründete Dove in Berlin das Netz der
preussischen meteorologischen Stationen) welches sich jetzt über ganz
Nord- und Mitteldeutschland und Theile vonriSüddeutscliland erstreckt, und mit
seinen 134 aetiveu Stationen sich an 127 österreichische, 73 schweizerische,
38 italienische, 34 französische, 27 spanische, 57 englische, 8 niederländische,
4 belgische und 40 russische Stationen anschliesst. Eine Ergänzung dieser, so
wie der 142 festländischen meteorologischen Beobachtungsstationcu der Ver
einigten Staaten von Nordamerika und zahlreicher festländischer Observatorien
in andern Gegenden der Erde sollen die Wanderstationen der Seeschiffe
sein, und ist das zunächst aus allen ihren Beobachtungen zu ermittelnde praktische
Resultat: die Verbesserung alter und die Auffindung neuer passender Seewege.
Der wissenschaftlichen Meteorologie soll erst in zweiter Linie ihr Recht werden,
wenn man so sagen darf. Aus dieser Andeutung ergiebt sich aber zur Genüge,
dass es für Deutschland eine nationale Ehrensache war, das zuerst begonnene
Werk nach allen Richtungen weiterzuführen und der Gefahr zuvor zu kommen,
die aus längerer Theilnahmlosigkeit oder gar verfehlten Bestrebungen für die
eigene Rhederei und Schiffahrt erwachsen konnte. So ist die Norddeutsche
Jäecwarte, wie -schon ihr Namer yevräth, eine Schöpfung des Jahres IS6(L- Sie
ist eine der vielen Aeusserungen neuerwachter Lebenslust des deutschen See
handels, nachdem die Schlagbäume des Partikularismus in unserm Norden
gründlich beseitigt, das Gefühl der Zusammengehörigkeit uns wiedergegeben und
besonders unsern Handelshäusern, Rhedern und Seefahrern die wohlthuende
Gewissheit geworden, dass ein mächtiger Einheitsstaat die Führung der gemein
samen Flagge in allen Meeren veranlasst hat.. Wie belebend dieses wieder
erwachte Selbstgefühl ein gebildetes Volk zur Weiterentwickelung seines See
wesens spornt, beweist nichts mehr als die characteristi sehe Thatsache, dass die
Nation in so vielen Fällen (ausser in denjenigen, wo die Staatsgewalt die
natürliche Prärogative hat, wie z. B. bei der Stiftung der deutschen Bimdcs-
konsulate, der Kriegsmarine u. s. w.) selber die Initiative ergriffen und sich
zum Ziele gesetzt hat, der Bundesgesetzgebung das nöthige Material und die
bereiten Vorlagen zu einsichtigem weitern Vorgehen zu schaffen. Es ist das
eine Art der Selbsthüife, welche die Fähigkeiten beider Pactoren in die richtige
Wechselwirkung setzt, und ihre gegenseitigen Gerechtsame ehrt. Auf solch’
gesunder Basis wird das öffentliche Wohl am sichersten gefördert.
Zweig- Nun leuchtet ein, dass eine Vertheilung der zu den Beobachtungen nötbigen
Stationen. Instrumente von einem Centralpunkte sehr misslich, eine Prüfung vorhandener
Instrumente fast unmöglich, eine Abgabe der Wetterbücher mindestens zeit
raubend und kostspielig geworden wäre. Daher waren die Bestrebungen der