7
In diesem Sinne ist die Handelskammer in Hamburg bereitwilligst auf ein
Anerbieten eiugegangeu, welches ihr vor einigen Monaten Herr Wilhelm von
Freeden (bisher Rector der Navigationsschule in Elsfleth) machte. .Dieses ging
dahin, in Hamburg, als dem im Mittelpunkt des ganzen norddeutschen Seeverkehrs
gelegenen Platze, versuchsweise, zunächst für zwei Jahre, ein nautisch-meteoro
logisches Institut zu begründen, wenn hierzu das erforderliche Lokal, die noth-
wendigen ersten Einrichtungen und die bereitwillige Mitwirkung von Rheder»
und Seeleuten gewährt würden. Ein durchaus passendes Lokal für das Ceutral-
,Bureau hat sich im Hamburger Seemannshause gefunden. Die Bremer Handels
kammer wird ihrerseits gleichfalls das Unternehmen bestens zu fördern suchen.
Für die uothwendigsten Ausgaben haben die beiden Handelskammern bestimmte
Summen angewiesen, und eine Anzahl bekannter Rheder in Hamburg wie in
Bremen haben ihre Mitwirkung zur Herbeiführung guter Beobachtungen und
regen Verkehrs zwischen dem neuen Institut und den Schiffsführern sowie eventuelle
sonstige Unterstützung zugesagt.
Mit dem I. Januar 1868 wird hiernach unter der Direetion des Herrn
W. von Freeden
die Norddeutsche Seewarte,
Erste Abtheilung — oder Abtheilung für Seefahrt *),
in Wirksamkeit treten.
—Das von der Norddeutschen Seewarte zunächst in's Auge gefasste praktische
Ziel ist die Sicherung und Abkürzung der oceanischen Seewege.
Zur Erreichung dieses Zwecks kann man nur gelangen, wenn durch massen
haft eingelicferte zuverlässige Beobachtungen unsere Kenntniss von den oceanischen
Strömungen und Winden, von den Kigenthümlichkeiten der Gezeiten an vielen
Stellen des Meeres, von der Missweisung des Compasses, von den der Schiffahrt
so gefährlichen grossen Gleichgewichtsstörungen der Atmosphäre u. A. erheblich
bereichert sein wird. Die Schiffsführer sind allein im Stande, dem Institut die
Data zu solohen Untersuchungen zu liefern; ihre Aufgabe ist es, mit hingehendem
Gemeinsinn und mit verständiger Einordnung in ein generelles System, in eigens
dazu eingerichteten Journalen und nach der ihnen hierüber ertheilten näheren
Anleitung, zuverlässige Beobachtungen zu sammeln und dieselben nach beendeter
Reise dem Institut einzureichen. Die Sache der Rheder aber ist es, ihre Schiffs-
führer in jeder Weise zu solchen Beobachtungen aufzumuntern und namentlich
sie durch Anschaffung guter und geprüfter Instrumente hierzu in den Stand zu setzejp
Die hauptsächlichen Aufgaben der auf solche Weise unterstützten „Nord
deutschen Seewarte“ werden zunächst im Folgenden bestehen:
]) Es werden zunächst in Hamburg und Bremen tadellose Normal-Instrumente
anzuschaffen und mit den gleichen Instrumenten der meteorologischen Institute
in Utrecht, London und Berlin aufs genaueste zu vergleichen sein. Mit den
Normal-Instrumenten der Norddeutschen Seewartc müssen dann die an Bord der
jenigen Schiffe, wo Beobachtungen angestellt werden sollen, zu führenden
Instrumente in Bezug auf ihre eigenthümlichen Fehler, vor und nach der Reise,
sorgfältig verglichen werden, weil Beobachtungen ohne solche Prüfungen wenig
Werth haben. Die Vergleichung der von den Sohiffsführern selbst eingclieferten
Instrumente und die Attestirung darüber werden Seitens des Instituts unent
geltlich geschehen.
*) Die zweite Abtheilung wird später aus der Abtheilung für Meteorologie bestehen,