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Full text: Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie

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Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie usw. 1926, 
Vormittage in den meisten Fällen rasch auflösen, Nur wenn höhere Wolken- 
decken, wie dies namentlich bei Alto-Stratus und Strato-Cumulus-Bewölkung be- 
obachtet wird, die Einstrahlung behindern, lösen sie sich langsamer auf, Außer- 
dem aber herrscht über dem Nebel in vielen Fällen eine ausgezeichnete Sicht, 
so daß mehrmotorige Flugzeuge, die selbst nach Ausfall eines Motoraggregats 
geradeaus weiterfliegen können und daher mit der Gefahr einer Notlandung im 
Nebelgebiet nicht zu rechnen brauchen, unbedenklich Gebiete flachliegender 
Boden- und Strahlungsnebel überfliegen können. Die über den Nebel empor- 
ragenden Hügel- und Berggebiete im Süden der Flugstrecken Hannover— Amster- 
dam und Bremen— Amsterdam geben dann sichere Leitlinien für die Ortung ab. 
Bei den anderen angeführten Gegenden handelt es sich dagegen um tiefer 
kommende niedrige Stratus- oder Nimbus-Decken oder um Verstärkung eines 
Mischungs- oder Wogennebels, wenn diese Stellen den Luftverkehr sperren. 
Höhere Feuchtigkeit und tiefere Temperaturen als in der Umgebung sind in 
diesen Geländen für die Verstärkung der Kondensationserscheinungen zunächst 
verantwortlich zu machen, Sodann aber wird in den genannten Gebieten die 
virtuelle Reibung der darüberströmenden Luftmassen verstärkt — in Wald- 
gebieten mechanisch am Baumbestande, in Moor- und Seengebieten mechanisch 
durch den Wechsel von Wasser- und Landoberfläche und thermisch durch die 
wechselnden Temperaturverhältnisse des Untergrundes, Es bildet sich daher 
über diesen Gegenden häufig eine Turbulenzzone mit verstärktem vertikalen 
Temperaturgefälle bei Senkung der Kondensationshöhe aus, Es ist bemerkens- 
wert, daß nach den vorliegenden Streckenerfahrungen Wald- und Moorgebiete 
sich nicht nur durch verstärkte Nebelhäufigkeit, sondern auch durch verstärkte 
Böigkeit auszeichnen. 
Bei hoher Feuchtigkeit der Luft, wie sie namentlich nach Regen vorhanden 
ist, bilden sich zur Zeit der tiefsten Temperatur im täglichen Gange, also in 
den frühen Morgenstunden, oder aber beim Zuströmen kälterer Luftmassen dicht 
über den Baumkronen Nebelflöckchen ähnlich dem Seerauch über warmen 
Wasserflächen; die Wälder „dampfen“. Die Weiterentwicklung der Nebelflöckehen 
führt entweder zur Bildung niedriger Fracto-Stratus- oder Fracto-Cumulus- 
Wolken oder aber nach Auflösung der Nebelflöckehen zu einer Dunstschicht über 
dem Walde, 
Reichen Abkühlung und Feuchtigkeit zur Kondensation nicht aus, so ergibt 
das Vorkondensationsstadium bereits eine Verschlechterung der Sicht, einen 
Dunstschleier, der in vielen Fällen über Wald- und Seengebieten lagert, selbst 
wenn außerhalb von diesen die Sichtverhältnisse gut sind, 
Bildet sich bei Kaltlufteinbrüchen über verhältnismäßig warmen Wasser- 
flächen der Seen Seerauch, Nebel, der in Form von Flocken aufsteigt, und ist 
auch außerhalb des Bereichs des Seengebietes bereits eine niedrige Wolkendecke 
vorhanden, so können Seerauch und Senkung der unteren Wolkengrenze über 
den Seen bewirken, daß die Wolken in einzelnen Schwaden praktisch bis zum 
Boden herabreichen, wie ich beispielsweise zwischen Hamburg und Stettin am 
30. November 1925 über Mecklenburgs Seen beobachten konnte. Auch auf der 
Ostsee wird bei kalten ablandigen Winden im Spätherbst und Frühwinter ge- 
jegentlich starker Seerauch beobachtet, der unten jede Sicht nimmt, über dem 
aber bereits in Mastkorbhöhe gute Sicht herrscht. Für den Luftverkehr auf 
See werden solche Lagen von erheblicher Bedeutung sein, da sie ein Anwassern 
der Maschinen nicht erlauben. 
4, Übergangsgebiete vom Flachland zum Bergland. 
Die von Hamburg und Hannover nach Köln, Essen, Dortmund, nach Frank- 
furt a, M, und nach Leipzig ausstrahlenden Fluglinien erreichen die Mittelgebirge 
am Teutoburger Wald und der nördlich vorgelagerten Kette des Wiehengebirges, 
am Deister und Süntel südwestlich von Hannover und an der Ostabdachung des 
Harzes, Häufiger als ihre Umgebung sind diese Randgebiete von Schlechtwetter 
betroffen; es kommt vielfach vor, daß am Gebirgsrande die Wolkenhöhe wesentlich 
niedriger ist als in den südlicheren Mittelgebirgsabschnitten, obwohl diese größere
	        
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