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Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie usw, 1926.
Die Häufigkeit bestimmter Luftdruckwerte an bestimmten Tagen.
Von A. Sehmauss, München,
(Hierzu Tafel 4.)
Nachdem ich in einer früheren Arbeit!) die Häufigkeitsverteilung der Lulft-
druckwerte von München in den einzelnen Monaten untersucht hatte, interessierte
mich die Frage, ob auch die Verteilung auf die einzelnen Tage denselben
Aufbau zeigen würde. Zu diesem Zwecke wurde für jeden Tag der Jahre 1881
bis 1925 registriert, welches zur Zeit der Morgenablesung der Luftdruckwert
gewesen war. Über Häufigkeiten, mit denen die hauptsächlichen Werte 710 bis
724 mm (7095 bis 710.4 mm = 710 mm gesetzt) vertreten waren, unterrichtet
Tafel 4. Es werden der Raumersparnis halber nur die präziseren Sommermonate
mitgeteilt. Unter die Häufigkeitskurven der einzelnen Tage sind aus der früheren
Arbeit die Häufigkeitskurven der ganzen Monate gesetzt, welche das Additions-
ergebnis der damals veranlagten Jahre 1881—1920 darstellen und die relative
Häufigkeit der einzelnen Druckwerte zum Vergleiche erkennen lassen,
Die Lebendigkeit der Kurven ist überraschend. Es erhebt sich die Frage,
ob sie ein Zufallsergebnis ist oder ob die Verlagerung der Scheitelwerte, ihre
gelegentliche Aufteilung auf mehrere Werte, der Wechsel von Tagen mit relativ
hoher Präzision der Scheitelwerte mit solchen geringer Präzision einen physi-
kalischen Grund hat,
Zugunsten der letzteren Annahme spricht die Tatsache, daß der Gang des
Luftdruckes kein regelloses Geschehen ausdrückt, sondern durch die Superposition
einer Reihe von Schwingungen zustande kommt. Ich erinnere z. B. an die Wetter-
folge im Jahre 1922, welche der unmittelbare Anlaß zu Weickmanns bedeutungs-
voller Arbeit über „Wellen im Luftmeere“ geworden ist. Beginnend vom 7. Mai
irat, dem Gedächtnis besonders eindrucksvoll, gerade an den Sonntagen gutes
Wetter ein. Der Rhythmus der zugehörigen Luftdruckverteilung ließ sich bis
Ende August verfolgen, nur verlagerte sich das schöne Wetter im späteren Ver-
laufe auf die Montage usw., da der Rhythmus nicht genau 7.0, sondern 7.2 Tage war.
Solche siebentägigen Perioden guten oder schlechten Wetters müssen übrigens
im Mai und Juni öfter vorkommen, wie man der in Süddeutschland verbreiteten
Volksregel entnehmen kann: „Regnet es am Dreifaltigkeitssonntag (Sonntag nach
Pfingsten), dann regnet es an den sieben folgenden Sonntagen.“ Wenn es auch
nicht so wörtlich zu nehmen ist, bleibt es immerhin beachtenswert, denn frei
erfunden sind solche Regeln nicht, sie sind meist nur übertrieben, z, B. zugunsten
der heiligen Zahl 7. Das Phänomen trat jedenfalls doch so oft ein, daß es dem
Gedächtnis haften bleiben konnte.
Weickmann hat gezeigt, daß Symmetriepunkte des Luftdruckganges immer
vorkommen können, daß aber eine Häufung zu bestimmten Jahreszeiten unver-
kennbar ist. Solche Häufungsstellen scheinen insbesondere die Sommer- und
Wintersolstitien zu sein. Das ganze Schwingungssystem ist also doch gewisser-
maßen kalendermäßig festgelegt und nur die variablen Temperaturverhältnisse
der Troposphäre verursachen seine Verzerrung. Nimmt man aber viele Jahre
zusammen, dann wird man für jeden Tag eine Art Wiederkehr erwarten dürfen.
Das ist nun in der Tat der Eindruck, den die Figur erweckt. Man sieht
wellenartige Vorgänge am Werk, namentlich wenn man die Häufigkeit eines
vdestimmten Druckwertes durchlaufend verfolgt.
Viele Tage haben ausgesprochen zwei und mehr Scheitelwerte des Luftdruckes:
man sieht, daß mit einer gewissen Regelmäßigkeit sich das eine oder andere
System der Luftdruckverteilung herausbildet je nach der Zugehörigkeit zum
polaren oder äquatorialen System. Wieder andere sind dadurch ausgezeichnet,
daß sich kein Wert als führend zeigt.
Besonderes Interesse beanspruchen natürlich die Zeiten, in denen über mehrere
Tage hin hohe Präzision sich ergibt. Bei einer 45 jährigen Reihe dürfen Werte 28
1) Bayr. Met, Jahrbuch 1925, Anhang F.