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der Sicherung und Kürzung der Seewege. Da indessen die von Admiral Fitzroy
eingeführteu Sturmwarnungen, so wenig verlässlich sie auch damals waren,*) doch
viele Freunde gefunden hatten, so besteht ein zweiter Theil der Thätigkeit des
Met. Amts darin, statt nach Fitzroy'scher Weise etwa bevorstehende Stürme
zu signalisireu, jetzt den meist bedrohten Küstenplätzen ringsum au der gross-
britannischen Küste und einzelnen Contiuentalplätzen den wirklichen Aus
bruch eines Sturmes zu telegraphiren, der dem Met. Amt in den regelmässig
frühmorgens von einer Menge von Küstenplätzen eiugesandten Wettertelegrammen
angezeigt ist. .Hamburg, resp. die Norddeutsche Seewarte, ist einer dieser
Continentalplätze, dem jedesmalige Kunde von in und um Grossbritannien ausge-
hrocheuen Stürmen sofort telegraphisch zugeht, wogegen die Seewarte sich ver
pflichtet hat, Contineutalstürme aus Nord-Ost bis Süd-Ost rechtzeitig nach London
zu melden. Leider hat ein telegraphischer Austausch täglicher Wetterberichte
wegen der bedeutenden Gebühren auf den Privatleitungen noch nicht ausgeführt
werden können, doch ist sichere Aussicht gemacht, sobald die vorhandenen
Telegrapheu-Leitungen in das Eigcntluun des Staates übergegangen seien —
was nahe bevorstehen soll — dass dann ein für beide Theilc kostenloser Aus
tausch solcher gemeinnütziger Telegramme eintreten könne. Bis dahin fällt
allerdings fast der ganze Kostenbetrag der Telegramme dem Met. Office in
London zu, dem sich die Norddeutsche Seewarte deshalb sehr zu Dank ver
pflichtet fühlt. Die z. B. für die See-Assecuranzeu wichtigen Sturmtelegramme
werden in der ßörsenhalle und an der Börse sofort veröffentlicht, und falls der
Stand der hiesigen Warnehmungeu cs wahrscheinlich macht, dass der Sturm
auch die Elbmüudung erreichen wird, mit Genehmigung der „Deputation für
Handel und Schiffahrt“, durch Hissung der Fitzroy'schen Trommel von dem
Thurm des Seemannshauses und gleichzeitig in derselben Weise in dem von
hier aus telegraphisch benachrichtigten Cuxhaven bekannt gegeben. Achnliche
Bekanntmachungen an der Weser-, Jade- und Emsmündung sind beantragt. Die
Seewarte ist eben nach allen Seiten erst in statu nascente **)
*) ln einem von F. Galten, Th. Fairer und Fr. Evans Unterzeichneten commissarischen
Parlamentebericht von 186(5 wird in Bezug auf diese Sturmwarnungen eine doppelte Zu
sammenstellung ausgeführt: einmal werden nämlich alle Fälle, in welchen Sturmwarnungen
gegeben waren, verglichen mit den vom meteorologischen Department gesammelten Nach
richten, ein anderes Mal mit den Daten des Wreck-Dcpartment. einer andern Abtheilang
in 42 Fällen unter ICO, wenn aber auch die Richtung des Windes berücksichtigt wurde,
so stimmten blos 28 % der Sturmsignale mit der Wirklichkeit überein.
Bis Endo December sind der Seewarte 37 Telegramme mit Anzeigen von wirklich
ausgobrochenen Stürmen und heftigen Winden, die in Stürme übergehen könnten, vom
Met. Office in London zugegangen. In 19 Fällen kam der Sturm in der folgenden Nacht
oder dem folgenden Tage melier, darunter 5 Male aus anderer, gewöhnlich aus etw'as
südlicherer Richtung, z. B. statt NW. kam W. oder SW.; in 9 Fällen folgte steife Briese,
darunter 3 Male aus südlicherer Richtung, in 6 Fällen hatten wir leichten Wind, darunter
4 Male aus südlicherer, resp. östlicherer Richtung, und in 3 Fällen hatten wir schon vorher
steifen Wind, nämlich statt SW., Ost-, statt WSW., OSO., statt N., Ostwincl.
Ganz häufig gissen wir von dem hohen Ausguck der Seewarte über den östlichen,
südlichen bis westlichen Horizont die englischen Stürme schon 4 bis 5 Standen vor An
kunft des Telegramms an der rothgelben Färbung des Himmels, anfangend in SO. und
sich herüberziehend bis SW. Das Zeichen ist ziemlich sicher, so lange nicht Wolken